Israels Team hat sich neu gefunden

"Er ist ein netter Mensch und ein guter Trainer. Wir lernen viel, er weiß viel über Fußball", Munas Dabbur über Andreas Herzog.
"Er ist ein netter Mensch und ein guter Trainer. Wir lernen viel, er weiß viel über Fußball", Munas Dabbur über Andreas Herzog.(c) APA/EXPA/STEFAN ADELSBERGER (EXPA/STEFAN ADELSBERGER)
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Munas Dabbur genießt im israelischen Nationalteam das Vertrauen von Andreas Herzog. Salzburgs Torjäger schätzt Konzept und Zugang des Wieners, in denen Religion keine Rolle spielt.

Wien. Österreichs nächster EM-Gegner, Israel (Sonntag, 18 Uhr, live, ORF eins), hat starken rot-weiß-roten Bezug, schließlich stehen mit Sportdirektor „Willi“ Ruttensteiner, Tormanntrainer Klaus Lindenberger, Teamchef Andreas Herzog und neuerdings Mentalberater Markus Rogan gleich vier Österreicher beim Verband unter Vertrag. Und auch Torjäger Munas Dabbur, profiliertester Fußballer der israelischen Nationalmannschaft, hat die Alpenrepublik in seiner Zeit bei Salzburg bestens kennengelernt.

Unter Herzog fühlt sich Dabbur endlich auch in der Nationalmannschaft wertgeschätzt. Seit dessen Amtsübernahme ist er gesetzt und möchte das Vertrauen, das der Wiener in ihn setzt, in der anstehenden EM-Qualifikation mit Toren belohnen. In den bisherigen 13 Länderspielen hat der 26-Jährige dreimal getroffen. „In den vergangenen Jahren habe ich nicht wirklich eine Chance bekommen“, erklärte Dabbur. Unter Herzog sei das nun ganz anders. „Er hat mir das Vertrauen gegeben. Er weiß, dass ich dem Team helfen kann. Ich tue alles, um zurückzuzahlen, was er mir gegeben hat.“

Über die Vergangenheit will Dabbur nicht zu viele Worte verlieren. „Jeder hat darüber geredet, warum ich nicht spiele, viele haben die Gründe nicht verstanden. Aber die Trainer haben andere Spieler einberufen.“ Seine arabische Abstammung dürfte nicht förderlich gewesen sein. „Es ist wichtig, dass wir jetzt einen Trainer haben, für den der Fußball im Vordergrund steht“, meinte Dabbur.

Ob Juden oder Muslime – für Herzog spielen Herkunft und Religion keine Rolle. „Er wählt einfach die besten elf Spieler aus, und das ist wichtig“, erklärte Dabbur. Mittlerweile ist eine Handvoll Araber im Team. „Wir sind stolz darauf, das ist ein wichtiger Schritt für den israelischen Fußball“, erklärte der Torjäger aus Nazareth. „Die besten Spieler sollten spielen. Es geht um Fußball, und wir spielen alle für dasselbe Team.“

Diese Entwicklung anzustoßen sei für einen ausländischen Trainer möglicherweise leichter gewesen, meinte Dabbur. Allerdings hätte es Herzog wie Ruttensteiner nach dem Amtsantritt beim israelischen Verband schwer gehabt. „Von den Medien gab es Gegenwind. Aber nach den jüngsten Spielen haben alle gesehen, dass es in die richtige Richtung geht.“

Mittlerweile herrsche eine sehr positive Stimmung rund um das Team. „In der Kabine ist alles gut – das hat viel mit ihm zu tun“, sagte Dabbur über Herzog. „Er ist ein netter Mensch und ein guter Trainer. Wir lernen viel von ihm, er weiß viel über Fußball.“ Auch als zu Beginn die Ergebnisse ausgeblieben waren, habe Österreichs Rekordspieler die Mannschaft aufgebaut. „Er ist sehr positiv und auch lustig.“

Taktisch habe Herzog sehr klare Ideen nach Israel mitgebracht. „Wir haben einen Plan und wissen genau, was er von uns verlangt“, schilderte Dabbur. Er selbst spielt in den Überlegungen eine zentrale Rolle. Herzogs Spielweise zielt auch darauf ab, den Salzburg-Star in Szene zu setzen. „In den Spielen unter ihm habe ich zumeist gut gespielt, war immer viel involviert. Das gibt mir Selbstvertrauen.“

Auch wenn die Tore bisher ausgeblieben sind. Während Dabbur für Salzburg in dieser Saison bereits 26 Pflichtspieltreffer erzielt hat, war er für Israel nur im Test im November gegen Guatemala (7:0) in doppelter Ausführung erfolgreich. „Ich sehe mich als wichtigen Spieler“, sagte der Stürmer, der im Sommer zum FC Sevilla wechselt, über sein Standing im Team. „Ich habe noch nicht viele Tore für das Nationalteam geschossen, aber ich hoffe, dass mir das jetzt gelingt.“

Nicht nur Dabburs Tore sollen Israel von der ersten Teilnahme an einer großen Endrunde seit der WM 1970 träumen lassen. „Jeder fühlt sich gut im Umfeld des Teams. Ich hoffe, dass wir das fortsetzen können“, erklärte der 26-Jährige. „Wir glauben, dass wir es diesmal schaffen können.“ (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2019)

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