Lask: Eine Premiere mit altem Bekannten

Marcel Koller.
Marcel Koller.(c) APA/AFP/FABRICE COFFRIN
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Ohne Druck schnuppert der Lask erstmals in die Champions League, in der Qualifikation wartet der Schweizer Vizemeister FC Basel mit dem früheren ÖFB-Teamchef Marcel Koller.

Basel/Wien. Zum ersten Mal versucht sich der Lask in der Champions-League-Qualifikation, das Duell mit Basel (Hinspiel am Mittwoch 20 Uhr, live, ORF1) birgt zugleich ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten: Marcel Koller. Sechs Jahre lang betreute der Zürcher das österreichische Nationalteam, begeisterte die Fans mit 25 Siegen in 54 Spielen und der historischen Teilnahme an der EM 2016. Diese endete bekanntlich wenig erfolgreich, und eine gescheiterte WM-Qualifikation später hatte Koller seinen Heldenstatus endgültig verspielt, das Kapitel Österreich ging – abgesehen von einem kurzen Intermezzo als ORF-Experte für die WM 2018 – zu Ende.

„Ich denke mit sehr guten Gefühlen zurück. Es waren wunderschöne Jahre in Wien, mit Kultur und feinem Essen“, erinnerte sich Koller gern an seine Teamchef-Zeit zurück. Mit seiner Frau kommt er bis heute gern auf Besuch, wenn es denn die knappe Zeit als Klubtrainer zulässt. Den ÖFB-Einladungen ist er aus diesem Grund bislang nicht nachgekommen, die Spiele des Nationalteams unter Nachfolger Franco Foda aber hat er genau verfolgt. Ein Urteil aber möchte sich Koller nicht anmaßen.

Schließlich weiß Koller nur zu gut, was Querschüsse von außen für eine Wirkung entfalten können. Erst im Juni verkündeten Schweizer Medien bereits seinen Rauswurf bei Basel. Dahinter tobte ein schmutziger Machtkampf mit Klublegende Marco Streller, den am Ende aber der Sportdirektor verlor, weshalb er gehen musste. „Genugtuung empfinde ich nicht“, betonte Koller. Mit dem Vizemeister hat der 58-Jährige in seiner zweiten Saison zwei der ersten drei Ligaspiele gewonnen und in der CL-Qualifikation den favorisierten PSV Eindhoven ausgeschaltet.

Wie schon beim ÖFB setzt Koller auf Thomas Janeschitz als Assistenten an seiner Seite. „Im vergangenen Jahr hatten wir einen schwierigen Start. Du bist mittendrin in der Saison, musst die Spieler kennenlernen, den Verein, das Umfeld, das ist extrem schwierig. Das alles braucht Zeit und geht nicht von heute auf morgen“, erklärte der zweimalige Meistertrainer (St. Gallen: 2000, Grasshoppers: 2003). „Kontinuität ist wichtig, wenn man überzeugt ist, dementsprechend ist die Arbeit dahinter.“ Dieselbe Treue und Loyalität zu seinen Spielern wurde ihm am Ende beim ÖFB freilich zum Verhängnis.

Intensive Erfahrung

Der Lask schnuppert erstmals seit der Meistercup-Teilnahme 1965/66 (Erstrunden-Aus gegen Górnik Zabrze) in den höchsten internationalen Europacupbewerb, der Formtest in der Liga verlief für den Vizemeister nach Wunsch. Nach zwei Siegen sind die Linzer unter Neotrainer Valérien Ismaël auch heuer erster Verfolger von Meister Salzburg. „Wir können uns richtig auf dieses Spiel freuen“, erklärte der Nachfolger von Oliver Glasner, der sein Team in der Außenseiterrolle sieht: „Basel ist eine sehr abgeklärte und physisch sehr starke Mannschaft. Aber wir haben unsere Chancen.“

Im Lask-Umfeld bringt Ismaël mit 15 Spielen (drei Tore) aus seiner Profizeit bei Bremen und Bayern die meiste CL-Erfahrung mit. Auf Spielerseite haben nur James Holland und Christian Ramsebner die legendäre Hymne der Königsklasse bereits zu hören bekommen, das Duo kam im Herbst 2013 gemeinsam für die Austria in der Gruppenphase zum Einsatz. Mit Spielen in Liga oder Cup sei das Duell mit Basel nicht zu vergleichen, betonte Ismaël und warnte vor Intensität und Geschwindigkeit. „Wir müssen dagegenhalten, peu à peu ins Spiel finden und unsere Nadelstiche setzen – aus dem Spiel heraus und aus Standards. Wir haben unsere Waffen“, so der Deutschfranzose.

Das Rückspiel steigt am kommenden Dienstag auf der Linzer Gugl, im Fall des Aufstiegs würde im Play-off (20./28. August) Club Brügge oder Dynamo Kiew warten, andernfalls die Gruppenphase der Europa League. (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2019)

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