Das Versprechen des Weitgereisten

Marko Arnautović über China, Millionen und seine Zukunft.
Marko Arnautović über China, Millionen und seine Zukunft.APA/ROBERT JAEGER
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Marko Arnautović, 30, über China, Millionen und seine Zukunft.

Saalfelden/Wien. Marko Arnautović ist dieser Tage erstmals als China-Legionär zur österreichischen Nationalmannschaft gestoßen. Verbunden war damit eine mehr oder weniger kleine Weltreise. Der Flug von Shanghai nach Wien dauerte über elf Stunden, von Wien nach Saalfelden, wo sich die Mannschaft auf die EM-Qualifikationsspiele gegen Lettland in Salzburg (Freitag, 20.45 Uhr) und auswärts gegen Polen (Montag, 20.45 Uhr, jeweils live ORF 1) vorbereitet, sind es nochmals knapp vier Stunden mit dem Auto. Es ist davon auszugehen, dass es Arnautović ein bisschen schneller schafft.

Um beim Nationalteam und seinen selbst ernannten Brüdern, David Alaba und Aleksandar Dragović, zu sein, scheint dem 30-Jährigen kein Weg zu weit. Arnautović nutzte beim Medientermin am Dienstag die Bühne, um den Stimmen, die aufgrund seines Wechsels nach China ein baldiges Ende seiner Teamkarriere prophezeiten, jeden Realitätsbezug abzusprechen. „Solange ich Fußball spielen kann und der Trainer Lust hat, mich einzuberufen, werde ich hier sein und alles dafür tun, meine Leistung zu bringen.“

„Das Gehalt? Überragend“

Die Liste der überraschenden ÖFB-Rücktritte seit der Europameisterschaft 2016 war erst vor eineinhalb Wochen länger geworden. Guido Burgstaller, 30, erklärte seinen zukünftigen Verzicht. Zuvor hatten bereits Ex-Kapitän Christian Fuchs, Zlatko Junuzović und Martin Harnik ihre Rücktritte im Alter von erst 30 Jahren erklärt. Arnautović beruhigte: „Ich habe noch nie über so etwas nachgedacht. Mir ist das Nationalteam wichtig“, sagte der Wiener, dessen Einstand in China mit vier Toren in fünf Ligaspielen als gelungen bezeichnet werden kann.

In der englischen Premier League, die Arnautović im Sommer verlassen hat, würde ihn eine solche Torquote auf die Titelseiten zahlreicher Gazetten heben, in der chinesischen Super League allerdings heißen die Gegner nicht Manchester City, FC Liverpool oder Tottenham Hotspur, sondern Wuhan Zall, Tianjin Tianhai und Guangzhou. Tore sind dort für einen Spieler seiner Klasse leichter zu erzielen, wenngleich Arnautović klarstellte: „Die Leute in Europa haben wenig Ahnung, was dort passiert.“ China habe nicht den fußballerischen Standard von England, „aber es ist sehr gut. Ich werde nicht an Qualität verlieren.“

Kein Geheimnis ist, dass Arnautović nicht wegen des hohen Niveaus der Super League nach China gewechselt ist. Auch verliert seine vorherige Heimat London – der Stürmer spielte zwei Jahre für West Ham United – nicht den direkten Vergleich mit Shanghai. „Tage und Nächte lang“ seien sie, also seine Frau Sarah, die Eltern und Bruder Danijel – er ist zugleich sein Manager – zusammengesessen, hätten diskutiert.

„Ich wollte raus aus Europa, mal etwas anderes sehen. Das hat mich immer schon gereizt“, sagt Arnautović, der kein Hehl daraus macht, dass ihn auch das viele Geld gereizt habe. Mehr als 220.000 Euro pro Woche soll der ÖFB-Teamspieler in den nächsten dreieinhalb Jahren verdienen. „Überragend“, sagt Arnautović.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2019)

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