Des Teamchefs erste Wahl

Franco Foda gibt fortan die Richtung in Österreichs Nationalteam vor, er berief sieben Bundesligaspieler in seinen Kader
Franco Foda gibt fortan die Richtung in Österreichs Nationalteam vor, er berief sieben Bundesligaspieler in seinen Kader(c) APA/HANS PUNZ (HANS PUNZ)
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ÖFB-Team. Franco Foda beruft in seinen 24-Mann-Kader für den Trainingslehrgang in Spanien drei Spieler von Sturm Graz ein, Deni Alar ersetzt Marc Janko. Die Rückholaktion von Andreas Ulmer könnte die Linksverteidigerproblematik lösen.

Wien. Es mutete schon etwas seltsam an, dass der erste Kader des neuen Teamchefs, Franco Foda, nicht im Rahmen einer Pressekonferenz öffentlich gemacht wurde. Stattdessen trudelte Donnerstagvormittag ein E-Mail des ÖFB ein, in der sämtliche Personalfragen beantwortet wurden. Foda weilte in Graz, bereitete Sturm auf den Bundesliga-Hit gegen Rapid am Samstagnachmittag vor.

Der 24-Mann-Kader des Deutschen für das Trainingslager in Marbella (ab Montag) und das freundschaftliche Länderspiel gegen Uruguay in Wien (14. November) wartete mit so mancher kleinen Überraschung auf. Marc Janko, unter Fodas Vorgänger, Marcel Koller, stets fester Bestandteil des Teams, wurde nicht berücksichtigt. Sportdirektor Peter Schöttel erklärte die Entscheidung: „Es hat ein Telefonat zwischen Franco Foda und Marc Janko gegeben. Er ist nach wie vor Teil des Nationalteams, Marcs Qualitäten sind hinlänglich bekannt. Wir nutzen die Chance, in Spanien neue Spieler näher anzusehen und zu testen.“

Janko, mit 28 Toren in 66 Länderspielen der viertbeste Torschütze der ÖFB-Historie, reagierte gelassen. Auf Twitter schrieb der 34-Jährige: „Franco ohne Janko – trotz fehlender Spanien-Sonne alles eitel Wonne. Viel Glück den Jungs vs. Uruguay! Werde als Fan die Daumen drücken.“ Janko hatte noch vor der Bestellung Fodas erklärt, dem Nationalteam weiter zur Verfügung zu stehen, sofern er gebraucht werde. „Und wenn nicht, bleibe ich zu Hause.“

Alars große Chance

In Jankos Abwesenheit wurden im Angriff Guido Burgstaller, Michael Gregoritsch und Deni Alar nominiert. Der 27-jährige Alar, mit neun Saisontreffern für Sturm Führender der Torschützenliste, wartete bislang vergeblich auf sein Debüt im Nationalteam. Unter Foda stehen die Chancen freilich exzellent, der 51-Jährige kennt den Mittelstürmer bestens, vertraut ihm. Neben Alar schafften es mit Stefan Hierländer (26) und Torhüter Jörg Siebenhandl (27) zwei weitere Sturm-Profis ins Aufgebot. Schöttel bezeichnete das Trio als „absolute Leistungsträger des österreichischen Tabellenführers“.

Kollers beharrlich verfolgten Weg, vorrangig auf Legionäre zu vertrauen, dürfte Foda verlassen. Ein Indiz dafür ist auch die Rückholaktion des Salzburgers Andreas Ulmer. Bei Koller in Ungnade gefallen und hinter Christian Fuchs und Markus Suttner jahrelang nur die Nummer drei auf der Position des Linksverteidigers, könnte für Ulmer nun die große Stunde schlagen. Schöttel fand für den 32-Jährigen lobende Worte: „Er bringt seit Jahren Topleistungen auf nationalem und vor allem auch auf internationalem Niveau.“

Mit Ulmers Bestellung könnte auch die Diskussion, ob David Alaba künftig wie bei Bayern München ebenfalls im Nationalteam in der Verteidigung zum Einsatz kommt, an Fahrt verlieren. Foda sieht in dem 25-Jährigen ein Universaltalent, das „auf mehreren Positionen“ eingesetzt werden kann.

Schöpfs langer Weg zurück

Nach überstandener Knieverletzung wieder Teil des ÖFB-Teams ist Alessandro Schöpf. „Er ist ein Spieler, von dem wir uns in den nächsten Jahren viel erwarten dürfen“, sagte Schöttel über den Schalke-Legionär, der in Gelsenkirchen gegenwärtig den Anschluss an die Mannschaft sucht. In Meisterschaft und DFB-Pokal kam Schöpf bislang zu zwei Kurzeinsätzen.

Wegen Blessuren nicht mit in Spanien dabei werden Martin Hinteregger, Robert Almer, Philipp Lienhart und Stefan Ilsanker sein. Maximilian Wöber wurde im Hinblick auf die bevorstehenden EM-Qualifikationspartien gegen Serbien und die Republik Moldau für das U21-Team abgestellt.

FRANCO FODAS ERSTER ÖFB-KADER

Tor: Heinz Lindner (Grasshoppers Zürich), Pavao Pervan (Lask), Jörg Siebenhandl (Sturm Graz).
Abwehr: Moritz Bauer (Kasan), Kevin Danso (Augsburg), Aleksandar Dragović (Leicester), Valentino Lazaro (Hertha), Sebastian Prödl (Watford), Andreas Ulmer (Salzburg), Kevin Wimmer (Stoke).
Mittelfeld: David Alaba (Bayern), Marko Arnautović (West Ham), Martin Harnik (Hannover), Julian Baumgartlinger (Leverkusen), Florian Grillitsch (Hoffenheim), Stefan Hierländer (Sturm), Florian Kainz (Bremen), Marcel Sabitzer (Leipzig), Louis Schaub (Rapid), Philipp Schobesberger (Rapid), Alessandro Schöpf (Schalke).
Angriff: Deni Alar (Sturm), Michael Gregoritsch (Augsburg), Guido Burgstaller (Schalke).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.11.2017)

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