ÖFB-Team: Vorspielen für den neuen Teamchef

Bis zum Herbst möchte Foda nicht nur seinen Stamm gefunden haben, auch verschiedene Spielsysteme wollen verinnerlicht werden.
Bis zum Herbst möchte Foda nicht nur seinen Stamm gefunden haben, auch verschiedene Spielsysteme wollen verinnerlicht werden. (c) APA/ROBERT JAEGER
  • Drucken

Nach sechs Jahren Marcel Koller steckt das ÖFB-Team unter Franco Foda noch in der Findungsphase, das Testspiel gegen Slowenien soll weitere Erkenntnisse bringen.

Klagenfurt/Wien. Mit dem freundschaftlichen Länderspiel gegen Slowenien in Klagenfurt wird heute (20.45 Uhr, live, ORF eins) die Länderspielsaison eröffnet. Nach dem Duell mit Uruguay Mitte November (2:1) ist der Vergleich mit dem südlichen Nachbarn das zweite Spiel unter Teamchef Franco Foda, bis auf den verletzten Marcel Sabitzer stehen dem Deutschen sämtliche Stützen der Vergangenheit zur Verfügung. Slowenien ist der Beginn einer großteils hochkarätigen Testspielserie (Luxemburg, Russland, Deutschland, Brasilien, Schweden), ehe am 11. September im Heimspiel gegen Bosnien der Startschuss zur neu geschaffenen Nations League fällt.

Bis zum Herbst möchte Foda nicht nur seinen Stamm gefunden haben, auch verschiedene Spielsysteme wollen verinnerlicht werden. In den vergangenen Tagen hat die Mannschaft gezielt im taktischen Bereich gearbeitet, der Teamchef wünscht sich Flexibilität, die unter Vorgänger Marcel Koller zu wenig zur Geltung gekommen ist.

Da Österreichs Mannschaft nach sechs Jahren unter Koller mit Foda in eine neue Ära startet, beginnt man in gewisser Weise wieder bei null. Natürlich hat der 51-Jährige klare Vorstellungen, wie seine Spieler gegen Slowenien auftreten sollen. Das Vermitteln von Begeisterung und Leidenschaft sind dem gebürtigen Mainzer ein dringendendes Anliegen, „und unabhängig vom Ergebnis sollen die Fans ein Gefühl dafür entwickeln, dass sie sich mit dieser Mannschaft identifizieren können“.

Eine neue Chance

Seit der misslungenen Europameisterschaft 2016 hatte das ÖFB-Team in der öffentlichen Wahrnehmung viel Kredit verspielt, kaum ein Spieler blieb von heftiger Kritik verschont, Koller kostete die Talfahrt letztlich den Job. Nun bietet sich die Chance, mit einer teilerneuerten Mannschaft neue Euphorie zu entfachen. Das nötige Potenzial sei zweifelsohne immer noch vorhanden, befindet Kapitän Julian Baumgartlinger, „aber wir müssen erst in Form von Ergebnissen beweisen, dass wir gut sind“.

Während unter Koller die Positionen auf dem Rasen rasch bezogen waren, der Schweizer kaum von seiner personellen Linie abwich, mischte Foda die Karten neu. Er wolle gegen Slowenien und Luxemburg „so viele Spieler wie möglich“ einsetzen, Stammplatzgarantien dürfte es unter dem ehemaligen Sturm-Coach keine geben.

Befeuert durch die Aussagen von Arsenal-Profi Per Mertesacker im „Spiegel“, der den immensen Druck im Geschäft Profifußball und dessen Nebenwirkungen beklagte, sah sich Foda veranlasst, ebenfalls Stellung zu beziehen. Foda hieß es gut, dass sich ein gestandener Spieler wie Mertesacker dieses brisanten Themas annahm und „offen damit umgeht“. Er selbst versuche stets, den Druck von seinen Spielern zu nehmen. „Fußballprofi zu sein ist ein Privileg. Sie sollen jedes Spiel genießen. Meine Spieler dürfen auch Fehler machen.“ Je weniger, desto besser. Dass jeder Spieler anders mit Druck umgehe, liege in der Natur der Sache. „Der eine ist vor dem Spiel nervöser, der andere beschäftigt sich danach mehr damit. Aber Fußball ist der schönste Sport der Welt.“

Der Star im Tor

Heute Abend sollte sich im Klagenfurter Wörtherseestadion die Nervosität aber ohnehin in Grenzen halten, es handelt sich weder um ein Pflichtspiel, noch heißt der Gegner Brasilien. Dennoch darf Österreich mit viel Gegenwehr rechnen, Sloweniens Fußball besitzt zweifellos Qualität. Der Star steht bei den Slowenen im Tor, Jan Oblak von Atlético Madrid wird im Sommer von etlichen Topklubs gejagt werden. „Für mich ist das einer der besten Torhüter der Welt“, sagt Baumgartlinger.

Ebenfalls bei namhaften Adressen unter Vertrag stehen Kevin Kampl (Leipzig) und Miha Mevlja (Zenit St. Petersburg).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Beim ÖFB-Training in Klagenfurt stach Marko Arnautovic bereits mit Einsatz und Frisur heraus.
Fußball-National

Fußball: Der Beginn einer neuen Zeitrechnung

Arrivierte Kräfte wie David Alaba und Marko Arnautović sollen unter Teamchef Franco Foda mehr Führungsarbeit leisten.
Kevin Kampl
Fußball-National

Wiedersehen mit Legionären

Ex-Salzburger Kevin Kampl taucht im Mittelfeld auf, im Strafraum wartet Ex-Rapidler Robert Berić.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.