Die Karrierewege der Osim-Schüler

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Bundesliga. Ranko Popović, 51, gibt am Sonntag sein Debüt als St.-Pölten-Trainer, mit ihm kehrt ein Ex-Sturm-Spieler in die Liga zurück. Was wurde aus den anderen „Blackies“ der Goldenen Ära?

St. Pölten. Weltenbummler sind im Fußball keine Seltenheit. Spieler suchen zum Abschluss der Karriere gern Abenteuer in den USA, Fernost oder Australien. Trainer halten sich jahrzehntelang in der Branche und tauchen an geradezu exotischen Orten auf. In dieses Lied kann St. Pöltens neuer Coach, Ranko Popović, laut einstimmen.

Der 51-Jährige spielte einst bei Sturm, als Betreuer hat er viele Kulturen studiert, ehe der Rückruf aus der Bundesliga kam. Arnfels, Pachern, Hiroshima, Zlatibor (Serbien), Zelvia, Tokio, Saragossa, Buriram (Thailand), Pune (Indien) – St. Pölten klingt unspektakulärer, ist aber unbestritten eine große Herausforderung. „Die Top sechs müssen unser Ziel sein.“

Mit 21 Punkten aus zehn Spielen hat SKN schon jetzt mehr Zähler als in der kompletten Vorsaison gesammelt. Dieser Höhenflug war Didi Kühbauers Sprungbrett zu Rapid. Am Sonntag gibt Popović sein Debüt gegen Mattersburg (14.30 Uhr, live Sky).

Einen Namen machte er sich in Österreich in den 1990er-Jahren in über 100 Spielen als Sturm-Verteidiger. „Graz ist meine Liebe auf den ersten Blick – und wird es ewig bleiben“, gab er offen zu. Von 1997 bis 2001 war „Peja“ Teil der legendären Mannschaft von Ivica Osim.

ÖFB, ORF und Landesliga

„Osims Schüler“ gingen nach dem Zerfall der „Goldenen Blackies“ unterschiedliche Wege. Was aber machen sie heute?
• Franco Foda: Er führte Sturm als Trainer zum Cupsieg (2010) und Titel 2011, war in Kaiserslautern Coach – ist jetzt ÖFB-Teamchef.
• Markus Schopp: Auf ihn trifft Popović bald, der Steirer trainiert seit Sommer Aufsteiger Hartberg, war davor noch SKN-Ko-Trainer.
• Markus Schupp: War SKN-Manager und wollte Popović schon 2017 engagieren. Davor Sportdirektor in Kaiserslautern und Aalen, Trainer in Karlsruhe, Burghausen und Ko-Trainer bei Salzburg.
• Ivica Vastić: War der Liebling der „Blackies“, Meister (1998, 1999) und Champions-League-Starter. Waidhofen, Austrias Amateure und 19 Spiele für die violetten Profis (2011), vier Jahre in Mattersburg. Jetzt bei Austrias U16-Team.
• Roman Mählich: überzeugt als ORF-Experte, verpasste aber als Trainer mit Wr. Neustadt im vergangenen Sommer den Aufstieg in die Bundesliga – gegen St. Pölten.
• Günther Neukirchner: Er gab das legendärste Sturm-Interview („Die nächste depperte Frog“), 2014 Interimslösung für zwei Sturm-Partien, jetzt „Talente-Manager“.
• Pepi Schicklgruber: Der Torhüter kümmerte sich um Steyrs Schlussmänner, seit Sommer 2018 ist er beim ÖFB Torwarttrainer.
• Peter Hlinka: ist Cheftrainer bei Vienna (2. Landesliga).
• Hannes Reinmayr: Ko-Trainer in Kärnten (bis 2010), jetzt Coach in Leoben.
• Gilbert Prilasnig: Ist Teamchef des „Homeless Worldcup“-Teams. Seit 2010 Sportlicher Leiter der Sturm-Jugend.
• Darko Milanič: War 2013 für ein Jahr Sturm-Trainer, wechselte zu Leeds und war den Job nach einem Monat wieder los. Seit März 2016 Cheftrainer von NK Maribor.
• Ferdinand Feldhofer: Er folgte den Abwehrspuren von Popović bei Sturm, seit Herbst 2015 Trainer vom SV Lafnitz (2. Liga).
• Jan-Pieter Martens: Wurde 2012 Sportdirektor bei St. Truiden, seit 2013 Schalke Teammanager.
• Imre Szabics: Der Ungar war Ko-Trainer bei Hertha BSC – seit 2016 ist er Fodas Assistent.
• Mario Posch: bei Wr. Neustadt und Vienna als Chefcoach im Amt, war sportlicher Leiter in Ritzing und bis zuletzt Trainer in Mettersdorf – er wurde aber im September von Sturms Stürmer-Ikone Mario Haas abgelöst.

Die Wege im Fußball-Business sind unergründlich. Wer weiß, vielleicht wird Popović eines Tages auch Sturm-Trainer. Jetzt hat aber St. Pölten Vorrang. „Wo immer ich bin, gebe ich mein Bestes. Ich bin jetzt mit hundertprozentigem Fokus Trainer von St. Pölten. Lassen wir das Leben Leben sein, schauen wir, was kommt.“ (fin)

AUF EINEN BLICK

Ranko Popović, 51, gibt am Sonntag sein Debüt als St. Pöltens neuer Trainer. Gegner ist der SV Mattersburg. Der Ex-Sturm-Spieler folgte Dietmar Kühbauer nach, der zu Rapid wechselte und St. Pölten als Tabellenzweiter übergab.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2018)

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