Rapid: Im Prater blühen nicht mehr nur Veilchen

Plan des zukünftigen SCR-Trainingszentrums im Prater.
Plan des zukünftigen SCR-Trainingszentrums im Prater.(c) work/ Rapid
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Auf die sportliche Krise fehlen Rapid noch die Antworten, für die Zukunft sind die Weichen gestellt: Präsident Michael Krammer tritt 2019 ab, das Trainingszentrum wird für 25 Mio. Euro gebaut – vielleicht gibt es bald Rapidlerinnen.

Wien. Hauptversammlungen sind nicht immer zwangsläufig von erfreulichen Umständen begleitet. Ein Unternehmen steht Rede und Antwort, legt Aktionären Zahlen und Ideen offen. Das läuft zumeist kühl ab. Trifft es jedoch einen Fußballverein, in diesem Fall Rapid, werden prompt Gefühle wach: das Verlangen nach Titeln, der Klub ist seit einem Jahrzehnt erfolglos. Nach wenigstens passablen Ergebnissen, Grün-Weiß ist nur Tabellenachter. Nach neuen Spielern, die Charakter zeigen statt ihn nur zur Schau zu stellen; nach neuen Führungen und Errungenschaften.

Über 1000 Mitglieder wollten also im Allianz-Stadion Antworten auf die sportliche Misere hören, um den Weg aus dieser „Scheißgasse“, wie es Präsident Michael Krammer salopp formulierte, zu finden. Sie blieben aus, mit dieser Fragestellung müssen sich die Spieler plagen. Eventuell geben sie ja eine Antwort, womöglich schon am Donnerstag im Auswärtsspiel zur Europa League in Moskau (17 Uhr, DAZN). Krammer wartete jedoch mit einer für viele Rapid-Insider überraschenden Aussage auf: Der 58-Jährige, seit 2013 SCR-Präsident, wird 2019 abtreten.

Wer will Präsident werden?

Nach zwei Amtsperioden sei Schluss, das habe er seiner kranken Frau versprochen. „Rapid ist meine zweite Familie, aber meine erste ist die Familie. Deshalb werde ich nicht mehr kandidieren.“ Wer ihm nachfolgen wird, ist offen. Namen kursierten drei: Investor Michael Tojner, Casinos-Vorstand Dietmar Hoscher und Ex-Minister Hans Peter Doskozil (SPÖ).

Dass damit auch automatisch das Ende des umstrittenen Sportdirektors Fredy Bickel bevorsteht, wollte Krammer hingegen so nicht verstanden wissen. Er hielt sich weiter zur Zukunft seines Vertrauensmannes bedeckt, eine mögliche Vertragsverlängerung soll bei einer Präsidiumssitzung in zwei Wochen besprochen werden.

Das Highlight in Krammers Amtszeit sei der Bau des Allianz-Stadions gewesen. Für das zweite Bauwerk – Rapids Trainingszentrum wird ab Sommer 2019 um 25 Millionen Euro auf 6100 Quadratmetern im Prater gebaut – werde er den Spatenstich setzen. Krammer brachte dem Verein neues wirtschaftliches Geschick und Geld (2,37 Mio. Euro Gewinn, 41,7 Mio. Euro Umsatz 2017/2018). Ein Titelgewinn wird dem Manager aber wohl verwehrt bleiben.

Wenn Rapid im Prater ausbaut und Millionen für Plätze und Rasen ausgibt, ist davon auszugehen, dass dort kein Nationalstadion entstehen wird. Das ist zwischen den Zeilen zu lesen, nur ÖFB und der Elektra-Verein profitieren vom neuen Zentrum nebst Rapids Profis und 200 Nachwuchsspielern.

Rapid soll wachsen, sich verändern, gedeihen, sagt Krammer. Also erwägt der Klub, Austria zeigt es vor mit einer Kooperation, den Einstieg in den Frauenfußball. Vielleicht gibt es 2019, dann bei der nächsten Hauptversammlung, wieder etwas Neues zu erzählen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2018)

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