Stögers Vision: „Mit Austria etwas Neues beginnen“

Peter Stöger blickt als Austrias neuer Sport-Vorstand in die Zukunft voraus.
Peter Stöger blickt als Austrias neuer Sport-Vorstand in die Zukunft voraus.APA/ROBERT JAEGER
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Nachwuchs, Scouts & Liga-Flop: Peter Stögers Baustellen als Austrias Sport-Vorstand.

Wien. Das blamable 1:3 zum Ligaauftakt in Innsbruck dämpft die Aufbruchstimmung in Favoriten. Die Art und Weise, wie sich die Violetten gegen den Aufsteiger präsentierten, hinterließ in der Chefetage keinen guten Eindruck. Daher soll am Donnerstag, wenn Peter Stöger seinen ersten Arbeitstag als Austrias neuer Sport-Vorstand begeht, ein Ruck im Klub spürbar sein. Zusammen mit Ralf Muhr, der Sport-Direktor bleibt, und dem Deutschen Alexander Bade, den Stöger seit seiner Zeit beim 1. FC Köln schätzt, soll „eine zukunftsweisende Strategie“ installiert werden.

Stöger, 53, widmet sich bei seiner vierten Verteilerkreis-Mission – er war bereits Spieler, Sport-Direktor und 2013 Austrias letzter Meistermacher – vor allem dem Nachwuchs und dem Scouting. Da nur zwei hauptamtliche Talentesucher beschäftigt sind, gebe es „Aufholbedarf“, sagt der Wiener, der nach fünf Saisonen in Deutschland (Köln, Dortmund) und einem Jahr Auszeit wieder im Geschäft zurück ist. Weil das Spektrum breit sei und die Konkurrenz weder schlafe noch über weniger Mittel verfüge, setze er auf Bade. „Er soll sich in Deutschland umhören, Wien interessant machen.“ Bade sei ein „Besessener“, mit Topkontakten. Damit der wirklich stiefmütterlich vernachlässigte Sektor tunlichst in Bewegung gerät.

Dass junge Spieler bzw. Rohdiamanten der Austria eher selten bis gar nicht die Türe einrennen, ist kein Geheimnis. Also gelte es, Werbung zu machen. „Mit Fantasie, Wien als toller Stadt, Spielen im Europacup, Kultur – der Vision“, sagt Stöger. Gestandene Profis oder talentierte Kicker beeindrucken vorrangig nur Erfolge des „Flaggschiffes“, der Kampfmannschaft. Deren Schwachstellen sind ausgemacht: Tabellensituation der vergangenen Jahre, mangelhafte Spielerintegration, unpassende Kaderplanung.

Austrias Infrastruktur mit Generali Arena, Akademie, Young Violets in der Zweiten Liga oder Kooperationen wie mit Manchester City (Verteidiger Erik Palmer-Brown, 22, soll ausgeliehen werden) brauche internationale Vergleiche nicht zu scheuen. „Es klingt plakativ, aber das muss das Ziel sein: Austrias Sport muss dorthin, wo die Infrastruktur längst ist!“ Dass Salzburg in puncto dessen in Österreich Vorreiter ist, sei klar, sagt Stöger. Daran werde man auch kaum rütteln können ob des globalen Netzwerkes des Geldgebers, der unzähligen Partnerklubs und der Heerschar von Scouts. Auch das legt jahrelange Versäumnisse offen: Austrias letzter Eigenbauspieler, der teuer verkauft wurde? Aleksandar Dragović. Er wechselte 2011 zum FC Basel.

Der Railjet am Verteilerkreis

Sport-Direktoren bzw. Vorstände orten bei ihren Amtsantritten stets die gleichen Problemstellen. Jeder gelobt Besserung, ohne vorab einen Zeitrahmen abzustecken respektive die Manpower zu klären. Stöger sagt, dass „diese Perspektive mit Ausbildung sicher drei bis fünf Jahre, wie der Stadionbau, benötigt.“ Darum mussten in der FK Austria Wien AG, in der die Profiabteilung der Violetten eingegliedert ist, erst die Weichen gestellt werden, damit der Zug jetzt in die richtige Richtung fahre.

Wenn Peter Stöger aber an die Innsbruck-Partie denke, wünsche er sich wohl in einem Railjet. „Denn auf dem Spielfeld fehlte der Glaube. Ich erhoffe mir jetzt schnell eine Reaktion.“ Sonst landen die violetten Visionen womöglich (wieder) in der Gegenwart. Auch deshalb war der Ligastart so ernüchternd für alle Beteiligten. Was nach einer weiteren Enttäuschung, am Samstag ist Lask zu Gast (17 Uhr), geschehen würde, blieb unbesprochen. Strategien brauchen Zeit, „nichts gelingt von heute auf morgen. Wir beginnen mit Austria etwas Neues!“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2019)

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