Russland gegen Ägypten: Russische Glücksgefühle

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FBL-WC-2018-MATCH17-RUS-EGYAPA/AFP/CHRISTOPHE SIMON
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Der Gastgeber darf nach dem Sieg gegen Ägypten bereits mit dem Achtelfinale planen. Den „Pharaonen“ half auch Mo Salah nicht entscheidend.

Russland steht nach dem zweiten Sieg im zweiten Spiel unmittelbar vor dem Einzug ins WM-Achtelfinale. Der 3:1-Sieg gegen Ägypten öffnet der Mannschaft von Teamchef Stanislaw Tschertschessow alle Türen in die Runde der letzten 16. Selbst für den höchst unwahrscheinlichen Fall, dass die Gruppengegner Uruguay und Saudiarabien noch sechs Punkte erreichen, spricht die Tordifferenz (8:1) deutlich für einen Aufstieg der Sbornaja. Gegen überforderte Ägypter trafen Fathi (47./Eigentor), Tscheryschew (59.) und Dsjuba (62.). Ein von Salah verwandelter Elfmeter bildete den Schlusspunkt (73.).

Von Russlands Fußballern wurde bis zum Anpfiff dieser Heim-Weltmeisterschaft im Grunde nichts erwartet, weil die Ergebnisse in der Vorbereitung Anlass zur Sorge gaben und sich kein einziger Weltklassespieler in den eigenen Reihen tummelt. Es hagelte Niederlagen gegen Brasilien (0:3), Frankreich (1:3) und Österreich (0:1), auch das 1:1 gegen die Türkei im letzten Test sorgte für keinerlei Euphorie. Doch dann folgte das Auftakt-5:0 gegen Saudiarabien – und in Russland grassierte auf einmal das WM-Fieber. Dass es auch gegen Ägypten zum Sieg reichen würde, davon wurde zwar geträumt, zwingend davon auszugehen war aber keineswegs.

Die Leistung der Russen gegen Saudiarabien war trotz vieler Tore nicht überzeugend, vielmehr erschreckte die matte Vorstellung der Saudis. Und: Ägypten hatte Rückkehrer Mo Salah. Ende Mai musste der Starstürmer des FC Liverpool im Champions-League-Finale nach einem Zweikampf mit Reals Sergio Ramos unter Tränen und mit einer Bänderverletzung in der linken Schulter vom Platz begleitet werden. Seitdem standen Salah und die „Schulter der Nation“ unter Dauerbeobachtung, es begann ein Wettlauf mit der Zeit.

Der Auftakt gegen Uruguay (0:1) kam noch zu früh, für das Spiel gegen den Gastgeber aber meldete sich der Angreifer einsatzfähig. Wie wichtig Salah für Ägypten ist, zeigte die WM-Qualifikation: Der 26-Jährige war an 71 Prozent aller Treffer seiner Landes beteiligt. Russlands Mittelfeldmann Alexej Mirantschuk warnte: „Ägyptens Spiel ist mit ihm natürlich ganz anders als ohne ihn.“

Allein schon die Anwesenheit von Englands „Fußballer des Jahres“ sollte die Afrikaner beflügeln, doch die große Strahlkraft auf das Spiel der Ägypter hatte Salah an diesem Abend nicht. Vor seinem Elfmetertreffer in der 73. Minute trat er zwei Mal (42., 56.) in Erscheinung, er vermochte das Spiel aber nicht an sich zu reißen.

Noch kein Härtetest

Während für Ägypten das WM-Aus schon fast besiegelt ist – ein Punktgewinn Uruguays gegen Saudiarabien würde Gewissheit bringen –, beginnt Russland zu träumen. Nach der enttäuschenden EM 2016 in Frankreich und dem damit verbundenen Scheitern in der Gruppenphase hat der Gastgeber bereits jetzt alle Erwartungen übertroffen. Allerdings, die bisherigen Gegner in der Gruppe A waren zweifelsfrei dankbarer Natur, der erste echte Härtetest könnte gegen Uruguay kommenden Montag folgen. Auf dem Papier würde Russland im Achtelfinale auf Spanien oder Portugal treffen.

("Die Presse", Printausgabe 20.06.2018)

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