Frankreich gegen Belgien: Der französische Titeltraum

Samuel Umtiti jubelt
Samuel Umtiti jubeltREUTERS
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Die Franzosen setzten sich gegen Belgien mit 1:0 durch und spielen am Sonntag um den zweiten WM-Titel nach 1998. Den Goldtreffer erzielte Verteidiger Samuel Umtiti nach einem Eckball.

St. Petersburg/Wien. Ein Wiedersehen zwischen zwei, die das Gefühl, den WM-Pokal zu halten, kennen, gab es vor dem Anpfiff des ersten Halbfinales dieser WM. Der französische Teamchef Didier Deschamps und Thierry Henry, Co-Trainer bei Belgien, umarmten sich herzlich. Gemeinsam hatten sie 1998 triumphiert, zugleich Frankreichs erster und bislang einziger WM-Titelgewinn.

Auf beiden Seiten nahmen die Trainer jeweils eine Umstellung vor, bei Belgien ersetzte Dembelé den gelbgesperrten Meunier, bei Frankreich kehrte Matuidi nach einer solchen Sperre für Tolisso in die Startelf zurück. Es war das 74. Nachbarschaftsduell und zugleich das erste WM-Halbfinale seit 1986 für die „Roten Teufel“, auf der anderen Seite spielten die Franzosen nach zwölf Jahren Pause zum insgesamt sechsten Mal um den Finaleinzug. Derlei Statistik war aber ohnehin Makulatur, denn für die Spieler auf dem Rasen war es allesamt eine neue Erfahrung.

Chancen auf beiden Seiten

Den besseren Start erwischte Frankreich und demonstrierte alsbald seinen womöglich größten Offensivtrumpf: Nach Pass von Pogba war Mbappé seinem Bewacher Vertonghen mit wenigen Schritten enteilt, doch Keeper Courtois passte auf und eilte rechtzeitig aus seinem Tor (13.). Ein Weckruf für Belgien, das sich nun selbst seiner unbestrittenen Offensivstärke besann. Hazard war gefühlt überall auf dem Platz, gab Kostproben seines technischen Könnens. Insbesondere auf der linken Seite narrte der Chelsea-Star immer wieder Pavard, seine Hereingaben wurden jedoch stets im letzten Moment von einem französischen Kopf oder Fuß noch geblockt. Anders nach einem Eckball, der über Umwege zum aufgerückten Innenverteidiger Alderweireld kam und bei dessen Schuss sich Lloris ordentlich strecken musste (21.).

Es war ein hochklassiger und unterhaltsamer Schlagabtausch, der den Zuschauern im St. Petersburger Stadion – darunter das belgische Königspaar Philippe und Mathilde sowie Frankreichs Präsident Emmanuel Macron – geboten wurde. Vor der Pause kamen noch einmal die Franzosen dem ersten Tor zweimal sehr nah. Doch ein Giroud-Kopfball nach einer Freistoßvariante ging knapp vorbei (31.) und Pavard übersah nach schönem Lochpass von Mbappé den frei stehenden Griezmann in der Mitte, suchte stattdessen aus spitzem Winkel selbst den Abschluss und Courtois wehrte mit dem Bein ab (39.).

Wieder bringt ein Standardtor die Entscheidung

Rund 40 Prozent aller Tore bei dieser WM sind aus Standards gefallen und Frankreich setzte diesen Trend kurz nach Wiederanpfiff fort. Bei einem Eckball von Griezmann entwischte Umtiti seinem Bewacher Fellaini und köpfelte zum 1:0 ein (51.). Belgien war vom Gegentreffer sichtlich schockiert und die Equipe Tricolore drauf und dran nachzulegen. Nach einem abgeblockten Schuss von Matuidi steckte Mbappé den Ball per elegantem Fersentrick zu Giroud durch, der in letzter Sekunde von Kompany gestört wurde (56.).

Mit der Einwechslung von Offensivspieler Mertens gab der belgische Trainer Martinez seiner Mannschaft ein deutliches Zeichen, dem diese auch folgte. Die „roten Teufel“ rannten an, dribbelten, schossen – vergeblich, denn die französische Hintermannschaft hielt dem ideenloses Angriffsturm mühelos stand. Dem Ausgleich am nächsten kam Witsel mit einem Weitschuss (81.), doch Lloris war zur Stelle und sicherte Frankreich den Finaleinzug.

Die Franzosen bestreiten am Sonntag in Moskau gegen England oder Kroatien ihr drittes Endspiel nach 1998 und 2006. Belgiens „goldene Generation“ bleibt die Krönung verwehrt, stattdessen wartet am Samstag das ungeliebte Spiel um Platz drei.

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