Kroatien steht nach einem 2:1-Sieg nach Verlängerung über England erstmals in der Geschichte im WM-Finale.
Kroatien ist Mittwochabend im Moskauer Luschniki-Stadion Frankreich ins Finale der Weltmeisterschaft (Sonntag, 17 Uhr) gefolgt. Die Kroaten setzten sich mit 2:1 nach Verlängerung gegen England durch, den entscheidenden Treffer erzielte Mario Mandžukić in der 112. Minute. Modrić und Co. erweisen sich bei dieser WM weiterhin als Dauerläufer. Wie schon bei den Erfolgen gegen Dänemark im Achtelfinale und Russland im Viertelfinale (jeweils Elfmeterschießen) standen Modrić und Co. auch gegen England 120 Minuten auf dem Rasen. Die „Three Lions“ hatten ihr erstes Endspiel seit dem Titel 1966 angepeilt, mussten sich aber mit dem Spiel um Platz drei gegen Belgien (Samstag, 16 Uhr) begnügen.
Englands Teamchef Gareth Southgate schickte dieselbe Elf auf den Rasen wie schon im Achtelfinale und Viertelfinale, der 47-Jährige genoss dieser Tage den Luxus einer fitten Mannschaft. Auf der Gegenseite nahm Zlatko Dalić eine Änderung im Vergleich zur vorangegangenen Partie vor: Für Andrej Kramarić, Torschütze gegen Russland, rückte Marcelo Brozović von Inter Mailand in die Startformation. Dalić entschied sich somit für eine defensivere Variante als noch im Viertelfinale.
Englische Lufthoheit
Englands junges Team hatte besser in diese Begegnung gefunden. Und als wäre die Statistik nicht Warnung genug gewesen, brachte Luka Modrić schon in der vierten Minute Dele Alli knapp außerhalb des Strafraums zu Fall. Acht der insgesamt elf Tore bei diesem Turnier hatte England vor diesem Spiel aus Standardsituationen erzielt, wenige Augenblicke später besserte Kieran Trippier die imposante Bilanz mit dem Treffer zum 1:0 weiter auf. Der Freistoß des Außenverteidigers von Tottenham Hotspur segelte über die Mauer und den Kopf von Dejan Lovren ins Tor (5.). Kroatien zeigte sich von diesem frühen Rückstand beeindruckt, Englands Spiel wirkte flüssiger als jenes des Gegners.
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Im Training geprobte Kombinationen funktionierten, in der Offensive fanden sich mit Jesse Lingard, Harry Kane, Raheem Sterling und Alli immer wieder Anspielstationen. In der 14. Minute demonstrierte der 1,94 Meter große Abwehrhüne Harry Maguire – natürlich nach einer Standardsituation – seine Kopfballstärke, auf das 2:0 fehlte nicht viel. Kroatien wurde erst in der 19. Minute gefährlich, als Ivan Perišić den ersten Schuss abgab.
Die besseren Möglichkeiten fanden dennoch die Engländer vor: Zunächst vergab Kane eine Topchance (30.), danach zirkelte der von der kroatischen Hintermannschaft sträflich alleingelassene Lingard den Ball am Tor vorbei (36.). An Kroatien und dem hochdekorierten Mittelfeld rund um Luka Modrić und Ivan Rakitić lief dieses Spiel über eine Stunde völlig vorbei, ehe der Ausgleichstreffer von Perišić in der 69. Minute nach Flanke von Šime Vrsaljko dem Spiel eine unerwartete Wende gab. Denn urplötzlich war Kroatien die bessere Mannschaft, Englands junge Auswahl wirkte nervös, taumelte wie ein angeschlagener Boxer.
Mandžukić trifft ins englische Herz
Perišić wäre beinahe zum großen Nationalhelden avanciert, traf aber nur die Stange (72.). Auch Mario Mandžukić, lange Zeit völlig unauffällig, war nun präsent (83.). England tauchte erst in der Verlängerung durch John Stones (99.) wieder vor dem gegnerischen Tor auf, doch es waren die Kroaten, die diesen Abend in positiver Erinnerung behalten sollten.
Mario Mandžukić traf in der 112. Minute nach Kopfball-Vorlage von Perišić ins lange Eck und mitten ins Herz der Engländer, die darauf keine Antwort mehr parat hatten.
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