Klettern: Die Fährte der Schriftführerin

Anna Stöhr
Anna Stöhr(C) Henning Schlottmann
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Am Wochenende beginnt in China der Boulder-Weltcup. Die 25-jährige Tirolerin Anna Stöhr gilt auch heuer wieder zu den Topfavoritinnen. Höhepunkt ist die WM in München.

Innsbruck/Wien. Wenn am Wochenende in der chinesischen Millionenstadt Chongqing der Boulder-Weltcup der Sportkletterer beginnt, dann ist eine Tirolerin die große Favoritin. Anna Stöhr dominierte im Vorjahr den Weltcup nach Belieben, gewann sieben der acht Wettkämpfe, wurde jedoch ausgerechnet in Innsbruck „nur“ Zweite. Doch der Erfolgshunger der Studentin ist trotz der Erfolge nicht gestillt.

„Ich freue mich schon, dass es endlich losgeht“, sagte Stöhr vor dem Abflug am Mittwochabend. Die Vorbereitung mit zwei zehntägigen Trainingslagern in Fontainebleau (FRA), Barcelona sowie in Hallein sei jedenfalls ideal gewesen. Noch dazu ging es mit ihrem Lebensgefährten Killian Fischhuber über Weihnachten für zwei Wochen nach Israel zum Felsklettern.

Doch trotz aller Erfolge denkt die 25-Jährige aus dem Alpbachtal noch nicht daran, ihre Kletterschuhe an den Nagel zu hängen. „Die Heimweltmeisterschaft 2018 in Innsbruck ist für mich große Motivation, bis dorthin auf Spitzenniveau weiterzumachen“, sagte sie. Zudem wurde die Aktive bei der Generalversammlung des österreichischen Wettkletterverbandes (ÖWK) als Schriftführerin in den Vorstand gewählt. „Es ist total super, wenn Aktive in den Vorstand eingebunden sind und Verantwortung übernehmen“, freut sich ÖWK-Manager Michael Schöpf.

Für heuer hat sich Stöhr, die wieder alle Boulder-Weltcupbewerbe bestreiten wird, zwei große Ziele gesetzt. „Zum einen der Heimweltcup in Innsbruck, der ja schon ein Klassiker ist. Da habe ich noch eine Rechnung offen“, schmunzelte Stöhr. Dabei liegt ihr Innsbruck: Auf dem Marktplatz wurde sie 2010 unter dem Jubel tausender Fans Europameisterin. Das zweite ist die Boulder-WM im Münchner Olympia-Stadion. Zwei WM-Titel (2007, 2011) hat sie schon zu Buche stehen.

Um diese Ziele zu verwirklichen, geht Stöhr ihr Englisch- und Sportstudium noch etwas lockerer an. „Hin und wieder sieht mich die Universität schon, ich weiß, dass die Uni in Innsbruck noch steht“, lachte Stöhr. Trotzdem absolvierte sie zuletzt das kleine Latinum. Beim Studium hat ihr 30-jähriger Langzeitfreund Fischhuber die Nase vorn. Der 30-jährige Niederösterreicher hat seine Diplomarbeit über „Risikowahrnehmung im Klettern“ am Sportinstitut in Innsbruck bereits eingereicht und wartet nur noch auf die Diplomprüfung.

Nicht mit dem kleinen Finger

Bei den sportlichen Erfolgen glaubt Fischhuber, dass Anna ihn überholen wird. Beide haben bisher 20Weltcupsiege gefeiert. „Da werde ich nicht mithalten können“, nimmt Fischhuber es locker. Auch weil er in dieser Saison wieder die letzten zwei Weltcups auslassen wird. „Für mich ist die WM in München wichtig“, sagte der Vizeweltmeister von 2005 und Europameister 2013. Flugkilometer sammeln beide schon zur Genüge. Gestern ging es nach China, nach dem Wettkampf in Chingqong für zwei Tage zurück nach Tirol und anschließend zum nächsten Weltcup nach Aserbaidschan (Baku).

Die Reise nach China macht neben Nationalcoach Heiko Wilhelm noch Katharina Saurwein mit, die den Gesamtweltcup angeht. Jakob Schubert ist nach seiner im Februar erlittenen Fingerverletzung im Training immer noch gehandicapt. Der Zweite im Gesamtweltcup 2013 und Sieger 2012 verzichtet auf das Bouldern und konzentriert sich auf den Vorstieg.

Das Nationalteam: Damen: Barbara Bacher (Combined), Katharina Posch (Vorstieg), Magdalena Röck (V), Katharina Saurwein (C), Christine Schranz (V), Anna Stöhr (Bouldern). Herren: Kilian Fischhuber (B), Mario Lechner (V), Jakob Schubert (C).

Termine: Weltmeisterschaften: München, 21. bis 23.August (Bouldern), Gijón (ESP), 8. bis 14.September (Vorstieg).

Weltcup: Bouldern: Chongqing (CHN) 26./27. April; Baku (AZE) 3./4. Mai; Grindelwald (SUI) 10./11. Mai; Innsbruck 16./17. Mai; Toronto (CAN) 31.Mai/1. Juni; Vail (USA) 6./7. Juni; Haiyang (CHN) 20./21. Juni; Laval (FRA) 27./28. Juni. Vorstieg: Haiyang (CHN) 21./22. Juni; Chamonix (FRA) 10. bis 12. Juli; Briancon (FRA) 19./20 Juli; Imst 1./2. August; Mokpo (KOR) 11./12. Oktober; Wujiang (CHN) 18./19. Oktober; Inzai (JPN) 25./26. Oktober; Kranj (SLO) 15./16. November.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2014)

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