Positive Doping-Probe: Leichtathlet Lichtenegger hört auf

(c) GEPA pictures/ Walter Luger
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Wie schon 2003 wurde dem Hürdenläufer die verbotene Substanz Nandrolon nachgewiesen. Er selbst gibt verunreinigten Nahrungs-Ergänzungen die Schuld.

Die Karriere von Österreichs jahrelang bestem Hürdensprinter, Elmar Lichtenegger, ist vorüber. Der 33-jährige Kärntner, der u.a. Olympia-13. in Sydney 2000 sowie Hallen-Vize-Europameister 2002 in Wien geworden ist, bestätigte einige Zeitungsberichte, wonach ihm bei einer Trainingskontrolle am 22. November wie auch schon 2003 die verbotene Substanz Nandrolon nachgewiesen wurde. Mit dem Rücktritt kommt der Kärntner einer ihm drohenden lebenslangen Sperre zuvor.

Lichtenegger hatte als letztes großes Ziel die Teilnahme bei den Olympischen Spielen in Peking vor Augen, nach Sydney 2000 hatte er die Spiele 2004 in Athen wegen einer Sperre versäumt. Auch wenn er sich wie schon vor vier Jahren für unschuldig hält, wartete er die B-Probe nicht mehr ab und erklärte noch am Mittwochabend seinen sofortigen Rücktritt. "Ich bin seit gestern (Mittwoch) Privatmensch. Ich kann es mir nicht erklären, ich habe nichts zu verheimlichen", sagte Lichtenegger.

Verunreinigte Nahrungsergänzungsmittel seien wie schon 2003 der Grund für die Probe, keinesfalls habe er mit Absicht leistungssteigernde Substanzen eingenommen. Er sei bereits am 20. November, nur wenige Tage nachdem er sich während des Kongresses der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) zum Thema Doping geäußert hatte, zu einer Trainingskontrolle aufgefordert worden, die negativ war.

Keine Verschwörungstheorien

"Dann hat man mich nach meinen Terminen in nächster Zeit gefragt", erzählte der frühere Sportsprecher der FPÖ und später BZÖ im Nationalrat, der sich in dieser Zeit selbst für mehr Sicherheit bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sowie für die Einführung eines Anti-Doping-Gesetzes eingesetzt hatte. Nur zwei Tage später waren die Kontrollore wieder da. "Ich bin zur zweiten Probe gegangen wie zur ersten: ohne schlechtes Gewissen", versicherte Lichtenegger. "Man soll ja nicht von Verschwörungstheorien sprechen, aber, ich meine, die sagen mir, dass sie in ein paar Tagen wiederkommen und dann finden sie mit Nandrolon ein Mittel, das ein Jahr nachweisbar ist."

"Als ich von der A-Probe erfahren habe, war mir innerhalb von 5 Minuten klar, dass damit meine Karriere beendet ist", sagte der zweifache Olympia-Teilnehmer, der seit vergangenen Donnerstag (6.12.) von dem Ergebnis weiß und erst kommende Woche - nach Auswertung der B-Probe - in einer Pressekonferenz an die Öffentlichkeit gehen wollte. Ein Redakteur vom "Kurier" habe ihn allerdings Mittwochabend angerufen, dieser sei von einer "undichten" Stelle informiert worden.

Auch dies verärgerte Lichtenegger. "Ein faires Verfahren ist nicht mehr möglich." 80 Prozent der Österreicher versorgen sich laut dem Sportler mit Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin C, Mineralien, Kreatin, Eiweiß oder Kohlenhydraten. Nicht immer seien aber geprüfte Chargen erhältlich. "Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht." Lichtenegger will mit dem Anti-Doping-Komitee so viel wie möglich zusammenarbeiten. "Auch wenn es nur noch Kosmetik ist, und an den Konsequenzen nichts ändert."

"Unreine" Nahrungsmittelergänzung

Die produzierenden Firmen schauten weniger auf "die paar Sportler", sondern auf die große Masse der Konsumenten in Fitness-Centern oder Marathonläufern. "Vielleicht können manche Firmen durch leichte Verunreinigungen auch um einiges mehr verdienen", mutmaßt der Kärntner.

Wie es nach 2003 noch einmal passieren konnte, dass er unwissentlich eine "unreine" Nahrungsmittelergänzung zu sich genommen habe? "Den Vorwurf muss ich mir gefallen lassen. Unmittelbar nach der Entscheidung bin ich auch sehr sorgsam und spärlich damit umgegangen."

Der Kärntner saß 2003/2004 eine fünfzehnmonatige Sperre wegen einer positiven Dopingprobe aufgrund eines mit Metaboliten von Norandrosteron verunreinigten Nahrungsergänzungsmittels ab. Eine vom Leichtathletik-Weltverband IAAF verhängte zweijährige Sperre wurde durch ein Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs (CAS) in Lausanne etwas gemildert.

Als Höhepunkte seiner Karriere führt der Athlet, der seit 1995 professionell Leichtathletik betrieben hat, die erstmalige Qualifikation für Olympia 1996 sowie EM-Silber 2002 bei den Hallen-Titelkämpfen in Wien an. Die Tiefpunkte muss man nicht erwähnen. "Ich hätte mir auch ein schöneres Weihnachten gewünscht", so Lichtenegger, der zuletzt auch recht erfolgreich die "Austrian-Top-Four"-Serie in der Eliteklasse organisiert hatte. Ob er dies als Privatmensch weitertun wird, ließ er vorerst offen.

Noch ein Dopingfall?


Er habe in seiner Karriere nie Medaillen gezählt, sich nicht kasteit. "Ich habe immer auch gerne gelebt." Für ihn wird es im Sportmarketingbereich eine Zukunft geben, er ist schon seit zwei Jahren in diesem Bereich tätig.

Für den Österreichischen Leichtathletik-Verband (ÖLV) ist die vorweihnachtliche Unruhe noch nicht vorbei. Laut dem "Kurier"-Bericht (Donnerstag-Ausgabe) soll es einen zweiten Fall geben.

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