US-Sport: Das Entsetzen nach dem Einreiseverbot

Fußballer Michael Bradley kritisiert Trump.
Fußballer Michael Bradley kritisiert Trump. (c) Reuters
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Das eben in Kraft getretene Einreiseverbot für Muslime aus sieben Ländern ruft NBA-Coaches und den Fußball-Teamkapitän auf den Plan. Auch der Bewerbung von Los Angeles für Olympia 2024 ist es nicht zuträglich.

Oakland. Der US-Sport reagiert mit Entsetzen auf das von Präsident Donald Trump verhängte Einreiseverbot für Personen aus Somalia, Syrien, Jemen, Iran, Irak, Libyen und Sudan. „Das ist schockierend. Ich denke, es ist eine entsetzliche Idee. Ich fühle mit allen Menschen, die davon betroffen sind“, sagte Basketball-Coach Steve Kerr, der die Golden State Warriors 2015 zum NBA-Titel geführt hatte.

US-Fußball-Teamkapitän Michael Bradley schrieb indes auf Instagram, er sei „traurig und beschämt“. „Als Trump gewählt wurde, habe ich nur gehofft, dass der Präsident Trump ein anderer sein würde als der Wahlkämpfer Trump. Dass die fremdenfeindliche, frauenfeindliche und narzisstische Rhetorik ersetzt wird durch eine bescheidenere und maßvollere Art, unser Land zu führen.

Ich habe mich geirrt“, schrieb Bradley auf dem Onlinedienst. Der Erlass sei nur das jüngste Beispiel, wie weit Trump von dem Land und dem richtigen Weg entfernt sei.

„Der falsche Weg“

Der US-Präsident hatte als Kern seines Antiterrorkampfes einen 90-tägigen Einreisestopp für muslimische Menschen aus sieben Ländern verfügt. Ein Gericht in New York entschied jedoch, dass der Erlass gegen die US-Verfassung verstößt. Die Klärung soll vermutlich in einigen Wochen erfolgen.

Kerr warnte eindringlich: „Familien werden auseinandergerissen, und ich mache mir Sorgen, was das für die Sicherheit der Welt bedeutet.“ Der Vater des Basketballtrainers wurde als Präsident der American University in Beirut ermordet, als Steve Kerr 18 Jahre alt war. Er spreche daher selbst als Terror-Opfer, erklärte Kerr, der als Spieler fünf NBA-Titel geholt hatte. „Wenn wir versuchen, Terrorismus zu bekämpfen, indem wir Menschen daran hindern, in dieses Land zu reisen, indem wir gegen die Prinzipien dessen verstoßen, wofür dieses Land steht, und Angst erzeugen, ist das der falsche Weg. Das schürt Angst und Entsetzen.“ Sein NBA-Kollege Gregg Popovich von den San Antonio Spurs nannte den Erlass „erschreckend“. „Wir werden sehen, wohin das führt“, meinte der 68-Jährige, der den NBA-Klub aus Texas seit 1996 betreut.

Bereits direkt nach dem Dekret hatten Organisationen wie die NBA und das Nationale Olympische Komitee (NOK) der USA auch mit Blick auf die Bewerbung von Los Angeles für die Olympischen Sommerspiele 2024 Aufklärung von der US-Regierung verlangt.

Die genauen Auswirkungen auf den US-Sport waren zunächst allerdings noch unklar. Der Leichtathletik-Weltverband (IAAF) erklärte in einer ersten Stellungnahme: „Wir müssen uns der Folgen dieser neuen US-Immigrationspolitik ganz deutlich bewusst werden. Wir brauchen nun die Gewissheit, dass sie keine nachteiligen Auswirkungen auf die Weltmeisterschaften 2021 in den USA hat.“ In vier Jahren wird die WM in Eugene im Bundesstaat Oregon stattfinden.

Auch der vierfache Olympiasieger und Leichtathletik-Superstar Mo Farah aus Großbritannien hatte emotional auf den Erlass reagiert. Der gebürtige Somalier, der in den USA lebt, kritisierte, Trump habe ihn „zum Fremden gemacht“. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2017)

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