Beachvolleyball-WM: Die Krönung einer langen Reise

Clemens Doppler (l.) und Alexander Horst haben bei der Beachvolleyball-WM auf der Donauinsel ein Stück heimische Sportgeschichte geschrieben. Das österreichische Parade-Duo holte mit Silber die erste WM-Medaille für Österreich überhaupt, Gold ging an die Brasilianer Evandro/Andre Loyola.
Clemens Doppler (l.) und Alexander Horst haben bei der Beachvolleyball-WM auf der Donauinsel ein Stück heimische Sportgeschichte geschrieben. Das österreichische Parade-Duo holte mit Silber die erste WM-Medaille für Österreich überhaupt, Gold ging an die Brasilianer Evandro/Andre Loyola.(c) GEPA pictures
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Clemens Doppler und Alexander Horst, seit sechs Jahren sportlich ein Paar, bejubelten Silber wie Gold, das an Brasilien ging. Ob auch 2018 in Wien gespielt wird, weiß man bald.

Wien. Clemens Doppler und Alexander Horst haben Sonntagnachmittag bei der Beachvolleyball-Weltmeisterschaft auf der Wiener Donauinsel ein Stück heimische Sportgeschichte geschrieben. Österreichs Parade-Duo gewann Silber und damit die erste WM-Medaille für Österreich überhaupt. Erst im Finale endete der Siegeszug von Doppler/Horst, sie unterlagen den Brasilianern Evandro/Andre Loyola in zwei knappen Sätzen (-21,-20).

10.000 Fans, darunter auch eine kleine Gruppe brasilianischer Unterstützer, erlebten ein hochklassiges Endspiel, in welchem Doppler/Horst ihre Chancen vorfanden. Im ersten Satz vergab das an Position zwölf gesetzte Team allerdings gleich fünf Satzbälle – die Weichen auf einen Sieg von Evandro/Andre Loyola waren damit gestellt. Eine Niederlage gegen Beachvolleyballer aus Brasilien ist jedoch weder eine Seltenheit noch eine Schande. Sieben von elf WM-Veranstaltungen endeten mit Gold für Brasiliens Männer, eine solche Bilanz macht eine Nation unweigerlich zur Großmacht.

Speziell Evandros Service, es war bis zu 110 km/h schnell, erwies sich als spielentscheidendes Element. „Er hat das beste Service der Welt“, konstatierte Horst, der seinerseits eine überragende WM spielte und fehlende Zentimeter (1,85 m groß) mit außerordentlicher Technik und Übersicht wettmachte. Silber, das war nach einem ersten kurzen Moment der Enttäuschung gewiss, glänzte für Doppler/Horst aber wie Gold. „Das war die Woche unseres Lebens“, betonte der zweifache Europameister Doppler. Sieben Spiele in zehn Tagen, bis auf den Finaltag stets bei extremer Hitze, hatten enorme Substanz gekostet, physisch wie psychisch. „Am Montag nehmen wir uns trainingsfrei, auch wenn der Trainer das noch nicht weiß“, sagte ein schmunzelnder Doppler.

2018: Wien oder Klagenfurt?

Die starken Vorstellungen von Doppler und Horst hatten freilich ihren Anteil am Erfolg der Veranstaltung. Wien und die Donauinsel haben sich in den vergangenen zehn Tagen zweifelsohne für weitere Aufgaben auf der World Tour empfohlen. Das Zuschauerinteresse war enorm, insgesamt 180.000 Besucher wurden gezählt.

Das Potenzial einer Weltstadt wurde voll ausgespielt, beim Damenfinale mit deutscher Beteiligung fanden sich rund 3000 deutsche Fans im gewaltigen Stadion ein. „Ich hätte nie gedacht, dass es im ersten Jahr so angenommen wird. Danke, Wien“, sagte Organisator Hannes Jagerhofer bei der Bilanz-Pressekonferenz.

Dass Beachvolleyball in Österreich funktioniert und Massen bewegen wie begeistern kann, zeigte sich schon viele Jahre in Klagenfurt. Ein Vergleich zwischen Wien und Klagenfurt liegt auf der Hand, allerdings hinkt dieser. „Klagenfurt ist das Wimbledon des Beachvolleyball. Ohne Klagenfurt wäre ich jetzt nicht da. Aber das ist eine andere Art von Veranstaltung. Dort hast du den See, die Motorboote. In Wien ist mehr Sport und Familie“, erklärte Jagerhofer, der an einer Fortsetzung der Erfolgsgeschichte in der Bundeshauptstadt Interesse zeigt. „Und auch Wien ist sehr interessiert, dass wir bleiben.“ Nun gelte es, Möglichkeiten auszuloten, Machbarkeiten zu überprüfen. „Der Aufwand ist halt sehr enorm.“

Alljährlich zwei Turniere, also in Wien und Klagenfurt, auf die Beine zu stellen, sei für Jagerhofer keine Option. Dafür ist der Markt schlichtweg zu klein. „Das ist unmöglich, das verträgt das Land nicht.“ Innerhalb von vier Wochen wird Jagerhofer eine Entscheidung treffen, wo 2018 gespielt wird, bis Ende September muss der World-Tour-Kalender für die nächste Saison stehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2017)

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