Beachvolleyball-WM: Auf Sand gebaute Zukunftspläne

Ein so großes Stadion wie den Wiener Centre-Court hat es bei der World Tour und bei Weltmeisterschaften noch nie gegeben. [
Ein so großes Stadion wie den Wiener Centre-Court hat es bei der World Tour und bei Weltmeisterschaften noch nie gegeben. [(c) APA/EXPA/SEBASTIAN PUCHER
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Die Silber-Gewinner Clemens Doppler und Alexander Horst möchten den gemeinsamen Weg grundsätzlich fortsetzen. Über 180.000 Fans in Wien setzten neue Maßstäbe.

Wien. Die silberne Nacht war für Clemens Doppler und Alexander Horst eine kurze. Nach dem sensationellen Gewinn der ersten WM-Medaille für Österreich schrieb das Beachvolleyballduo auf der Wiener Donauinsel noch lang Autogramme, ehe es zum Feiern in den VIP-Club ging. Bereits um sieben Uhr früh traten die beiden dann mit den Fußballnationalspielerinnen Nina Burger, Manuela Zinsberger, Lisa Makas und Verena Aschauer im Ö3-Wecker an.

„Sportlich gesehen war es die geilste Zeit meines Lebens“, schwärmte Alexander Horst, der als Spieler des Turniers ausgezeichnet wurde. „Am Ende war es eine unglaubliche Reise. Es waren viele enge Matches, die wir wegen der Zuschauer gewonnen haben“, sagte Doppler, der den vergebenen Chancen bei der 0:2-Niederlage gegen Evandro/Andre Loyola ein klein wenig nachtrauerte. „Vier Satzbälle in einem WM-Finale hat man bestenfalls alle zwei Jahre.“ Die Vizeweltmeister treten kommende Woche bei der EM in Jurmala an, ab 22. August folgt das Saisonfinale der World Tour in Hamburg. Offen ist hingegen die weitere Zukunft, grundsätzlich können sich die Routiniers die Fortsetzung der Zusammenarbeit vorstellen. „Wir wollen schon gemeinsam weiterspielen, aber jetzt müssen wir den Erfolg einmal sacken lassen“, meinte Doppler.

Finanzielle Fragen

Nach Saisonende sind Gespräche mit Sponsoren und Förderern geplant, von denen sich der 36-Jährige Aufschluss über die finanziellen Möglichkeiten erhofft. „Wir sind beide Väter, haben eine Familie zu ernähren. Da braucht es ein strukturiertes Umfeld, damit es wirtschaftlich Sinn ergibt“, so Doppler. Trainer Robert Nowotny hätte das Duo gern weiter im und als Team. „Ihr Erfolg ist lang gewachsen. So etwas braucht eben Zeit. Jetzt sind sie für die Jungen Vorbilder. Wir würden etwas verlieren“, betonte der Nationalcoach.

Martin Ermacora/Moritz Pristauz bestätigten in Wien mit dem knappen Ausscheiden im Sechzehntelfinale ihre Rolle als heißeste Zukunftsaktien. „Mit der Menge im Hintergrund, da laufen wir zur Höchstform auf“, erklärte Pristauz, 21, und Partner Ermacora, 23, ergänzte selbstbewusst: „Wir wollen ganz nach oben, an die Spitze. Wir sind auf dem richtigen Weg, das hat das Turnier gezeigt.“

Bei den Frauen herrscht im Hinblick auf Olympia 2020 Aufholbedarf, Stefanie Schwaiger und Katharina Schützenhöfer schafften als Einzige den Sprung in die K.-o.-Phase, waren jedoch chancenlos. Routiniere Schwaiger, die 2013 mit Schwester Doris den EM-Titel gewonnen hatte, wollte sich für die Zukunft nicht festlegen. „Ich werde die Saison fertig spielen und dann schauen, was mir guttut“, sagte die 31-Jährige. Eine gelungene Strandpremiere lieferte Katharina Holzer, 19, an der Seite von Teresa Strauss ab. Die 1,86 m große Kärntnerin kehrt nun wieder in die Halle zurück, hat jedoch das Interesse von Nationaltrainer Nowotny geweckt.

Center Court: Neue Dimension

Einhelliges Lob erntete die Veranstaltung auf der Wiener Donauinsel. Über 180.000 Zuschauer wurden an den zehn Spieltagen gezählt, der Centre-Court für 10.000 Fans setzte neue Maßstäbe – ein derart großes Stadion hatte es auf der World Tour und bei Weltmeisterschaften bisher noch nie gegeben – und war zumindest bei den Spielen mit österreichischer Beteiligung voll. „Es ist perfekt, und Wien hat dieses Event verdient. Es könnte ein Wendepunkt für unseren Sport sein“, sagte Doppler. Ähnlich positiv fiel das Urteil von Verbandspräsident Peter Kleinmann aus: „Ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Das war die beste Beachvolleyballveranstaltung, die es jemals gegeben hat. Und ich habe schon ein paar gesehen.“

Organisator Hannes Jagerhofer und sein Team haben es perfekt verstanden, das in Klagenfurt erprobte Erfolgsrezept mit Gratiseintritt, Side-Events und Mitmachstationen sowie einem umfangreichen VIP-Konzept auf die doppelte Größe zu übertragen. „Was hier in den vergangenen zehn Tagen auf der Donauinsel passiert ist, ist mit Worten nicht mehr zu beschreiben“, resümierte der 55-Jährige zufrieden. Ob 2018 erneut Wien oder doch wieder Klagenfurt im Turnierkalender aufscheinen wird, soll sich in den nächsten vier Wochen entscheiden. (swi)

Auf einen Blick

Die Zahlen der Beachvolleyball-WM 2017: Über 180.000 Besucher waren auf dem Gelände auf der Donauinsel zugegen, weitere 1.887.000 Zuschauer verfolgten die Spiele vor den TV-Geräten. Vom Event blieben 90 Tonnen Abfall sowie ein polizeirelevanter Vorfall mit zwei vorübergehenden Festnahmen.

Klagenfurt oder Wien? Organisator Hannes Jagerhofer wird in den nächsten vier Wochen über den österreichischen Turnierstandort für 2019 entscheiden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2017)

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