Herzog "fliegt" zum nächsten Sieg

Vanessa Herzog läuft zu Meilensteinen in ihrer noch jungen Karriere.
Vanessa Herzog läuft zu Meilensteinen in ihrer noch jungen Karriere.(c) APA/AFP/PETER KNEFFEL
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Vanessa Herzog hat beim Weltcup in Erfurt nach den 500 auch über 1000 Meter gewonnen. Von einer Olympiamedaille möchte sie weiter nicht sprechen.

Erfurt/Wien. Zeit zum Feiern bleibt Eisschnellläuferin Vanessa Herzog keine, dabei hat sie in Erfurt an diesem Wochenende ein Stück rot-weiß-rote Sportgeschichte geschrieben. 20 Jahre nach Emese Hunyady (1500 Meter in Hamar) sorgt die 22-Jährige wieder für österreichische Siege im Weltcup. Dem Premierentriumph am Samstag über 500 Meter ließ sie am Sonntag jenen über 1000 Meter folgen. „Das war das beste Rennen meines Lebens über diese Distanz“, sagt Herzog. Das Handy bleibt seither nicht mehr still, über 1000 Nachrichten sind inzwischen eingetrudelt. Eine „große Ehre“ sei es, in die Fußspuren der legendären Hunyady zu treten, zelebriert wurden die Meilensteine ihrer jungen Karriere aber nicht.

„Ich hatte am nächsten Tag Wettkampf, da heißt es voll fokussieren“, berichtet Herzog über einen ruhigen Samstagabend. Und auch am Sonntag standen nach dem siegreichen Rennen Kofferpacken und eine lange Autofahrt in die Heimat auf dem Programm. Sie möchte sich ohnehin nicht ablenken oder aus dem Rhythmus bringen lassen, denn das große Ziel steht mit den Olympischen Spielen in Pyeongchang erst bevor. „Wir reisen in zehn Tagen nach Korea, da gilt es, die Konzentration hochzuhalten, dann kann ich mich vielleicht noch steigern.“

Die Früchte harten Trainings

Ausreichend Zeit bietet die Heimreise, um die eindrucksvolle Entwicklung des vergangenen Jahres Revue passieren zu lassen. Ganz kann Herzog es noch nicht fassen, was ihr an diesem Wochenende in Erfurt gelungen ist. „Wenn mir das jemand vor einem Jahr gesagt hätte, ich hätte es nicht geglaubt. Dass sich alles innerhalb eines Jahres so drehen kann, ist unfassbar.“

Im Jänner 2017 hatte die Frustration bei Herzog nämlich ihren Höhepunkt erreicht. Der Wechsel zum niederländischen Team Victorie und die folgenden Trainingsumstellungen brachten nicht die erhoffte Leistungssteigerung, vielmehr fuhr sie hinterher. Ehemann und Manager Tom Herzog übernahm daraufhin die sportliche Betreuung. Nach intensiver Analyse wurde unter anderem die Schiene getauscht, die Position verändert, das Gewicht reduziert – und so hart wie noch nie trainiert, zuletzt in einem Radtrainingslager in Zypern. „Ich hätte nicht geglaubt, dass es dort so hügelig ist. Es gab keine Fahrt mit weniger als 1000 Höhenmetern“, berichtet Herzog.

Dass es nun in Erfurt mit den ersten Siegen geklappt hat, kam dennoch überraschend. Denn im Vorfeld machte Herzog eine schwere Verkühlung zu schaffen, fast die ganze Woche lang hatte sie keine Stimme. „Vielleicht hat das sogar geholfen, denn so habe ich nicht über die Rennen nachgedacht, sondern mich darauf konzentriert, gesund zu werden“, erklärt sie im Gespräch mit der „Presse“. Auf dem Eis habe dann die Stabilität bei der tieferen Position den Ausschlag gegeben. „Das habe ich inzwischen gut im Griff.“ Auch das intensive Training des seitlichen Abdrückens auf dem Gleitbrett zeigt seine Wirkung. „Jetzt fühlt es sich in der Kurve an, als würde ich fliegen.“

Das Stehvermögen entscheidet

In Pyeongchang tritt Herzog über 500, 1000, 1500 Meter sowie im Massenstart an, der erste Bewerb steigt am 12. Februar. Als zweifache Weltcupsiegerin gilt man freilich auch als Medaillenanwärterin, davon möchte Herzog aber weiterhin nicht sprechen. „Es gibt acht bis zehn Läuferinnen, die um das Podest mitfahren, da kann so viel passieren“, glaubt die 22-Jährige, die bereits vor vier Jahren in Sotschi dabei war. Sie verweist darauf, dass etwa die 500-Meter-Gesamtführende Nao Kodaira aus Japan in Erfurt nicht am Start war. Chancen rechnet sie sich über die beiden Sprintdistanzen aber aus. „Über 500 Meter muss jeder Schritt passen, bei den 1000 kommt es auf mein Stehvermögen in der letzten Runde an“, erklärt sie. In Erfurt habe ihr dabei noch etwas die Kraft gefehlt. „Wenn ich da noch schneller werde, dann bin ich ganz vorn dabei.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.01.2018)

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