Die Technik hinter den Spielen

OLYMPISCHE WINTERSPIELE PYEONGCHANG 2018: OLYMPISCHE RINGE
OLYMPISCHE WINTERSPIELE PYEONGCHANG 2018: OLYMPISCHE RINGE(c) APA/HELMUT FOHRINGER
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Die IT-Firma Atos stellt die Daten für Pyeongchang bereit – erstmals läuft alles über die Cloud. Ergebnisse werden in Echtzeit geliefert, pro Sekunde 400 Problemfälle registriert.

Barcelona. Am Freitag wird das olympische Feuer in Pyeongchang entzündet, in Barcelona aber haben die XIII. Winterspiele längst begonnen. Hier befindet sich das Hauptquartier von Atos, dem IT-Partner der Olympischen Spiele. Seit über zwei Wochen laufen in der katalanischen Hauptstadt die Systeme durchgehend auf Höchstleistung, werden Bewerbe simuliert und Datenströme durchgespielt. Denn ob Akkreditierung, Informationen für Athleten und Volunteers vor Ort oder Biografien und Live-Ergebnisse für Medien und Fans – erstmals in der Olympia-Geschichte werden all diese Daten vollständig in der „Cloud“ verarbeitet, also auf Servern und nicht auf stationären Geräten gespeichert, und von Barcelona aus verwaltet.

Im Vorfeld der Spiele gewährte Atos einen Blick hinter die Kulissen. Das französische Unternehmen ist mit 100.000 Mitarbeitern in 72 Ländern einer der europäischen IT-Marktführer und seit den Sommerspielen 1992 in Barcelona offizieller Partner des Internationalen Olympischen Komitees. „Wir sind eine langfristige Bindung mit dem IOC eingegangen, transportieren Geschichte und Know-how zu jedem Gastgeber“, erklärt Patrick Adiba, Entwicklungsleiter bei Atos. Der Anblick der technologischen Zentrale in Barcelona ist überraschend unspektakulär: Ein mittelgroßer Raum mit vielen Computern und Monitoren.

Für Pyeongchang laufen nach schrittweisen Auslagerungen erstmals alle relevanten Systeme über die Cloud, die Vorzüge liegen für Angels Martin Muñoz, General Manager für Olympia, auf der Hand: „Wir müssen nicht mehr alles vor Ort auf- und dann wieder abbauen, sondern können die Systeme flexibel einsetzen und wieder verwenden.“ Schließlich beginnen die Olympia-Vorbereitungen bei Atos bereits mit der Vergabe Jahre zuvor, werden die Systeme über 100.000 Stunden getestet. Bis auf Ticketing und Anti-Doping wird alles abgewickelt, allein 200.000 Akkreditierungen wurden auf die Einreisebestimmungen geprüft und dabei der in Korea noch strengere Datenschutz als in Europa gewährleistet. Ergebnisse sind für Fans und Journalisten fast in Echtzeit verfügbar, in weniger als 0,5 Sekunden sind teilweise schneller als die TV-Bilder überliefert.

Atos treibt den technologischen Fortschritt freilich nicht nur selbst voran, sondern erlebt ihn hautnah mit. So erfolgten bei Olympia 2008 in Peking weniger als ein Prozent der Zugriffe über Mobilgeräte, 2016 in Rio waren es bereits fast 100 Prozent. Auch auf Dienstleisterseite ist die Entwicklung unverkennbar. Waren für die Sommerspiele in London vor sechs Jahren (die aufgrund von mehr Sportlern und Bewerben generell aufwendiger sind) 1000 Server und 5000 IT-Fachleute im Einsatz, sind es für Pyeongchang nur noch rund 250 physische Geräte und rund 2000 Mitarbeiter. Die meisten halten in Barcelona die Stellung, ein rund 50-köpfiges Team kümmert sich vor Ort in Südkorea um den reibungslosen Ablauf. Für Notfälle stehen Server und eine eigene Stromversorgung selbstverständlich parat. „Es gibt einen Plan B für jede Situation“, betont Adiba.

Ein Hauptaugenmerk gilt der Sicherheit. 400 Zwischenfälle pro Sekunde wurden 2016 in Rio registriert, ein Computersystem filtert die relevanten Probleme heraus. Diese reichen von einem tatsächlichen Hackerangriff bis zu einem verweigerten Zugang zu einer Sportstätte und werden dann von Experten gelöst. Noch werden solche Szenarien im Hauptquartier simuliert, ebenso wie die Resultate der 102 Medaillenentscheidungen. In Barcelona ging Gold im neuen Mixed-Bewerb der Skifahrer an das rumänische Team.

Compliance-Hinweis:
Die Reise nach Barcelona und die Besichtigung des Hauptquartiers erfolgte auf Einladung von Atos.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2018)

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