Sportförderung: Österreichs neue Millionen-Show

Clemens Trimmel, Geschäftsführer der seit 1. Jänner 2018 bestehenden Bundes-Sport GmbH.
Clemens Trimmel, Geschäftsführer der seit 1. Jänner 2018 bestehenden Bundes-Sport GmbH.(c) APA/ROLAND SCHLAGER
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Eine Matrix dient der Bundes-Sport GmbH bei der Mittelvergabe. Gelder fließen weiter nur an Fachverbände – und nicht an Athleten direkt, wie Geschäftsführer Clemens Trimmel erklärt.

Wien. „Es wird nicht nur Gewinner geben!“ Clemens Trimmel, Geschäftsführer der seit 1. Jänner 2018 bestehenden Bundes-Sport GmbH, spricht es zwar gelassen aus. Doch dem ehemaligen Tennisspieler ist bewusst, dass mit der Reformierung der Sportförderung nicht nur Freude aufkeimt. Doch die gemeinnützige Gesellschaft wurde instrumentalisiert, um Fördertöpfe (ab 2019 endgültig) zu vereinen, Leistungsprinzipien und Kontrollen zu installieren. Über allem thront eine Matrix.

Die GmbH soll die gesamte Förderung an Sportorganisationen abwickeln, rund 90 Millionen Euro fließen jährlich nur noch durch einen Kanal. Die Verteilung von 80 Mio. Euro an Fach- und Dachverbände, generiert aus dem Glücksspielgesetz, ist vorgegeben. 33,5 Mio. für Spitzensport, 25,56 für Breitensport, 14,96 Mio. allein für den ÖFB, das ÖOC erhält 2,21 Mio. BSO (1,2 Mio), ÖBSV (1,09) und das Paralympics-Komitee (0,41).

Trimmel legt Wert auf die Tatsache, dass 59 Sportarten zu betreuen sind, das Schwergewicht der Förderung auf Medaillen und Top- oder Podestplatzierungen bei Olympia, WM oder EM hinauslaufen wird. „Am Ende zählen doch immer nur Medaillen. Oder?“, sagt er bei der Präsentation in Wien. Nur, was geschieht, wenn wie im Handball nur noch fünf Mannschaften aus Europa bei Olympia ab 2020 dabei sind? Wie wird dann die Förderung „eingestuft“? Oder: OSV-Schwimmer waren vor Jahren noch top, zuletzt bei Olympia oder WM aber erschreckend weit zurück. Was ist mit Vollprofis wie Dominic Thiem (Tennis) oder Bernd Wiesberger (Golf), die keinerlei Finanzhilfe mehr bräuchten? Es wird Streitpunkte geben. Das System, sagt Trimmel, wird sich einspielen.

Der Ablauf ist bereits anders: Verbände reichen jetzt nur noch ihre Konzepte ein. Sie erfahren dann von der GmbH, wie viele Mittel ihnen dafür zweckgebunden zu Verfügung gestellt werden. Hier wird ein Umdenkprozess starten, wobei internationale und nationale Ziele, auch Perspektiven sowie Qualität der Nachwuchsarbeit erfüllt werden müssen. Wie sich allerdings die „Qualität einer Verbandsstruktur“ laut Punkt 5 des Kriterienkatalogs laut § 6 BSFG evaluieren lässt? Damit wird immerhin der „Bewertungsfaktor“ ermittelt, mit dem der „Basisbetrag“ der Grundförderung multipliziert, zur „Förderung neu“ wird. Dann geht es um noch mehr Geld.

Geld geht weiter an Verbände

Allein der Blick auf Charts und Tabellen, also Österreichs Sport-Matrix, irritiert. Sie zeigen vier- statt zweijähriger Förderungsperioden auf, es werden mit Begriffen wie „Entwickeln“, „Halten“ oder „Reduzieren“ Punkte vergeben. Wer wie viel erhält, es obliegt Punkten, Trimmels Auswahl und der Absegnung durch den Aufsichtsrat rund um Armin Assinger.

All das zeigt die wahre Komplexität der Sportmaterie in Österreich. Dass die athletenspezifische Spitzensportförderung nur für ein Jahr vergeben wird – ihr Gesamtvolumen beträgt sieben Millionen Euro und war auf gleich zwei Projekte „Olympia“ (4,3 Mio.) und „Team Rotweißrot“ (2,7) aufgeteilt –, ist sinnvoll. Das Leistungsprinzip scheint gewahrt.

Die „Presse“-Anregung, Athleten individuell bzw. direkt zu unterstützen anstatt mit den jeweiligen Verbandsapparat mitzufinanzieren, wies Trimmel zurück. In „Fachverbänden“ wären Fachleute am Werk. Zudem würden Trainer, Therapien, Reisen etc. anderer mitbezahlt. Ansonst wären Großprojekte – wie im Segeln mit Materialstudien der Flotte – unmöglich.

Trimmel, ließ aber mit dem Ansatz der „Disziplinenförderung“ aufhorchen. Hier könnten eigene Sparten von ihren Verbänden gesondert unterstützt werden. Etwa Diskus oder Mehrkampf, würde man Leichtathletik-Chancen betrachten. „Das Geld ist nicht zum Streiten da“, sagt Trimmel, der zudem der „Schwerpunktsetzung des Ministers“ unterliegt. Es wird sicher nicht nur Gewinner geben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2018)

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