Österreichs Handball-Nationalteam der Männer spielt 2019 im Konzert der Großen mit. Den Umschwung im entscheidenen Qualifikationsspiel brachte eine "Kabinen-Prügelei."
Österreichs Handball-Nationalteam der Männer hat aus der Europameisterschaft im Jänner (Vorrunden-Aus) die richtigen Lehren gezogen. Nachdem die Mannschaft von Patrekur Jóhannesson vor fünf Monaten bei der Endrunde in Kroatien der Auswahl Weißrusslands noch knapp mit 26:27 unterlegen war, glückte in der Qualifikation für die WM 2018 die Revanche. Auf das 28:28 in Minsk vergangenen Sonntag folgte am Mittwoch in Wien ein 31:26-(13:16)-Heimsieg.
Eine mäßige Vorstellung in der ersten Halbzeit diente als Warnschuss, in den zweiten 30 Minuten präsentierte sich das ÖHB-Team wie ausgewechselt. Beinahe jede Kombination in der Offensive funktionierte, während Weißrussland mit der aggressiven Gangart der österreichischen Defensive zunehmend Probleme bekam. Nach dem erstmaligen Ausgleich in der 41. Minute spielten sich Nikola Bilyk und Co. in einen wahren Spielrausch, die Halbzeitpause hatte ihre Wirkung nicht verfehlt.
Jóhannesson hatte in dieser seine Spieler gefragt, „ob jemand gestorben ist oder im Krankenhaus liegt“. Die Mannschaft machte zu diesem Zeitpunkt ob des Drei-Tore-Rückstands einen niedergeschlagenen und enttäuschten Eindruck. „Dann habe ich sie körperlich ein bisschen attackiert, manchmal muss man das rauslassen.“ Torhüter Thomas Bauer konkretisierte: „Wir haben uns untereinander ein paar Schläge verpasst, das ist wörtlich zu verstehen. Das haben wir gebraucht, um richtig heiß zu werden. Wir sind wie Buben in die Kabine hineingegangen und wie Männer herausgekommen.“
Österreichs Handballer haben sich jedenfalls in der erweiterten Weltspitze festgesetzt. Mit der EM 2018, der WM 2019 und der Heim-EM 2020 (mit Schweden und Norwegen) wird man erstmals in der Verbandsgeschichte bei drei aufeinanderfolgenden Endrunden vertreten sein. Die Auslosung für die in Deutschland und Dänemark ausgetragene WM 2019 (9. bis 27. Jänner) erfolgt am 25. Juni.
("Die Presse", Printausgabe 15.06.2018)