Beachvolleyballer Doppler: "Vergleichbares habe ich noch nie erlebt“

Einmaliges Erlebnis: Clemens Doppler und Alexander Horst (r.) bestiegen mit den Norwegern Anders Mol und Christian Sørum das Riesenrad.
Einmaliges Erlebnis: Clemens Doppler und Alexander Horst (r.) bestiegen mit den Norwegern Anders Mol und Christian Sørum das Riesenrad.(c) Beach Majors (Beach Majors | Stefan Moertl)
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Das Beachvolleyballturnier auf der Wiener Donauinsel setzte 2017 neue Maßstäbe. Clemens Doppler über die Zutaten des Erfolgs und Überwindungskünste auf dem Riesenrad.

Erinnerungen können vielschichtig sein, im Fall von Beachvolleyballer Clemens Doppler und der Heimweltmeisterschaft 2017 sind sie wunderschön. Auf der Wiener Donauinsel hat Doppler mit seinem Partner Alexander Horst ein „zehntägiges Märchen“ erlebt, der Gewinn der Silbermedaille hat alles bisher Dagewesene in den Schatten gestellt. Zu toppen, glaubt der 37-Jährige, ist dieses Märchen bei der diesjährigen Auflage des Turniers (ab Mittwoch) „wahrscheinlich nicht“. Dafür hätte die WM auch eine zu große Strahlkraft gehabt. Olympia und Weltmeisterschaften, das seien die beiden Turniere, die „jeder gewinnen will“.

Das Duo Doppler/Horst hat sich vergangenen Sommer in einen regelrechten Rausch gespielt, ist – getragen von einer Welle der Euphorie – von Erfolg zu Erfolg geeilt. „Es war eine emotionale Achterbahnfahrt“, erinnert der Oberösterreicher im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“. Auch, weil Rückstände immer wieder in Siege umgewandelt wurden. „Vergleichbares habe ich noch nie erlebt.“ Das Sommermärchen blieb nicht ohne Folgewirkung. Beachvolleyball, davon ist Doppler überzeugt, habe in Österreich und speziell in Wien stark an Popularität gewonnen, der Wien-Faktor habe dabei eine gewichtige Rolle gespielt. „Man hat die Stärke der Bundeshauptstadt schon gespürt, auch das Publikum war viel internationaler als sonst.“ Und wären Doppler/Horst in den Niederlanden, China oder sonst wo Vizeweltmeister geworden, „hätte unser Erfolg niemals so hohe Wellen geschlagen“.

So aber ist man in neue Sphären vorgedrungen, was sich vor wenigen Wochen auch bei einem spektakulären Fotoshooting auf dem Wiener Riesenrad gezeigt hat. Die Aufnahmen erreichten bereits über 180 Millionen Kontakte weltweit, der Werbewert ist gewaltig. Für Doppler und Horst war der Ausflug auf das Riesenrad „eine Grenzerfahrung“, beide haben mit Höhenangst zu kämpfen. „Wir waren 80 Meter über dem Boden, gesichert durch einen Brustgurt. Wären wir vom Waggon gefallen, wären wir vier, fünf Meter unter dem Waggon hängen geblieben.“ Das Fazit: „Eine Riesengeschichte, aber ob ich es noch einmal machen würde? Nein.“


Mitgewachsen. Auch in der kommenden Woche werden wieder Zigtausende auf die Donauinsel pilgern, zu DJ-Klängen grölen und tanzen. Zwar wurde die Kapazität des Centre-Courts nach dem WM-Jahr von 10.000 auf 8000 Plätze reduziert, „aber diesmal sind die Ränge extrem steil. Es wird ein richtiger Hexenkessel.“ Österreich hat zwar längst nicht die besten Fußballfans, doch die besten Beachvolleyballfans weltweit. Laut Doppler liegt diesem Umstand eine jahrelange Entwicklung zugrunde. Schon in Klagenfurt haben sich vor dem Stadion um zwei Uhr nachts erste Fans eingefunden, die um acht Uhr früh einen Platz ergattern wollten. In Wien warteten am Morgen des Finaltags 20.000Menschen im Regen, nur die Hälfte davon fand letztlich Einlass.

Auf das Kernpublikum ist also Verlass, es schätzt die Mixtur aus Spitzensport und Partyfeeling. Und, auch das ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor: Österreichs Teams haben in der Spitze stets mitgemischt, wussten die Massen zu begeistern, denn: „Wenn du nichts gewinnst, wird's irgendwann uninteressant.“ Bei einem Spiel zwischen Brasilien und Polen herrsche zwar gute Stimmung, wenn aber Brasilien gegen Österreich auf dem Court blockt und smasht, dann sei das mit praktisch nichts zu vergleichen. „Goosebumps don't lie“, sagt Doppler. Gänsehaut lügt nicht.

Der einstige Trendsport Beachvolleyball hat sich mittlerweile etabliert, wobei Österreich gewiss das Aushängeschild darstellt. Die Fünf-Sterne-Turniere der höchsten Kategorie in Fort Lauderdale, Gstaad und Wien seien „fantastische Produkte, aber es fehlt ein bisschen am Unterbau“. An der Basis kann der Sport also noch weiter wachsen, professioneller werden. Von den neun Vier-Sterne-Turnieren zwischen China, Russland und Katar haben laut Doppler „nicht alle die nötige Qualität, aber der Sport entwickelt sich in die richtige Richtung“.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es kein einheitliches Setting für ein rundum gelungenes Event braucht. „Beachvolleyball funktioniert auf dem Strand genauso wie auch in Wien oder Gstaad“, erklärt der zweifache Europameister (2003, 2007). Das Turnier im Schweizer Gstaad sei ohnehin so etwas wie die Grande Dame der Szene. „Dort gibt es weit und breit keinen Strand, aber die Brasis (Brasilianer, Anm.) haben jedes Mal den Mund weit offen, weil sie das einzige Mal im Jahr Schnee sehen.“ Grundsätzlich habe Doppler aber eine klare Vorstellung: „Beachvolleyball gehört an den Strand, ans Wasser.“ Deswegen sei Fort Lauderdale auch eines der schönsten Turniere. „Dort verlässt du den Court und springst mit dem Dress ins Meer.“

Mit 37 und 35 Jahren gehören Doppler und Horst zu den Routiniers auf der Tour. Eine Karriereende ist (noch) nicht in Sicht, Olympia 2020 in Tokio hat seinen Reiz. „Wir müssen niemandem mehr etwas beweisen, aber solang es uns Spaß macht, wollen wir weitermachen.“ Familienvater Doppler sorgt dennoch für die Zeit nach der Karriere vor. An der FH Burgenland belegt er das Fernstudium Business Administration & Sport – und ist damit nicht der einzige (ehemalige) Spitzensportler. Robert Almer, Benjamin Karl, Andreas Prommegger, Stefanie Schwaiger oder Jördis Steinegger sind allesamt Studienkollegen.

Zahlen

0 Euro
beträgt der Eintritt beim Turnier auf der Donauinsel (Beginn am Mittwoch). Es gilt also das Prinzip „First come, first serve“.

37 Bälle
haben Clemens Doppler und Co. beim Werbedreh auf dem Wiener Riesenrad „verbraucht“. Keiner davon wurde dabei kaputt, wie der Oberösterreicher stolz berichtet.

8000 Plätze
fasst der Centre-Court, zudem gibt es vier Side Courts.

49.000 Quadratmeter
umfasst das gesamte Veranstaltungsgelände.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.07.2018)

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