Sportförderung: Mehr Geld für die "Vorzeigeschüler"

Siebenkämpferin Ivona Dadic ist eine Athletin der Spitzenförderung
Siebenkämpferin Ivona Dadic ist eine Athletin der Spitzenförderung(c) REUTERS (KAI PFAFFENBACH)
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Die Bundes-Sport GmbH schüttet 2019 fast 34 Millionen Euro aus. Die höchste Fördersumme erhält weiterhin der Skiverband, Kürzungen betragen maximal 15 Prozent.

Wien. Für 59 österreichische Sport-Fachverbände war am Montag der Tag der großen Entscheidung: Sie wurden von der Bundes-Sport GmbH über ihre nach dem Bundessportförderungsgesetz 2017 neu evaluierten Fördermittel in Kenntnis gesetzt. Die Bewertung der einzelnen Verbände erfolgte auf Basis der Summen von 2018 in zwei Stufen: Die leistungsorientierte Einteilung berücksichtigt Erfolge der Athleten sowie die Bedeutung der Sportart (olympisch oder nicht, Mitgliederzahlen), die potenzialorientierte die von den Verbänden ausgearbeiteten Konzepte sowie die Evaluierung der vergangenen Förderperiode.

Insgesamt werden von der Bundes-Sport GmbH 2019 31.825.00 Millionen Euro, 7,12 Prozent weniger als im Vorjahr, ausgeschüttet, fünf Prozent müssen laut Gesetzestext für „unerwartete, unverschuldete Mehraufwendungen“, beispielsweise die Verlegung eines Wettkampfs, zurückgelegt werden und werden bei Nicht-Beanspruchung im Folgejahr addiert. Dank valorisierter Mittel aus dem Sportministerium stehen weitere 2,4 Millionen Euro zur Verfügung, die Gesamtsumme liegt damit nur rund 40.000 Euro unter jener von 2018. „Uns ging es um Gesamtpotenzial und Perspektive, aber auch um soziale Verträglichkeit“, erklärte Geschäftsführer Clemens Trimmel bei der Präsentation. Der Skiverband erhält nach wie vor die höchste Summe (2.481.306 Mio. Euro) und wie die anderen „Vorzeigeschüler“ Rodeln, Segeln, Leichtathletik, Judo oder Tennis 4,88 Prozent mehr Geld als im Vorjahr. Für die elf Schlusslichter, darunter Skibob oder Casting, gibt es 15,10 Prozent weniger Fördermittel.

Die genaue Analyse der einzelnen Verbände erfolgte nach dem Vier-Augen-Prinzip, in beiden Kategorien wurden die Verbände nach Punkten gewertet und dadurch eine Matrix erstellt. Das genaue Ergebnis wird im Gegensatz zur Verteilung der Fördermittel nicht öffentlich gemacht, auch um Konkurrenzdenken möglichst wenig Nahrung zu geben. „Wir wollen Ranking-Denken vermeiden. Die nationalen Verbände sollen sich nicht untereinander, sondern international vergleichen“, betonte Trimmel.

Im Gegensatz zu früher können die Verbände in einem eigenen Datenbank-System nun selbst die spezifische Verwendung der zugewiesenen Fördermittel vorschlagen, bei einem offiziellen Gespräch im Oktober bzw. November wird dann gemeinsam mit der Bundes-Sport GmbH die Aufschlüsselung diskutiert und gegebenenfalls adaptiert. Anleihen und Ideen für die Umsetzung des neuen Fördersystems wurden im Ausland, speziell etwa in der Schweiz, eingeholt. „Das Feedback ist sehr positiv, die Verbände sehen es als bürokratische Erleichterung“, berichtete Trimmel.

Athletenförderung in vier Kadern

Zusätzlich zur Verbandsförderung erfolgt ab 2019 eine „athletenspezifischen Spitzensportförderung“. Dafür stehen mindestens sieben Millionen Euro zur Verfügung, die Vergabe erfolgt personenbezogen über den Verband, gegenseitige Unterschriften soll die Kenntnis der jeweiligen Athleten belegen. Ausnahmen gibt es für Skifahrer oder Judoka, die vornehmlich als Team trainieren und zu Wettkämpfen fahren, weshalb eine Gruppensumme festgelegt wurde.

Die geförderten Athleten (Sommer: 77 Männer, 70 Frauen, Handball-, Hockey- und Tischtennisteams; Winter: 89 Männer, 42 Frauen, Eishockeyteam) sind in vier Kader unterteilt, je einen im Hinblick auf nächsten Olympischen Spiele 2020 bzw. 2022, wofür strengere Leistungsvorgaben als für die jeweils nächsten Spiele 2024 bzw. 2026 zur Anwendung kamen. Für die Aufnahme in den 2020/2022-Kader war etwa ein EM-Podest und Top-acht-Platz bei der WM nötig, für 2024/2026 waren es jeweils die Top 16.


Hinweis: Die exakten Zahlen der Verbands- und Spitzensportförderung sind unter www.austrian-sports.at abrufbar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2018)

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