Der Papierene: Star, Kicker und auch Mysterium

Er galt als Wunderkind aus Favoriten, war ein Star im Wunderteam und in den 1930er-Jahren als der „Hochgeschwindigkeits“-Dribbler bekannt: Matthias Sindelar, den sie seiner zarten Figur wegen auch den Papierenen nannten. Er hinterließ als Mensch, Fußballer, Werbe- und Gallionsfigur markante Spuren, der ehemalige Kult-Klubsekretär Norbert Lopper erzählt Episoden. Auch ist dem Café Sindelar ein ganzes Kapitel gewidmet, darin wird mit sehr einfachen Worten versucht, eine Verbindung zum NS-Regime zu skizzieren. Historiker berichten, analysiert wird, wie und warum Sindelar den ehemaligen Annahof übernahm, die ehemaligen Besitzer aber keinen Pfennig erhielten.

Die Qualitäten des Spielers standen nie zur Debatte, vielmehr noch Jahrzehnte später bewegt sein Verhalten abseits des Rasens. Kontroversen, Widersprüche – 1939 ermordet, als NS-Komplize oder Opfer? Wie weit sein Mythos reicht, bleibt subjektiv. Wie umstritten seine Person ist, legt jedoch die Tiefe dieses Grabens dar, der letztlich als Fall Nr. 55 und einer „negativen“ NS-Mitgliedschaft bescheinigt wurde.

Sindelars Leben lässt viele Auslegungen zu. Der Autor bemühte sich, sie wissenschaftlich zu betrachten.
Camilo Francka: „Sindelar. Über Fußball, Nationalsozialismus und Mysterien“, Verlagshaus Hernals, 29,90 Euro, 266 Seiten.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.12.2018)

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