Der König aus dem Volk

Die Frage nach dem besten Tennisspieler der Geschichte ist schnell beantwortet. Roger Federer. Niemand war länger Nummer eins der Welt (310 Wochen), niemand hat mehr Grand-Slam-Titel (20) gewonnen. Und der 37-jährige Schweizer spielt immer noch höchst erfolgreich, im Jänner wird er als Titelverteidiger bei den Australian Open aufschlagen.

Bücher über den Baselbieter, mittlerweile vierfacher Familienvater, gibt es Dutzende Biografien, Bildbände, selbst David Foster Wallace widmete ihm einen Essay („Roger Federer as Religious Experience“). Der Schweizer Sportjournalist Simon Graf, der Federers Karriere begleitet und zahllose Interviews mit ihm geführt hat, porträtiert ihn nun in vielen kleineren Anekdoten. So ergibt sich ein Bild eines einst ungestümen Jungprofis, der an den Herausforderungen seines Lebens im Scheinwerferlicht gewachsen ist.

Es sei einfach, im Erfolg zu glänzen, schreibt Graf, der wahre Charakter offenbare sich in der Niederlage. Deshalb erzählt er auch diese. Federers peinlicher Auftritt beim Heimturnier, die Schwächephase ob seiner Rückenschmerzen. „Tennis ist ein harter Sport, aber es ist immer noch ein Sport. Es gibt viele Dinge, die wichtiger sind“, sagt Federer. Grafs Argument: Wer so oft im Fokus steht – Federer hat über 1400 Pressekonferenzen gegeben – kann sich nicht dauerhaft verstellen.
Simon Graf: „Roger Federer“, Kurz & Bündig Verlag, 10 Euro, 160 Seiten. ?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.12.2018)

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