Friedensbotschaft auf dem Handball-Parkett

Betreuer der koreanischen Mannschaft beobachten das Training der Spieler Handball Oeffentliches Tra
Betreuer der koreanischen Mannschaft beobachten das Training der Spieler Handball Oeffentliches Traimago/Annegret Hilse
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Handball-WM. Nord- und Südkorea treten bei der Endrunde in Deutschland mit einem gemeinsamen Team an. Die sportliche Aufwertung dürfte sich in Grenzen halten, die symbolische Wirkung ist dafür umso größer.

Berlin. Berlin wird im Rahmen der Handball-WM dieser Tage zum nächsten Schauplatz innerkoreanischer Annäherung. Das gemeinsame Team aus Nord- und Südkorea eröffnet am Donnerstag (18 Uhr, live ZDF) gegen Gastgeber Deutschland die Endrunde. Knapp ein Jahr nach dem denkwürdigen Auftritt eines gesamtkoreanischen Frauen-Eishockeyteams bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang verstärken vier nordkoreanische Spieler dank Sondererlaubnis den südkoreanischen Kader auf 16 Akteure.

Nach dem ersten schwierigen Abtasten zwischen den Spielern sei die Atmosphäre im Team Korea mittlerweile „sehr gut“, hieß es vonseiten des südkoreanischen Verbands. Das erste Treffen erfolgte erst am 22. Dezember in Berlin und sei ein wenig befremdlich gewesen, gestand Teammanager John Yoo. „Aber mit jedem Abend im Hotel, mit jedem Training, jedem Essen kamen wir uns näher und sind nun freundschaftlich miteinander verbunden.“

Ursprünglich kam die Idee eines vereinten Teams vom Internationalen Handballverband, Südkoreas Verband spricht auf seiner Website von einem Ereignis mit geschichtsträchtiger Symbolkraft. Ähnlich wie bei den Eishockeyspielerinnen in Pyeongchang dürften auch die nordkoreanischen Handballer keine sportliche Verstärkung sein. Doch schon die Idee eines vereinten Teams habe anscheinend die gleiche Attraktion ausgestrahlt, betonte Yoo: „Es ist eine Friedensbotschaft und ein sehr bedeutungsvolles Ereignis.“ Da Handball in der Heimat keinen großen Stellenwert genießt, gab es diesmal keine Diskussionen über sportlichen Sinn oder Unsinn der Fusion. Über die Situation in Nordkorea ist wenig bekannt.

Nächstes Ziel Olympia 2020

Coach Cho Young-shin kündigte an, in jeder Partie werde mindestens ein nordkoreanischer Spieler zum Einsatz kommen. „Wir hatten zwar nur zwei Wochen Zeit, aber die hat ausgereicht, die Stärken und Schwächen der Spieler zu sehen.“ Das abschließende Testspiel gewann das Team Korea mit 34:29 beim Drittligisten Oranienburger HC. Zwei Tage zuvor hatte es allerdings noch eine 26:30-Niederlage beim ebenfalls in der dritten Liga spielenden VfL Potsdam gesetzt. Als WM-Ziel setzt sich der Verband das Erreichen der zweiten Runde, Kapitän Jung Su-young versprach: „Wir werden das Beste geben.“ In der sportlichen Diplomatie ist Olympia 2020 in Tokio das nächste große Ziel, ein gemeinsamer Handball-Antritt nicht ausgeschlossen.

Nur der Wunsch des Weltverbandes mit Präsident Moon Jae-in und Machthaber Kim Jong-un auch die beiden politischen Führer aus Süd- und Nordkorea in Berlin begrüßen zu dürfen, wird sich nicht erfüllen. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2019)

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