Das Sport-Imperium von Red Bull

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FILES-AUTO-PRIX-F1-NED-ZANDVOORTAPA/AFP/ANP/JERRY LAMPEN
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Die Erfolgsstory von Dietrich Mateschitz und Red Bull war von Beginn weg eng mit Sport verbunden.

Die Erfolgsstory von Dietrich Mateschitz und Red Bull war von Beginn weg eng mit Sport verbunden. Zunächst durch Sponsoring von Einzelsportlern in Trend- und Extremsportarten, dann auch im Mainstream. Mit Formel 1 und Fußball hat der gebürtige Steirer die Marke mit der silberblauen Dose zu einer der wertvollsten weltweit gemacht. Passend zum 75er kickt RB Salzburg endlich in der CL-Gruppenphase.

Wie so viele Menschen aus der Region war der 1944 im steirischen St. Marein im Mürztal geborene Mateschitz in den 1970er-Jahren vom Geschehen auf dem nahegelegenen Österreichring begeistert und letztlich auch geprägt worden. Motorsport in jeder Form war deshalb zunächst nach der Firmengründung 1984 auch das Hauptspielfeld seiner Marketing-Aktivitäten. Erster Red-Bull-Athlet war Mitte der 1980er-Jahre Formel-1-Pilot Gerhard Berger. Ein ähnliches Red-Bull-Urgestein ist der zweifache Motocross-Weltmeister Heinz Kinigadner, mit dem Mateschitz die Stiftung "Wings for Life" gegründet hat und der wie Ex-Autorennfahrer Helmut Marko in der Formel 1 heute ein wichtiger Mittelsmann für Red Bull in der Motorrad-WM ist.

Anfangs wurden von Mateschitz vor allem junge, verwegene oder coole Einzelsportler unterstützt, ehe man dann auch auf in Österreich etablierte Sportarten wie Eishockey, Ski alpin oder Skispringen setzte. Über die Formel 1 folgte dann der Geschäftsexpansion folgend zunächst in den 1990ern über die Miteigentümerschaft bei Sauber, so richtig aber ab 2005 nach dem Kauf von Jaguar und der Umwandlung in Red Bull Racing, der ganz große Internationalisierungsschritt, dem man mit dem Juniorteam Toro Rosso alsbald sogar ein zweites Standbein mit internationaler Reichweite verpasste. Spätestens seit den vier Weltmeistertiteln von RBR in Serie (jeweils Konstrukteure und Fahrer) zwischen 2010 und 2013 kennt man die Red-Bull-Dose in jedem Winkel der Welt.

Parallel zum Abenteuer Formel 1 begann für Red Bull, für das Sponsoring von Teamsportarten jahrelang tabu gewesen war, ebenfalls 2005 mit der Übernahme des SV Salzburg das millionenschwere Engagement im Fußball, das heute mehrere Akademien und Trainingszentren sowie Proficlubs in Salzburg, New York und Leipzig umfasst. In Salzburg holten die "Bullen" soeben ihren zehnten nationalen Titel und nach elf gescheiterten Anläufen erstmals auch die Fix-Teilnahme in der Champions-League-Gruppenphase. Rasenballsport Leipzig ist nach Übernahme bzw. Gründung im Jahr 2009 und einem Blitzdurchmarsch von der fünften in die erste deutsche Bundesliga dort als Spitzenclub etabliert.

Nicht alle Mateschitz-Ideen bekamen sofort Flügel, und vor allem im Fußball gab es anfangs auch viele ablehnende Reaktionen. Auch musste der flugbegeisterte Mateschitz nach der 2004 erfolgten Übernahme der Spielberg-Rennstrecke, auf der er einst für den Motorsport begeistert wurde, die Pläne einer Aviatik-Akademie wieder begraben. Letztlich brachte das "Projekt Spielberg", mit der dann 2011 als Red Bull Ring wiedereröffneten Piste als Herzstück, aber nicht nur die Formel 1 (2014) und die Motorrad-WM (2016) zurück nach Österreich, sondern sorgte auch für eine enorme wirtschaftliche Wiederbelebung der Region.

Was Red Bull in vielen Bereichen unterscheidet, ist das "Projekthafte" seines Engagements. Mit dem Logo bloß auf einem Sportler oder einem Fahrzeug zu kleben, war dem Marketingspezialisten Mateschitz von jeher zu wenig. "Uns geht es um die Sinnhaftigkeit, auch wenn sie sich vielleicht erst im Nachhinein bestätigt", sagte er einmal. Hatte Red Bull anfangs durch Extremsportler vor allem jüngere Zielgruppen angesprochen, gibt es dank Fußball und Co. mittlerweile nach oben keine Alterslimits mehr.

Zudem ist Red Bull auch im Sport Weltmeister der Marken-Inszenierung. Zu den aufwendigsten und spektakulärsten Unternehmungen zählt der 2012 in Mateschitz' Fernsehsender ServusTV live übertragene Stratosphärensprung von Felix Baumgartner in den USA aus einer an einem Ballon hängenden Druckkapsel aus 39 Kilometern Höhe.

Hinsichtlich Einzel-Sponsoring landen nach wie vor nur die Besten und Mutigsten bei Red Bull. So etwa Lindsey Vonn, Marcel Hirscher, Anna Gasser, Dominic Thiem oder auf internationaler Ebene Superstars wie der brasilianische Kicker Neymar. Kritik bekommt das Unternehmen freilich auch oft deshalb, weil immer wieder von Red Bull unterstützte Extremsportler ihren Wagemut mit dem Leben bezahlen.

Ob Fans oder - sportliche - Gegner, Mateschitz wird jedenfalls von allen Seiten Respekt gezollt. "Für mich ist er der Paradeunternehmer in Österreich schlechthin", sagt etwa Toto Wolff. "Wie er eine Marke kreiert und groß gemacht hat, das hat es in dieser Form in Österreich noch nicht gegeben", so der Wiener, der als Motorsportchef bei Mercedes ein Hauptrivale des Mateschitz-Teams ist. "Ohne ihn gäbe es den revitalisierten Österreichring und die Infrastruktur rundherum nicht, es gäbe zwei Formel-1-Teams nicht und es gäbe viele junge Fahrer, die unterstützt worden sind, nicht", ist Wolff überzeugt.

Für Helmut Marko sind durch Red Bull komplett neue Maßstäbe gesetzt worden. "Nämlich, dass man sich überhaupt traut, in die Formel 1 zu gehen. Unsere wirklich respektablen Erfolge mit insgesamt über 50 GP-Siegen sind nur seiner Vision, seinem Tun und seinem Beharrungsvermögen zu verdanken", betonte der Grazer. Marko verweist auch auf die Parallelen zum Fußball. "Sie beziehen ihre Spieler und Trainer aus der eigenen 'Schule', ähnlich wie wir es hier in der Formel 1 machen, indem wir unsere Fahrerkader aus eigenen jungen Leuten rekrutieren."

Während der Fußball expandiert, ist etwas offen, wie lange das kostspielige Abenteuer Formel 1 bei Red Bull noch weitergelebt wird. Der fast gleichaltrige Marko ist aber vom anhaltenden "Hunger" seines Chefs auf die Motorsport-Königsklasse überzeugt. "Sonst täten wir es nicht machen, sonst wären wir längst schon nimmer dabei."

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