"Skyrunner" Stangl: "K2 war ein bisschen fad"

Stangl vor dem K2
Stangl vor dem K2(c) APA/C. STANGL (C. Stangl)
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Nach dem Gipfelsturm meinte der Steirer: "Bis 8000 Meter habe ich jeden Tritt gekannt." Ein Schneeleopard sorgte wenigstens beim Abstieg für Aufregung. Stangl hat das Basislager am Samstag verlassen.

Erschöpft, aber glücklich zeigte sich Skyrunner Christian Stangl zwei Tage nach seinem Gipfelsieg auf dem K2. Nach zwölf Stunden Schlaf hat er Samstag das Basislager verlassen und war zusammen mit zwei Trägern unterwegs nach Askoli. Dort wird er in zwei bis drei Tagen ankommen. Danach geht es mit dem Jeep in mehreren Etappen nach Islamabad. "Ich freue mich schon so auf einen Radler", sagte der Steirer.

Beim Trekken Richtung Askoli klagte Stangl über Schmerzen im Beckenbereich. Es könnte von den Nieren ausgehen, weil er beim langen Auf- und Abstieg zu wenig getrunken habe. Der Alpinist hofft nun, beim Gehen seine verspannte Muskulatur zu lockern. "Ist besser für die Beine, als oben herumwarten". Erst am heutigen Samstag konnte er seinen Gipfelsieg realisieren. "Gestern hab ich gar nichts gefühlt, heute hab ich bisschen ein Gefühl der Freude." Gegessen hat der Skyrunner auch noch nichts - es gibt auch "nix G'scheits", sagte er. Der Steirer hoffe trotz Ramadan in Islamabad auf ein gutes Essen.

Drei Jahre "herumgenudelt"

Er habe praktisch die vergangenen drei Sommer auf dem K2 verbracht, mehrere Monate im Basislager, um auf einen günstigen Moment des Aufstiegs zu warten. "Ich bin drei Jahre lang auf diesem Berg herumgenudelt", sagte Stangl. Speziell in den letzten drei Tagen vor dem Aufstieg sei er sich wie ein Darsteller in dem Gefangenenfilm "Papillon" mit Steve McQueen vorgekommen. "Meine Situation hat mich immer an den Film erinnert. Und ich mach das auch noch freiwillig, das ist ja das Allerärgste." Stangl: "Da muss man schon einen Klopfer haben, das stimmt schon."

K2 war "ein bisschen fad"

Unterm Strich habe er dann den K2 schon als ein "bisschen fad" empfunden. Bis zu der Höhe von 8000 Meter habe er jeden Tritt gekannt. "Es ist ja nur mehr um die letzten 300 Meter gegangen", sagte Stangl. Und heuer seien die Verhältnisse am Berg extrem gut gewesen, der Schnee war bereits niedergepresst. In den vergangenen Jahren habe es enorm viel Neuschnee gegeben. Hinzu kamen die Eislawinen. "Eine Eislawine ist nicht prognostizierbar. Die Eisbalkone brechen ab, wie der Zufall es will."

Der Alpinist war im August 2008 am K2 nur knapp einem Drama mit mehreren Toten entgangen. Er stieg bis 8.100 Meter auf, ehe eine Eislawine im Bottleneck die Saison beendete und elf Bergsteiger mit in den Tod riss. 2009 versuchte Stangl erneut sein Glück und erreichte 8.300 Meter. "Ein Jahr danach wieder zu kommen, war schon ein komisches Gefühl", meinte der Steirer. "Es bleibt immer ein Restrisiko, entweder du hast Glück oder du hast kein Glück."

Großen Dank sprach Stangl dem Innsbrucker Meteorologen Karl Gabl aus: "Charly hat mir ein 30-stündiges Fenster (für den Aufstieg auf den K2, Anm.) gegeben. Ich war dann der einzige, der daraufhin das Basislager zum Aufstieg verlassen hat. Bei ganz leichtem Schneefall bin ich los, alle anderen haben im Basislager weiter gewartet. Ohne Charly wäre ich immer noch im Basislager." Ein kurzes Zeitfenster sei für Stangl kein Problem, meinte er. "Ich hab auch den Mount Everest in 16 Stunden bestiegen. Seit dieser Zeit weiß ich, dass mein Körper funktioniert."

Stangls "Viech auf vier Haxen"

In der Nacht sei er so rasch wie möglich abgestiegen. "Ich habe gewusst, ich muss wegen des Wetters runter." Dafür wählte er jedoch eine andere Route, die aufgrund des massiven Steinschlags sicherer war. "Auf 5600 Meter war es Mitternacht. Ich war schon 30 Stunden unterwegs." Unter einem Felsvorsprung sei er dann vor Erschöpfung eingeschlafen. Als er wieder aufwachte, hatte er ein seltsames Erlebnis. "Ich bin um 4.00 Uhr wieder zu mir gekommen und hab nicht gewusst, wo ich bin. Es war schon Out of Control." Er vernahm einen eigenartigen Geruch und sah dann ein katzenähnliches Tier, das ihn ansah. "Ich konnte mir nicht vorstellen, was das sein könnte, doch im Basislager sagten sie mir, dass das ein Schneeleopard gewesen sei. Möglicherweise ist auch so die Saga vom Yeti entstanden. Aber mein Viech ist auf vier Haxen gestanden", sagte Stangl lachend.

Für sein Vorhaben, als erster Mensch alle "14 Seven Summits" (die sieben höchsten und die sieben zweithöchsten Berge aller Kontinente) zu besteigen, fehlt Christian Stangl (44) somit nur mehr ein Berg: Der 4852 Meter hohe Mount Tyree in der Antarktis, der als K2 des südlichsten Kontinents der Erde gilt. Auf dem Gipfel dieses Berges waren erst sieben Menschen. "Das ist viel mystischer als der K2", sagte Stangl.

Im September gönnt sich der Alpinist eine Pause. "Ich hab mir den ganzen September freigehalten, keine Touren, keine Vorträge. Nur viele kühle Radler mit Kohlensäure trinken." Im Oktober startet der Steirer nicht nur seine Vortragsreihe, sondern auch sein Training für die Antarktis. Er wird sich dafür im November in den Anden vorbereiten. Anfang Dezember fliegt er dann von Santiago in Chile zum Mount Tyree.

(APA)

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