Formel 1: Scharfe Kritik an FIA-Urteil gegen Hamilton

Felipe Massa, Lewis Hamilton
Felipe Massa, Lewis HamiltonAP (Yves Logghe)
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Die 25-Sekunden-Strafe, die den Briten den Sieg in Spa kostete, sorgt für Aufruhr in der Formel-1-Szene. Auch Österreichs Motorsportlegende Niki Lauda ist verärgert.

Stunden nach dem Ende des Grand Prix im belgischen Spa schmolz der Vorsprung von Spitzenreiter Lewis Hamilton von acht auf zwei Punkte zusammen. Ein nicht für alle Beteiligten nachvollziehbares Urteil der Sportkommissäre könnte die Formel-1-WM entscheiden. Hamilton war am Sonntag wegen eines umstrittenen Überholmanövers gegen Weltmeister Kimi Räikkönen nachträglich mit einer 25-Sekunden-Strafe belegt worden. Der Brite wurde auf Platz drei zurückgereiht, den Sieg erbte sein schärfster WM-Rivale, Räikkönens Ferrari-Teamkollege Felipe Massa.

"Schlechtestes Urteil der Geschichte"

Auch am Tag danach herrschte in der Szene hellste Aufregung. Die britische Boulevard-Presse hatte sich auf den Automobil-Weltverband FIA und die "Ferrari-Mafia" eingeschossen. "Verschwörungstheorien machen die Runde", schrieb die "Daily Mail". Kritik hagelte es - abgesehen von Ferrari - von allen Seiten. "Das ist das schlechteste Urteil in der Geschichte der Formel 1", sagte etwa Österreichs dreifacher Weltmeister Niki Lauda. "Es ist inakzeptabel, wenn drei Stewards die WM auf diese Weise beeinflussen."

Fünf Rennen vor Schluss liegt Massa nur noch zwei Punkte hinter Hamilton, könnte bereits am Sonntag in Monza die WM-Führung übernehmen. Bis dahin wird sich am aktuell gültigen Ergebnis von Spa-Francorchamps nichts ändern. Hamiltons Team McLaren-Mercedes hat eine Woche Zeit, seinen bereits eingebrachten Protest schriftlich zu begründen. Danach will die FIA "so schnell wie möglich" entscheiden, ob dieser überhaupt zugelassen wird.

Bereits in der vergangenen Saison war McLaren vor dem Wochenende in Belgien mit einer drakonischen Strafe belegt worden. Wegen der Spionage-Affäre wurde das britische Team aus der Konstrukteurs-WM ausgeschlossen und mit 100 Millionen Dollar Buße belegt. Erneut dominierten die Schlagzeilen außerhalb der Rennstrecke. Dabei war das Rennen aufgrund des in der Schlussphase einsetzenden Regens das spektakulärste der gesamten Saison gewesen.

Hamilton hatte Räikkönen drei Runden vor Schluss angegriffen, war vom Finnen aber von der Strecke gedrängt worden. Der Engländer musste die Schikane abkürzen, ließ den Titelverteidiger aber wieder überholen. Weil Hamilton schon in der darauffolgenden Kurve erfolgreich attackierte, sahen die Sportkommissäre einen unerlaubten Vorteil. Weil eine Durchfahrtsstrafe zu diesem späten Zeitpunkt nicht mehr möglich war, wurde Hamilton mit 25 Sekunden belegt.

Hamilton: "Habe nichts falsch gemacht"

Der Jungstar selbst war sich keiner Schuld bewusst. "Ich habe absolut nichts falsch gemacht. Das ist Rennsport. Wenn ich für so etwas eine Strafe bekomme, dann muss irgendwas falsch laufen", ärgerte sich Hamilton, der Räikkönen früher oder später wohl sowieso überholt hätte. Im Regen war der 23-Jährige klar der Schnellste. Zudem musste der indisponierte Weltmeister seine Titelträume noch in der selben Runde in der Leitplanke begraben.

Räikkönen könnte nun sogar zum Edelhelfer für Massa degradiert werden. Während Hamilton auf die Unterstützung seines Teamkollegen Heikki Kovalainen ("Er schafft das aber auch alleine") bauen darf, wird in Italien vom Titelverteidiger gefordert, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen.

19 Punkte liegt Räikkönen in der WM-Wertung bereits hinter Hamilton. "Ferrari muss jetzt entscheiden", meinte die "Gazzetta dello Sport" und "La Repubblica" ergänzte: "Das wirkliche Urteil von Spa lautet: Massa ist jetzt die Nummer eins." Ein anderes Urteil dürfte aber noch viel länger diskutiert werden.

(Ag.)

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