Mercedes und das gewisse Maß Skepsis

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VIDEO: Mercedes könnte in dieser F1-Saison den Rekord von Ferrari egalisieren, das neue Auto soll leichter zu verstehen sein.

Für Mercedes AMG geht es in diesem Jahr um einen Meilenstein in der Formel-1-Geschichte. Der deutsche Rennstall könnte als zweites Team fünf Mal hintereinander sowohl den Titel bei den Fahrern, als auch bei den Konstrukteuren abräumen. Teamchef Toto Wolff will sich damit aber nicht befassen. "Wir gehen mit einem gewissen Maß Skepsis in die Saison, ob unsere Performance reicht", sagte der Wiener.

Ferrari hatte die fünf Doubles am Stück von 2000 bis 2004 mit Michael Schumacher als Galionsfigur geschafft, Mercedes könnte heuer nachziehen. 2014, 2015 und 2017 waren die "Silberpfeile" mit Lewis Hamilton erfolgreich, 2016 krönte sich Nico Rosberg zum Weltmeister. Und heuer? Da gilt Titelverteidiger Hamilton erneut als erster Anwärter auf die Krone.

"Das ist aber nicht der Mindset, mit dem wir in die Saison gehen. Weil wenn du ein bisschen zu optimistisch bist, dann beißt dich das sehr schnell", entgegnete Wolff. "Wir gehen mit einem gewissen Maß Skepsis in die Saison, ob unsere Performance reicht, aber mit einer großen Motivation und Energie", übte sich der 46-Jährige daher im gepflegten Understatement.

Vor den Leistungen von Rekordweltmeister Schumacher hat Wolff großen Respekt. "Der Rekord von Michael Schumacher existiert, weil er einfach unglaublich ist. Diese sieben Siege aus Fahrersicht und diese fünf Doppel-Weltmeisterschaften sind unerreicht - und das hat einen Grund, weil es einfach sehr schwer ist", sagte der Mercedes-Motorsportchef. Man müsse jedes Jahr für sich sehen und "schauen, dass man jedes Jahr konkurrenzfähig ist".

Hauptaugenmerk bei den Testfahrten in diesem Winter sei es gewesen, Rückschlüsse über die Fahrdynamik zu gewinnen. "Wir haben im letzten Jahr das schnellste Auto gehabt, wir haben die meisten Pole Positions gehabt und auch am meisten Siege. Aber wir haben auch Wochenenden gehabt, wo die Schwankungsbreite einfach zu groß und für die Fahrer das Auto nicht immer ganz leicht zu verstehen war", erklärte Wolff. Absoluter Tiefpunkt sei der Grand Prix von Monte Carlo gewesen, Ungarn "war auch nicht großartig".

Der Mercedes AMG F1 W09 EQ Power+ sollte weniger Diva, sondern mehr zuverlässiges Arbeitstier sein. Die bei den Tests erhobenen Daten legen nahe, dass es in diese Richtung gehen könnte. "Die Fahrer sind happy, wie das Auto gelaufen ist. Wie die Rangordnung ist bei Speed und Performance, ist noch ein bisschen diffus." Ferrari und Red Bull seien dicht dran. "Die Kurvenperformance, die der Red Bull gezeigt hat an manchen Tagen, die ist unerreicht. Insofern sehen wir im Moment beide Teams als direkten Gegner", erklärte der Österreicher.

Wie im vergangenen Jahr geht Mercedes mit Hamilton und Valtteri Bottas in die Saison. Der amtierende Champion Hamilton dürfte bald einen neuen Vertrag bei den "Silberpfeilen" unterschreiben, der ihn über 2018 hinaus an das Team bindet. Bei Bottas will man länger zuwarten, da sich 2019 einiges auf dem Fahrermarkt tun könnte, falls Daniel Ricciardo Red Bull verlässt.

Nichtsdestotrotz hält Wolff nach wie vor große Stücke auf Bottas. "Er hat dreimal gewonnen, und das in einer sehr eindrucksvollen Art und Weise. Dann hat er wieder Ausreißer nach unten gehabt, wo er irgendwie nicht in die Gänge gekommen ist", rekapitulierte er die erste Mercedes-Saison des Finnen. "Das muss er konsolidieren. Genauso wie wir als Team Schwankungen hatten, die wir in diesem Jahr glätten wollen, wird er das machen, und er weiß das am allerbesten."

Spekulationen über nächstes Jahr seien jedenfalls fehl am Platz. "Wir wollen jetzt einmal in die Gänge kommen, uns voll hinter ihn stellen und dann schauen, wie er performt und wie die anderen performen. Dann Mitte des Jahres werden wir benchmarken, was für uns die beste Lösung ist für 2019", kündigte Wolff an.

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