Formel 1: Vettel lässt Ferrari wieder träumen

Aufregung in der Ferrari-Box in Bahrain: Kimi Räikkönen fuhr einen Mechaniker um, der Mann ist nach der Bein-OP wohlauf.
Aufregung in der Ferrari-Box in Bahrain: Kimi Räikkönen fuhr einen Mechaniker um, der Mann ist nach der Bein-OP wohlauf.(c) REUTERS
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Sebastian Vettel erhielt für seine siegreiche Taktik in Bahrain viel Lob. Der verletzte Mechaniker meldete sich aus Spital.

Sakhir/Wien. Diese Szene im Grand Prix von Bahrain tat schon beim Zuschauen weh. Kimi Räikkönen bekam beim Boxenstopp in der 36. Runde zu früh das Startsignal und fuhr einen Mechaniker, der mit einem Hinterreifen wartete, um. Das Bein des Mannes wurde auf ungute Weise gebogen und schnalzte fast wie ein Gummiband zurück. Am Montag meldete sich Unfallopfer Francesco Cigarini, der einen Schien- und Wadenbeinbruch erlitten hat, via Instagram persönlich aus dem Krankenhaus: „Operation ist gut verlaufen. Danke an alle, die sich um mich gekümmert haben.“

Für Räikkönen war das Rennen bereits unmittelbar nach dem Unfall zu Ende, auch für Ferrari hat er ein teures Nachspiel. 50.000 Euro und damit das Zehnfache der üblichen Strafe für „unsafe release“ muss die Scuderia zahlen. Die Stewards begründeten ihre Entscheidung damit, „dass Teampersonal gefährdet und eine Verletzung verursacht wurde“.

Der fliegende Teppich

Sebastian Vettel wurde nach seinem zweiten Saisonsieg mit Lobeshymnen überhäuft. „Sebastian ist wie ein wahrer Champion gefahren“, schwärmte Präsident Sergio Marchionne, die „Gazzetta dello Sport“ schrieb: „Seb hat seinen Ferrari in einen fliegenden Teppich verwandelt und ihn in die Welt der Träume gebracht.“ Der Deutsche selbst mahnte vor dem GP in China am Sonntag zur Demut: „Es bringt nichts, zu weit vorauszuschauen. Es wird nicht einfacher, es ist noch ein langer Weg.“

Nicht nur bei den Tifosi hat der perfekte Saisonauftakt aber große Hoffnungen geweckt. Ferrari gewann erstmals seit 14 Jahren die beiden Auftaktrennen, das ist zuletzt Michael Schumacher gelungen, der dann am Ende auch seinen siebenten Titel holte. Der bislang letzte WM-Triumph der Scuderia datiert von Räikkönen im Jahr 2007.

Vettels Erfolge haben der neuen Saison jedenfalls schon einmal Spannung verliehen. Hatte sich Mercedes in Australien mit einem Rechenfehler noch selbst geschlagen, musste man sich diesmal trotz eines schnelleren Autos und brillanter Strategie neuerlich geschlagen geben. „Wir hatten das Rennen schon gewonnen“, haderte Sportchef Toto Wolff. Doch Vettels gewagter Taktikkonter und seine Steuerkunst auf abgefahrenen Reifen gegen den heranrauschenden Valtteri Bottas ließen auch Wolff verzweifeln. „Das ist enorm frustrierend.“

Weltmeister Lewis Hamilton, dessen Aufholjagd bis auf Rang drei führte, nahm Ferraris Kampfansage an. „Sie haben gezeigt, dass sie momentan die Oberhand haben. Es geht eng zu, und wir müssen einfach bessere Arbeit abliefern.“

Gaslys Sternstunde

Nach den frühen Ausfällen von Daniel Ricciardo und Max Verstappen hat Toro-Rosso-Pilot Pierre Gasly als Vierter die Bilanz von Red Bull gerettet und McLaren eine echte Blamage beschert. Schon im zweiten Rennen mit dem B-Team von Dietrich Mateschitz schaffte der neue Motorenpartner Honda ein besseres Ergebnis als in den drei Jahren mit McLaren.

Das britische Team hat sich nach der Vorsaison wegen anhaltender Erfolglosigkeit von Honda getrennt und fährt nun mit Renault-Motoren. „Pierre hat einen fantastischen Job gemacht, als ob er schon hundert Formel-1-Rennen bestritten hätte“, lobte Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost den 22 Jahre alten Franzosen, der erst sein siebentes Formel-1-Rennen fuhr. „Ich weiß einfach nicht, was ich dazu sagen soll“, war dieser nach dem Gewinn seiner ersten WM-Punkte überhaupt fassungslos.

Gasly hatte erst im vergangenen Oktober zunächst als Ersatz für den Russen Daniil Kwjat in Malaysia debütiert und in Bahrain schon mit Platz sechs im Qualifying imponiert. In den Wüstenstaat war Toro Rosso mit einem neuen Aero-Paket für den STR13 gekommen, auch Honda hatte Modifikationen parat gehabt. Gasly egalisierte prompt das zweitbeste Ergebnis für die Junior-Bullen. (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.04.2018)

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