In Monaco wird am Freitag traditionell pausiert. Dafür wurde über die Zukunft der Königsklasse und mögliche Ferrari-Tricks diskutiert.
Monte Carlo. In Monaco ticken die Uhren anders. An einem gewöhnlichen Formel-1-Rennwochenende an einer gewöhnlichen Strecke werden am Freitag zwei Trainingseinheiten absolviert. Nicht so im Fürstentum, wo schon am Donnerstag der Auftakt erfolgt. Traditionell fand der Grand Prix am Wochenende nach Christi Himmelfahrt statt, was eben auf einen Donnerstag fällt. Und damit der Geschäftsverkehr auf dem Stadtkurs nicht komplett zum Erliegen kommt, wurde die Strecke am Freitag schon ab 14.30 Uhr geöffnet, nachdem kleinere Serien ihre Runden beendet hatten.
Während am trainingsfreien Freitag in Monaco nicht gerüttelt wird, gab es zahlreiche Diskussionspunkte, als Rechteinhaber Liberty Media im Fürstentum zum zweiten Mal und deutlich detaillierter die künftigen Spielregeln der Formel 1 präsentierte. Die „Vision 2021“ hat durchaus Sprengkraft und soll eine neue Ära einläuten. Geklärt werden müssen Fragen über günstigere Motoren, die Kosten und die Einnahmenverteilung. Bisher gab es seit der Ablöse von Bernie Ecclestone hauptsächlich Kleinkram-Entscheidungen wie die Abschaffung der Grid Girls. Bei wichtigeren Dingen hinkt die Entwicklung trotz großer Ankündigungen hinterher.
Sportlich teilt vor allem die angedachte Budgetobergrenze von 150 Millionen US-Dollar (130 Mio. Euro) die Meinungen. Während kleinere Teams die Einführung begrüßen, befürchten die großen wie Ferrari, Mercedes und Red Bull einen massiven Stellenabbau in ihren Fabriken. „Daran hängen Tausende Arbeitsplätze bei Teams und Zulieferern“, warnte etwa Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sprach von einer „hochkomplexen Angelegenheit“. Und Frédéric Vasseur von Sauber ist überzeugt: „Wir brauchen Klarheit, und das schnell. Denn das ist jetzt der Beginn einer neuen Ära.“
Ferrari unter Beobachtung
In der Gegenwart gibt es für die Regelhüter wieder einmal Anlass, möglichen verbotenen technischen Machenschaften auf die Spur zu kommen. In Monaco ist Ferrari ins Visier des Internationalen Motorsportverbands FIA geraten. Einige Konkurrenten vermuten offenbar, die am Saisonstart so starken Boliden aus Italien könnten mit einem nicht regelkonformen Energierückgewinnungssystem und einer eigenwilligen Batterielösung zusätzlich Leistung abgerufen haben. Deshalb musste nun für Monaco eine Kontroll-Hardware in die Autos von Vorjahressieger Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen eingebaut werden.
Favorit im heutigen Qualifying (15 Uhr, live, ORF eins) ist aber ohnehin Red Bull. Mit den neuen Hypersoft-Reifen pulverisierten Daniel Ricciardo und Max Verstappen in den Donnerstags-Trainings wechselweise den bestehenden Rundenrekord. (red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2018)