Die Erfolgsserie der Silberpfeile ist das Meisterwerk von Toto Wolff

Lewis Hamilton ist auf dem Sprung in die F1-Geschichtsbücher.
Lewis Hamilton ist auf dem Sprung in die F1-Geschichtsbücher. (c) REUTERS (TORU HANAI)
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Lewis Hamilton demonstriert mit dem Japan-Sieg seine wahre Überlegenheit. Der Brite und Mercedes gewinnen die WM, daran besteht kein Zweifel.

Lewis Hamilton hat es geschafft, seinem Teamchef Toto Wolff mehr als nur ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Der Brite, 33 Jahre, hat mit seinem neunten Saisonsieg, dem vierten auf dem Circuit von Suzuka – und dem insgesamt 71. seiner Karriere alle Kritiker einmal mehr eines Besseren belehrt. Geht es um Konstanz und Nervenstärke im WM-Finish, gibt es am Briten weiterhin kein Umhinkommen. Keiner fährt so kalt, berechnend und emotionslos wie er. Keiner versteht es besser, Technik und Team auf seine Seite zu ziehen.

Wer noch Zweifel daran hat, dass Hamilton nicht die WM gewinnen wird, der ist – Pardon: naiv. Der Weg zum fünften Titel ist längst glatt asphaltiert für ihn. 67 Punkte Vorsprung bei noch vier offenen Grand Prix. Gewinnt er in Austin, US-Bundesstaat Texas, und wird Sebastian Vettel nur Dritter, ist die WM vorzeitig entschieden. Mercedes ist allen zu schnell, Ferrari beging zu viele Eigenfehler. Und: Wolff, der seit Jänner 2013 dem Team vorsteht und den eigentlichen Aufstieg eingeleitet hat, war in dieser Saison auch entschieden genug, in dem Augenblick, als es wirklich darauf ankam, in Sotschi die finale Team-Order auszugeben.

In der Überholspur bis 2021

Der 50. F1-Sieg der Silberpfeile dokumentiert, dass die Marke mit dem Stern „alles richtig gemacht hat“, wird der Wiener, 46 Jahre, gern zitiert. Daran wird sich auch bis 2021 nichts ändern, erst dann läuft das aktuelle Agreement zwischen FIA, Teams und Eigentümer „Liberty Media“ aus. Eine Tendenz lässt sich daraus nicht gänzlich ableiten, jedoch liegt eine Heerschar von Indizien auf der Strecke: Hamilton wird weiter die Vorfahrt genießen.

Intern ist sein Status unantastbar, auf der Strecke hat er das beste Auto, den verlässlichsten Antrieb – dazu unbestritten die besseren Nerven als Vettel, der ihm augenblicklich als Einziger das Wasser reichen könnte. Könnte, würden die Scuderia und der Deutsche sich ihrer Aufgaben besinnen anstatt Anfängerfehler zu begehen. Falsche Betankung in Qualifyings, dumme Kollisionen und der denkbar ungünstigste Augenblick, um Kimi Räikkönen den Abschied mitzuteilen: Ferrari hat so viel falsch gemacht.

Besser als Schumacher?

Mit neun Saisonsiegen hat Hamilton bereits seine Vorjahresmarke eingestellt. Mit dem fünften WM-Titel würde der Brite als Nummer zwei der ewigen Bestenliste mit der argentinischen Legende Juan Manuel Fangio gleichziehen. Lediglich Rekordchampion Michael Schumacher, der Deutsche fuhr sieben Titel ein, würde dann noch vor ihm liegen.

Bis 2021 ist das möglich, warum denn nicht? Kaum einer in der Formel 1 hätte je gedacht, dass es erneut gelingen würde, dass ein Team (Ferrari) und ein Fahrer (Schumacher) fünfmal in Serie alles gewinnen. Von 2000 bis 2004 war die Königsklasse das „Reich der roten Göttin“. In der Gegenwart ist diese Rennsportserie nur noch Wolffs Geschäftsfeld und Hamiltons Spielwiese. Seit 2014 gewinnt immer Mercedes die Konstrukteurs-WM, seit 2014 siegten dreimal Hamilton (2014, 2015, 2017) und einmal Nico Rosberg (2016). Es fehlt dann also nur noch eine Saison, dann wäre der Wiener am Gipfel (dieser Statistik) angelangt. Erliegt er dann dem Lockruf der Formel E, von der er so begeistert als beeindruckende Zukunftsvision schwärmen kann?

Freilich, Wolff lässt Team, Hamilton und seine Serie nicht feiern, ehe es nicht fix ist. Auch kennt der Brite die Tücken dieser Branche, die ihn 2007 die WM um einen Punkt an Räikkönen verlieren sah. Doch auch in dieser Saison kann Mercedes gar nicht genug Fehler machen, damit die Konkurrenz davon wirklich profitieren kann. Ihr fehlt einfach die Ordnung, die Kraft, das Auto – der richtige Mann am Schaltknopf.

GP VON SUZUKA

1. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 1:27:17,062

2. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes 12,919 Sek.

3. Max Verstappen (NED) Red Bull 14,295 Sek.

Weiters, 4. Ricciardo (AUS) Red Bull 19,495 5. Räikkönen (FIN) Ferrari 50,998 6. Vettel (GER) Ferrari 1:09,873.

WM-Stand(17/21 GP): 1. Hamilton (GBR) 331 2. Vettel (GER) 264 3. Bottas (FIN) 207.

Konstrukteurs-WM: 1. Mercedes 538 2. Ferrari 460 3. Red Bull 319.

Hamilton ist in Austin Champion, wenn . . .
er gewinnt und Vettel höchstens Dritter wird,
er Zweiter wird und Vettel höchstens Fünfter,
er Dritter wird und Vettel höchstens Siebenter,
er Vierter wird und Vettel höchstens Achter,
er Fünfter wird und Vettel höchstens Neunter,
er Sechster wird und Vettel keinen Punkt holt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.10.2018)

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