Jubiläumsshow nach vertrautem Drehbuch

Stand bei 75 der bisherigen 1000 Grands Prix der Formel 1 ganz oben: Lewis Hamilton.
Stand bei 75 der bisherigen 1000 Grands Prix der Formel 1 ganz oben: Lewis Hamilton.(c) REUTERS (ALY SONG)
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Analyse. Das 1000. Rennen der Formel 1 war keines für die Geschichtsbücher. Bleibt zu hoffen, dass eine Prophezeiung von Toto Wolff eintritt.

Shanghai/Wien. Entschieden war der 1000. Grand Prix der Formel 1 wie so viele in der jüngeren Geschichte nach der ersten Kurve. Lewis Hamilton startete von Platz zwei, zog an Mercedes-Teamkollegen Valtteri Bottas vorbei und fuhr das Rennen sicher nach Hause.

Ansonsten geschah in Shanghai in den gut eineinhalb Stunden nicht allzu viel, die Highlights sind schnell aufgezählt: Ein kurzer Zweikampf zwischen Sebastian Vettel (Ferrari) und Max Verstappen (Red Bull), ein Doppelboxenstopp von Mercedes, bei dem die Crew innerhalb von 6,2 Sekunden beide Autos abfertigte, und das ein oder andere Duell im Mittelfeld. Keine Sternstunde der Motorsportgeschichte also. Das war auch der 900. Grand Prix vor fünf Jahren nicht. Der Sieger damals in Bahrain: Hamilton im Mercedes.

Dass die Silberpfeile nun in China im dritten Saisonrennen den dritten Doppelsieg (!) gefeiert haben, ist kein gutes Omen für die Weltmeisterschaft. So eine Ausbeute zu Saisonbeginn gab es zuletzt 1992 (Williams mit der Fahrerpaarung Nigel Mansell und Riccardo Patrese). Doch gegen Mercedes war in den vergangenen fünf Jahren schon kein Kraut gewachsen.

Ferrari enttäuscht

Was zu Ferrari führt: Die Scuderia schaffte es zuletzt nicht einmal dann Rennen zu gewinnen, wenn sie über das klar schnellste Auto verfügte. Das war besonders bitter beim Heimrennen im vergangenen September in Monza zu bestaunen, als die Ferraris von den Plätzen eins und zwei gestartet waren und am Ende Hamilton siegte. Zuletzt auch vor zwei Wochen in Bahrain: Charles Leclerc und Vettel dominierten erneut das Qualifying und fuhren dann nur die Plätze drei und fünf ein.

Nun, beim Jubiläums-Grand-Prix in China, brachte Nummer-eins-Pilot Vettel nicht einmal eine Teamorder gegen den aufstrebenden Leclerc nötigen Schub, um Mercedes zu gefährden. Der Deutsche landete auf Platz drei, und weil sein Team nach dem richtungsweisenden Funkspruch an Leclerc („Let Sebastian by. Let Sebastian by.“) mit der Boxenstoppstrategie das Rennen des jungen Monegassen komplett vermurkste, landete der zweite Ferrari nur auf Platz fünf hinter Verstappen. Duelle mit dem Red-Bull-Mann, wie in Shanghai auch Vettel eines bestehen musste, sind nicht der Anspruch von Ferrari. „Am Ende steht, dass wir mit Mercedes nicht mithalten konnten“, meinte Vettel, der sich dieses Mal zumindest keinen groben Fehler leistete.

Red-Bull-Coup

Von den 1000 bisherigen Grands Prix hat Hamilton nun 75 gewonnen (in der ewigen Bestenliste liegt nur noch Michael Schumacher vor dem Briten). Besonders angestrengt wirkte der 34-Jährige in China nicht. „Der Start hat wirklich den Unterschied gemacht. Danach war es irgendwie Geschichte.“ Sein Mercedes-Teamchef Toto Wolff betrieb ein wenig Understatement: „Es hat einfach ausgesehen, das war es aber nicht.“

Auch Hamilton – der Titelverteidiger hat im WM-Klassement die Führung übernommen – erklärte artig: „Wir haben keine Ahnung, wie das nächste Rennen ausgehen wird.“

Nächste Station im Rennkalender ist in zwei Wochen der Große Preis von Aserbaidschan. Zu hoffen bleibt, dass jener Fall eintritt, den Toto Wolff am Beginn dieser Saison prophezeit hat. Nämlich dass sich die Kräfteverhältnisse von Rennen zu Rennen ändern, dass einmal Mercedes, dann wieder Ferrari vorn sein werde.

Und Red Bull: Der österreichisch-britische Rennstall sicherte sich beim Jubiläumsrennen mit einem fast neuen Reifensatz für Pierre Gasly im Finish den Punkt für die schnellste Rennrunde. Ein Achtungserfolg für das Team, das auch mit neuem Honda-Motor noch nicht dort ist, wo es eigentlich hin möchte.

GRAND PRIX VON CHINA SHANGHAI

1. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 1:32:06,350
2. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes +6,552 Sek.
3. Sebastian Vettel (GER) Ferrari +13,744

4. Max Verstappen (NED) Red Bull +27,627 5. Charles Leclerc (MON) Ferrari +31,276 6. Pierre Gasly (FRA) Red Bull +1:28,904 7. Daniel Ricciardo (AUS) Renault +1 Runde 8. Sergio Pérez (MEX) Racing Point +1 Runde 9. Kimi Räikkönen (FIN) Alfa Romeo +1 Runde 10. Alexander Albon (THA) Toro Rosso +1 Runde 11. Romain Grosjean (FRA) Haas +1 Runde 12. Lance Stroll (CAN) Racing Point +1 Runde 13. Kevin Magnussen (DEN) Haas +1 Runde 14. Carlos Sainz jr. (ESP) McLaren +1 Runde 15. Antonio Giovinazzi (ITA) Alfa Romeo +1 Runde 16. George Russell (GBR) Williams +2 Runden 17. Robert Kubica (POL) Williams +2 Runden 18. Lando Norris (GBR) McLaren +6 Runden. Ausgeschieden: Nico Hülkenberg (GER) Renault, Daniil Kwjat (RUS) Toro Rosso.

Schnellste Runde: Pierre Gasly (FRA) Red Bull, 1:34,742 Min. (Schnitt: 207,130 km/h).

WM-Stand (nach 3 von 21 Rennen): 1. Hamilton 682. Bottas 62 3. Verstappen 39.

Konstrukteurs-WM: 1. Mercedes 130 2. Ferrari 73 3. Red Bull 52.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2019)

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