Wie Toto Wolff den „Reifen ins Fenster bringt“

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Mercedes dominiert die Formel-1-Saison und bleibt auch in Spielberg auf der Überholspur. Die angesagte Reifen-Revolution findet nicht statt, Toto Wolff erklärt - und muss lachen.

Spielberg. Toto Wolff lächelt immer, aber am Freitag hatte der Wiener Motorsportchef von Mercedes besonderen Anlass zur Freude. Er strahlte regelrecht, denn bei einem kurzerhand angesetzten Meeting in der leidigen Reifen-Causa wurde in Spielberg Klartext gesprochen. Der eindringliche, aber in Wahrheit illusorische Wunsch der Konkurrenz, die Pirelli-Reifen auf das Niveau des Vorjahres zurückzustufen um damit mehr Chancengleichheit zu erwirken, wurde abgeschmettert.

Vertreter aller Teams und Fahrer wie Lewis Hamilton oder Sebastian Vettel waren anwesend, nur vier Rennställe (RB Racing, Toro Rosso, Ferrari, Haas) begehrten vor dem GP von Österreich (Sonntag, 15.10 Uhr, live ORF1) die Revolution, die eigentlich keine sein konnte, da doch schon auch im Vorjahr die Übermacht der Silberpfeile mehr als eindeutig war. „Es bleibt eine Frage der Temperatur, ab der der Reifen ins Fenster gebracht wird“, übte sich Wolff trocken im Fachjargon.

RB-Motorsportberater Helmut Marko hatte ob der Unterlegenheit danach getrachtet, Veränderungen des Reglements zu erwirken. Risiko (Blasenbildung) oder Effekt (Abstand bleibt gleich) blieben Streitpunkte, es ging um 0,4 Millimeter mehr Lauffläche der Reifen. Nur Mercedes verstehe das, so Marko. Es sei nicht zielführend.

20 Kilogramm Ballast?

Dem hielt Wolff entgegen, dass die Monotonie generierende Problematik eher an Streckenlayouts, Kurvengeschwindigkeiten und Downforce auszumachen sei. Auch den finalen, nur als Scherz eingestuften Vorschlag der Konkurrenz lehnte er ab: „20 Kilogramm Ballast in unser Auto packen wir sicher nicht!“

Dass auf Spielbergs „Powerstrecke“ andere Teams bessere Ausgangslagen hätten, versuchte Wolff noch tunlichst auszuloben in seiner höflichen Form des Understatements. Doch schon nach der ersten Trainingsfahrt, in der Lewis Hamilton eine unfassbare Bestzeit (1:04,838 Min.) auf den Asphalt knallte, war klar, dass die Silberpfeile nicht aufzuhalten sind. Die einzigen Gegner mit minimaler Siegchance: Ferrari und Red Bull.

Sicher kein „Toto Ecclestone“

Auch in einem anderen Bereich erteilte Wolff Spekulationen eine klare Absage. Gerüchte hielten sich hartnäckig, wonach er 2020 bei F1-Eigentümer Liberty Media anheuern und in der Rolle eines Bernie Ecclestone 2.0 der Rennserie vorstehen würde. „Ich bin von mentalen Breakdowns geheilt“, ätzte Wolff und beteuerte, dass ihm seine aktuelle Rolle und Aufgabe erfülle. Das Wettrennen gegen die Stoppuhr sei seine Leidenschaft, auf der anderen Seite würde nur Business warten – damit sei dieser Job für ihn keine Option.

Wichtiger sei ihm, die Entwicklung von Mercedes voranzutreiben, F1-Werbewerte („Drei Milliarden Dollar“) weiter zu steigern und parallel dazu im nächsten Jahr den Einstieg in die Formel E zu meistern. Der Umweltaspekt läge ihm und der Industrie nahe, man dürfe nicht nur auf E-Serien schauen. Wolff: „Was ist mit synthetischem statt fossilem Treibstoff? Wir werden es ausprobieren, Ich finde den Ansatz sehr interessant.“

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