Mercedes hat die Qual der Wahl

Noch ist Esteban Ocon nur Ersatzmann bei den Silberpfeilen.
Noch ist Esteban Ocon nur Ersatzmann bei den Silberpfeilen.(c) APA/AFP/LLUIS GENE (LLUIS GENE)
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Routinier Valtteri Bottas oder Supertalent Esteban Ocon – wer wird am Ende im begehrtesten Cockpit der Formel 1 Platz nehmen? Der junge Franzose hatte im Fahrerkarussell schon öfter unverschuldet das Nachsehen.

Budapest. Nach dem Grand Prix von Ungarn (Qualifying heute 15 Uhr, Rennen Sonntag 15.10 Uhr, je live ORF eins) verabschiedet sich die Formel in die Sommerpause. Und dann beginnt sich traditionell das Fahrerkarussell zu drehen. Eine Frage birgt dabei besonders viel Spannung: Wie wird sich Mercedes entscheiden?

In einem Interview in der Zeitung „Die Welt“ hat Teamchef Toto Wolff angekündigt, noch im August den künftigen Teamkollegen von Weltmeister Lewis Hamilton zu verkünden. Wolff, der auch 30 Prozent am Mercedes-Rennstall hält, hat die Wahl zwischen Valtteri Bottas und Esteban Ocon.

„Wir haben in Valtteri einen Topfahrer, das ist uns bewusst“, meinte Wolff. Der Finne, 29, fährt seit 2017 für Mercedes und überzeugt seither, vor allem aber kommt er WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton nicht in die Quere. „Aber wir haben auch diesen aufregenden jungen Fahrer, Esteban Ocon, der seinen Platz in der Formel 1 verdient“, betonte Wolff.

Der 22-jährige Ocon, aktuell Ersatzfahrer bei Mercedes, hat in seinen bisherigen beiden vollen Formel-1-Saisonen für Schlagzeilen gesorgt. Als einer der wenigen Fahrer seiner Generation hat es der schlaksige Mann aus Frankreich ohne großen Namen oder reiche Unterstützer – der Vater besitzt eine Werkstatt in der Normandie – in die Königsklasse des Motorsports geschafft. Bei Force India lieferte er sich 2017 und 2018 ein beinhartes Duell mit dem etablierten Sergio Perez. Im zweiten Jahr deklassierte er den Mexikaner in den Qualifying-Duellen 16:5 und fuhr den Force India in Spa auf Startplatz drei hinter Hamilton und Sebastian Vettel (Ferrari).

Dennoch war es zwei Monate später Teamkollege Perez, der das letzte verbliebene Force-India-Cockpit erhielt. Milliardär Lawrence Stroll hatte den insolventen Rennstall übernommen und seinen Sohn Lance mitgebracht. Außerdem wollte man nicht auf die Millionen des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim verzichten, der seinen Landsmann Perez seit dessen Jugendjahren unterstützt.

„Wir sind in der Formel 1 an einem Punkt angekommen, an dem jemand mit Geld genommen wird, anstatt einem Nachwuchstalent eine Chance zu geben“, meinte Mercedes-Star Hamilton im Vorjahr in Spa in Richtung Ocon. „Er braucht ein gutes Auto, weil er einer der besten Fahrer ist.“ Davon war auch Renault überzeugt, das Werksteam entschied sich dann aber in letzter Minute für Daniel Ricciardo – und gegen den Franzosen. Nun könnte Hamiltons eigener Rennstall dessen Forderung nach einem konkurrenzfähigen Auto für Ocon nachkommen.

Teamchef Wolff ließ noch keine Präferenz für Ocon oder Bottas erkennen. „Wir haben beide, und beide verdienen eine Chance im Mercedes.“ (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.08.2019)

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