Russland darf nicht zur Schlussfeier

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FILE PHOTO - Pyeongchang 2018 Winter OlympicsREUTERS
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15 Millionen Dollar wurden von Russlands OK an das IOC überwiesen, damit "Aufwendungen und Kosten" der Dopingaffäre getilgt sind.Ohne Farben, Fahne und Hymne waren 169 Athleten am Start. Zwei Dopingfälle aber brachten eine "Wende", das IOC gewinnt Zeit.

Natürlich, Politik und Geld. Dem Internationalen Olympischen Komitee ist in der brisanten Russland-Causa ein cleverer Schachzug gelungen. Das IOC-Exekutivkomitee entschied, die im Zuge des Doping-Skandals verhängte Suspendierung Russlands vor der Abschlussfeier der Winterspiele nicht aufzuheben.

Die Begnadigung ist vertagt und soll erst erfolgen, wenn alle Doping-Proben von Pyeongchang als negativ bestätigt werden. Dies kann noch Monate dauern. "Das IOC hätte die Aufhebung der Suspendierung erwägen können, weil die "Olympischen Athleten aus Russland" die Entscheidung des IOC-Exekutivkomitees vom 5. Dezember 2017 respektiert haben", hieß es in einer IOC-Mitteilung. Dennoch hätten zwei Athleten aus Russland in Pyeongchang gegen die Dopingregeln verstoßen. "Das war sehr enttäuschend und hat das IOC - zusätzlich zu anderen Überlegungen - davon abgehalten, auch nur darüber nachzudenken, die Suspendierung für die Schlussfeier aufzuheben."

Kein Widerspruch kam vom russischen IOC-Mitglied. "Wir wollen nun ein neues Kapitel im olympischen Sport aufschlagen", sagte Schamil Tarpischtschew. Vor vier Jahren hatte Russland als Gastgeber der Winterspiele in Sotschi die positiven Doping-Proben eigener Athleten illegal durch den Geheimdienst FSB und auf Geheiß staatlicher Stellen öffnen und manipulieren lassen.

In der IOC-Führung war es nach eigenen Angaben ein langes und hartes Ringen, um diesen Kompromiss, das von den in Pyeongchang aufgedeckten Doping-Fällen des Curlers Alexander Kruschelnizki und der Bobfahrerin Nadeschda Sergejewa erheblich belastet wurde.

"Wir machen mit dieser Entscheidung nicht alle glücklich. Wir werden kritisiert werden", sagte Nicole Hoevertsz, die Vorsitzende der IOC-Bewertungskommission, und erklärte zu den beiden aufgeflogenen Dopern: "Beides waren individuelle Fälle. Es gab keine Hinweise auf ein organisiertes Dopingsystem."

Das dreiköpfige Gremium hatte während der Spiele geprüft, ob die Russen einen Verhaltenskodex nach "Buchstaben und Geist" befolgt haben und der IOC-Exekutive eine Empfehlung für eine Wiederaufnahme Russlands gegeben. Auf Basis dieses Reports hatte sich die Führung des Ringe-Ordens unter der Leitung von IOC-Präsident Thomas Bach am Samstag nach mehr als dreistündiger Beratung vertagt und erst am Sonntagmorgen um 8.55 Uhr zur Entscheidung durchgerungen.

Um sich Rückendeckung zu verschaffen, trug Bach diesen Beschluss zunächst als Vorschlag der 132. IOC-Session vor und erhielt von den Mitgliedern einstimmige Zustimmung. "Die Diskussion auf der Session spiegelt die der Exekutive wieder", sagte Bach und dankte "für eine lebhafte Debatte".

In ihrem Bericht vor der Session hatte Hoevertsz bestätigt, dass sich die 168 "Olympischen Athleten aus Russland" und ihre Teamleitung in Südkorea tadellos verhalten und sich korrekt an die Kleidungsordnung gehalten haben. Die ausgewählten Sportler mussten ohne Fahne, Hymne und mit neutraler Bekleidung antreten. Auch die russischen Zuschauer hätten sich positiv betragen. Erfüllt wurde zudem von Russland ein weiterer wichtiger Teil der vom IOC verhängten Sanktionen. Es überwies am 20. Februar die geforderten 15 Millionen Dollar. Das Geld ist für Maßnahmen im Anti-Doping-Kampf vorgesehen.

Hoevertsz, die frühere Synchronschwimmerin von den Niederländischen Antillen, betonte, dass "Russland an den Winterspielen in Pyeongchang nicht teilgenommen" habe. "Alle Ergebnisse und Medaillen wurden von OAR-Athleten erreicht."

(APA/DPA)

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