Fußball-EM 2020

Die Fußball-EM 2020 wird in den Metropolen Europas ausgetragen. Das Wettbieten hat jetzt schon begonnen. Und die armen Fans? Uefa-Präsident Michel Platini rät zu Billig-Airlines.

Zunächst hat man eher an eine Schnapsidee von Michel Platini gedacht, aber der Uefa-Präsident hat das tatsächlich ernst gemeint. Schon bei der Euro 2012 in Polen und in der Ukraine hat der Franzose mit dem Vorschlag, das Turnier 2020 an verschiedene Großstädte zu vergeben, aufhorchen lassen, nun hat das Uefa-Exekutivkomitee dieser Fußballrevolution zugestimmt. Damit ist das alte Austragungssystem Geschichte, die EM 2016, die Platini noch seinen Landsleuten zugeschanzt hat, ist die letzte in dieser Form.

Die Europäische Fußball-Union muss mit der Zeit gehen, die wirtschaftliche Lage zwingt zum Umdenken. Ein Land allein kann die Kosten kaum mehr stemmen, mit den möglichen Bewerbungen für 2020 waren Uefa und Michel Platini auch nicht gerade glücklich. Die Türkei hatte Interesse bekundet, Georgien und Aserbaidschan wollten gemeinsam kanditieren. Auch Schottland, Irland und Wales haben über eine gemeinsame Sache nachgedacht. Alles keine idealen Lösungen.

Die Uefa will möglichst viel Geld lukrieren, mit der Vergabe der EM 2020 an vermutlich 13 Metropolen könnte dies auch gelingen. Michel Platini dürften die vorweihnachtlichen Punschstände inspiriert haben, denn das Wettbieten hat hinter den Kulissen bereits am Freitag begonnen. Die Bewerber um Spielorte bringen sich in Stellung, jeder europäische Verband will sich ein Stück vom EM-Kuchen abschneiden. Wenn die Uefa rein wirtschaftliche Überlegungen anstellt, dann werden ausschließlich die Bestbieter zum Zug kommen. Städte, die obendrein über ein riesiges Stadion und über eine funktionierende Infrastruktur verfügen.

Der Uefa-Generalsekretär, Gianni Infantino, verspricht die größte Party, die je bei einer Europameisterschaft gefeiert wurde, als Motto zum 60. Jubiläum hat man „Euro for Europe“ ausgegeben. Es besteht allerdings der dringende Verdacht, dass die Uefa in Wahrheit eher die Währung gemeint hat. Was das für die Fußballfans bedeutet, das lässt sich aus heutiger Sicht noch gar nicht abschätzen. „Follow your team“, das wird sich künftig kaum einer leisten können. Aber auch diese Bedenken hat Michel Platini bereits im Sommer weggewischt. Er hat in diesem Zusammenhang auf die Vielzahl an Billig-Airlines verwiesen.

Bewerbungen haben bereits die Belgier mit Brüssel abgegeben, auch die Niederländer wollen (mit Amsterdam und Rotterdam) dabei sein. Deutschland will gar mit bis zu drei Austragungsorten (München, Berlin, Hamburg) am EM-Kuchen mitnaschen. Heiß umkämpft ist das Finale. Die Türkei gilt wegen ihrer bisherigen Nichtberücksichtigung als Favorit. Kampflos wird Istanbul das Endspiel aber nicht bekommen. Denn die Engländer werden Wembley ins Rennen schicken.

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.12.2012)

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