Ski-WM

Das hat schon Charly Kahr 1982 gewusst: Eine Ski-WM im eigenen Land ist gefährlich.

In Schladming ist zwar kein Stein auf dem anderen geblieben, dafür gibt es den Hopsi noch. Er hoppelt wie schon 1982 kreuz und quer durch das Ennstal. Das Maskottchen erinnert an eine Weltmeisterschaft, die von Beginn an unter keinem guten Stern gestanden ist. Zuerst versank der Ort im Schnee, dann wurde er vom Regen aufgeweicht, die Pisten wurden weich und quatschig. Also setzte das ein, wovon jeder Veranstalter Albträume bekommt. Verschiebungen, Verschiebungen, Absagen, Absagen, die Termine begannen sich zu spießen. Der Unmut begann alsbald zu wachsen, Ingemar Stenmark, der Slalomkönig aus Schweden, verschob seine Anreise, er soll anonyme Morddrohungen erhalten haben. Was aus dem wortkargen Stenmark den ganz großen Schweiger werden ließ. Auch als Weltmeister.

Die österreichischen Skifans aber waren im Februar 1982 zunächst geschockt. Mehr als geschockt. Das Gold, um das es immer geht, schien in unerreichbarer Höhe zu hängen. Vom Damenteam, das in Haus im Ennstal kämpfte, konnte man damals keine Wunderdinge erwarten. Annemarie Moser hatte ihre Karriere endgültig beendet, Nachfolgerin war keine in Sicht. Der Weg war frei für Erika Hess, die Schweizerin avancierte zum großen Star der Titelkämpfe. Sie nahm gleich drei Goldmedaillen mit nach Hause. Die heute 50-Jährige gewann den Slalom, den Riesentorlauf und die Kombination. Mit der Abfahrt kam die Kanadierin Gerry Sorensen am besten zurecht, ein Jahr davor hatte sie auch schon in Haus gewonnen.

Der Herrencheftrainer, Charly Kahr, hatte bereits vor der WM gewarnt. „Eine Weltmeisterschaft im eigenen Land ist gefährlich!“ Der gebürtige Schladminger musste so manches durchmachen. Denn auch seine Mannen konnten nicht das halten, was die Skination erhoffte und verlangte. Anton Steiner holte Bronze in der Kombination, das war natürlich zu wenig – aber immerhin die erste Medaille für das Gastgeberland. An diesem Tag aber wurde Bronze zur Nebensache, denn Franz Klammer kam beim Abfahrtstraining zu Sturz. Schwer zu Sturz.

Schladming drohte zum großen Desaster zu werden, die Königsdisziplin hatte man auf den letzten Tag verschoben. Der goldene Ritt über die Planai gelang Harti Weirather, er wurde so zum Retter der Nation und gleichsam zum Nationalhelden. Der große Franz Klammer wurde letztlich Siebenter, Erwin Resch holte Bronze.

Weirather hat später seinen WM-Titel versilbert, schon damals mit dabei war Hubertus von Hohenlohe. Der Prinz wurde 1982 in der Abfahrt 41., der Rückstand betrug über zehn Sekunden. Wie die Zeit vergeht, wird sich 2013 zeigen. Hubertus von Hohenlohe bestreitet mit 54 seine bereits 15. WM.

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2013)

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