Ein Steilpass in die Tiefe des Sports: Volleyballkrieg

Der Iran sperrt Frauen im Sport aus und sogar ein. Sanktionen gibt es aber nur im kleinen Rahmen. Der Iran wittert eine internationale Verschwörung, kritisiert auch die kritische Haltung von Österreich.

Der Internationale Volleyballverband (FIVB) hat in dieser Woche eine große Chance ausgelassen, hat den Ball einfach ins Netz geschlagen, statt ein noch deutlicheres Zeichen zu setzen. Der Kontrahent heißt seit Wochen Iran, im Volleyball eine große Nummer, in der Welt des Sports aber ein Problemkind. Es geht konkret um die Diskriminierung von Frauen, denn in der Islamischen Republik ist ihnen der Besuch von Fußballspielen verboten. Aber auch Volleyballspiele der Herren dürfen nicht besucht werden.

Der Versuch einer jungen Frau, Ghontscheh Ghawami, sich dem zu widersetzen, hat zur Inhaftierung geführt. Sie war in Einzelhaft, nach Angaben ihres Anwalts wurde sie inzwischen zu einer Haftstrafe von einem Jahr verurteilt. Da ihr das Urteil noch nicht zugestellt wurde, ist Ghawami in Hungerstreik getreten.

Der Internationale Volleyballverband hat dagegen lautstark protestiert, einen Brief an den iranischen Präsidenten geschrieben, Menschenrechtsorganisationen fordern ihre Freilassung. Wobei der Präsident des iranischen Volleyballverbandes, Reza Davarzani, sagt, Ghawamis Fall habe nichts mit Volleyball zu tun und es unfair sei, „eine Verbindung zwischen einer nicht sportbezogenen Aktivität und unserem Sport herzustellen“. Die offizielle Begründung lautet nun: „Sie hatte Kontakte mit iranischen Oppositionskreisen und wurde daher wegen Propaganda gegen das Establishment angeklagt.“

Der Volleyballweltverband hat nun Sanktionen angekündigt. Er will es dem „Iran nicht mehr gestatten, Wettbewerbe des Weltverbandes auszutragen, solange es Frauen verboten ist, Volleyballspiele zu besuchen“. Allerdings werden die Sanktionen nicht die bereits angesetzten Weltligaspiele im kommenden Jahr betreffen. Auch die Asien-Meisterschaften für Klub- und Nationalmannschaften bleiben 2015 dort, wo sie sind – nämlich in Teheran. Die Unter-19-WM jedoch, die wird definitiv nicht im Iran stattfinden. Der Generalsekretär des iranischen Verbandes sagt: „Wir warten jetzt auf die Begründung und entscheiden dann, was wir tun.“ Der Iran vermutet jedenfalls eine internationale Verschwörung.

Auch die Österreicher bekamen ihr Fett ab, weil sich Österreichs Volleyballpräsident Peter Kleinmann vehement für die Freilassung der iranisch-britischen Ghontscheh Ghawami einsetzt. Auf der Facebook-Seite „Free Ghoncheh Ghavami“ steht: „Es steht Österreich nicht zu, in dieser Angelegenheit einen Kommentar abzugeben. Österreich hat nicht einmal ein gutes Volleyballteam, um in dieser Sache irgendetwas zu sagen zu haben.“

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.11.2014)

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