Infantinos Fußball-Zirkus

Fifa-Präsident Gianni Infantino ist wieder auf PR-Tour, will bereits die WM 2022 in Katar mit 48 Teams austragen – zum Gedeih seiner Wiederwahl und der Gewinnmaximierung.

Gianni Infantino ist ein höchst umtriebiger Funktionär. Der Italo-Schweizer steht seit Februar 2016 dem Fußballweltverband Fifa vor und ist immer unterwegs. Er macht allerorts Werbung in eigener Sache. Vor allem lässt er dabei kein Stilmittel ungenützt, um die WM zu Höchstpreisen zu verkaufen, allen 211 Fifa-Mitgliedern bzw. nationalen Verbänden mehr Geld oder WM-Startplätze zu versprechen. Infantino ist ein kalkulierender Geschäftsmann, für manche sogar gewiefter und zielstrebiger, ja: direkter als sein Vorgänger, Sepp Blatter. Der 48-Jährige weiß ganz genau, was er zu tun hat, um seinen Wahlkampf anzukurbeln. 2019 stellt er sich der Wiederwahl – und wird gewinnen.

Derzeit tourt Infantino durch Katar. Trotz aller politischen Spannungen in der Golfregion glaubt er, dass seine Vision, schon die WM 2022 mit 48 Mannschaften auszutragen und nicht erst 2026 in den USA, Mexiko und Kanada, umsetzbar sei. Nicht allein in Katar, sondern im Zusammenspiel aller Nachbarländer des Emirats.

Dass Saudiarabien oder Bahrain die diplomatischen Beziehungen eingefroren haben und beide Nationen immer wieder ins soziale Zwielicht geraten, ist für Infantino nicht von Belang. Er hält es scheinheilig für eine „schöne Botschaft“, würden 48 Teams am Golf um Fußballgold spielen – freilich der Temperaturen wegen erst im Dezember. Dass die WM so an Qualität verliert und mit Dreier-Gruppen Spannung einbüßt, tangiert ihn kaum. Es geht einzig und allein um Gewinnmaximierung. In Brasilien betrugen die Einnahmen der Fifa 3,3 Milliarden Euro. Dem Gastgeber blieb – bis auf eine kapitale Schuldenlast – nichts.

Mit 16 weiteren Teilnehmern würde die Zahl der Spiele auf 80 steigen. Das Turnier war für 21. November bis 18. Dezember 2022 festgelegt worden, nach Infantinos Vision müsste es verlängert werden. Wie groß die Freude darüber bei den europäischen Klubs wäre, kann man sich leicht ausrechnen. Dass allerdings die Zustimmung in Afrika und Asien immens wäre, versteht sich: Besserer Zeitpunkt, mehr Startplätze, Geld – viel Überzeugungsarbeit muss Infantino gar nicht mehr leisten.

Wer soll an der WM-Revolution noch zweifeln, wenn er sogar angeblich die Aufweichung des eigenen Fifa-Ethik-Codes eingeleitet hat, um das Business vor lästigen Fragen zu bewahren. So wie er es schon zu Uefa-Zeiten getan hat, legen „Football Leaks“ und „Spiegel“ nahe, als er mit Paris und Man City harmlose „Deals“ aushandelte wegen kapitaler Financial-Fairplay-Fouls.

Der Handel mit der 48er-WM ist sein persönliches Meisterwerk. Infantino wird alles unternehmen, um sie 2022 zu verwirklichen. Koste es, was es wolle, weil es doch noch mehr Milliarden einbringt.

markku.datler@diepresse.com

Diepresse.com/Sport

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.11.2018)

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