Die Schneeflocken von Pattaya

Steigen FIS-Kongresse fortlaufend an exotischen Destinationen, die mit Wintersport überhaupt nichts zu tun haben, schickt das irgendwann doch eher irritierende Signale aus.

Was haben Cancun, Antalya, Kapstadt, Miami, Melbourne, Rio de Janeiro, Costa Navarino, Vilamoura und Pattaya gemein? Allesamt Destinationen, die mit Stränden, Meer, kalten Getränken und warmen Temperaturen glänzen. Dass in all diesen Orten auch schon Kongresse des internationalen Skiverbandes FIS stattgefunden haben, ist ein durchaus interessantes Detail. Die Wahl solch exotischer Destinationen zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte dieses Verbandes.

Dass sich die FIS-Granden 2020 in Thailand treffen und unter anderem die Vergabe der Ski-WM 2025 (Saalbach bewirbt sich) beschließen oder über den Fortbestand traditioneller Rennen wie der Kombination befinden, hat rein gar nichts mit der Skibegeisterung der Star-Geigerin Vanessa-Mae zu tun. Sie verlieh Winterspielen mit dem Start für Thailand einen Aufputz, doch es geht rein ums Geschäft. Wohl begleitet von der größten Dichte an Fünfsternhotels.

Über die Signalwirkung regt sich keiner auf, warum denn? Nur beim anrüchigen Pattaya war es einem doch zu bunt geworden. Ein Kongress an diesem Ort schade dem Image der FIS, meinte Norwegens Verbandspräsident, Erik Røste. Die Folge? Er wurde gehört, die Auswahl nicht diskutiert.

Gian Franco Kasper hat seinen Verband fest im Griff. Der 75-Jährige kann sich serienweise verbale Einfädler leisten, sein geschäftslastiges Faible für Diktaturen äußern und bei Widerständen halbherzig widerrufen. Hinterlistige Fangfragen nach dem Klimawandel fallen an Urlaubsstränden selten. Auf die Antwort, warum ein Mexikaner keine WM-Abfahrt gewinnen sollte aus Werbezwecken, darf man gespannt warten.

Kasper steht der FIS unangefochten seit 1998 als Präsident vor. Davor lenkte er 23 Jahre lang als Generalsekretär die Geschicke – und übernahm die Chefposition von Marc Hodler, der der FIS selbst 47 Jahre lang als Präsident Form und Starre verliehen hatte. Die Liste der FIS-Chefs fällt kurz aus, in der 94-jährigen Geschichte gab es nur vier.

Solang „Skinationen“ wie Samoa, Bermuda, Kuwait oder Uganda seiner Richtung folgen, mitstimmen und finanzielle Hilfen erwarten dürfen, muss Kasper aus 130 Mitgliedsverbänden der FIS keinen Gegenkandidaten fürchten. Vermutlich auch über 2022 hinaus nicht, dann würde seine fünfte Amtszeit enden. Dieses Modell funktioniert übrigens auch wunderbar im Fußball: Brot und Spiele. Ach ja: und Kongresse.

markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2019)

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