Rechtzeitig Sand unter den Füßen

„Obrigado“, rief der siegreiche Dominic Thiem den Tennisfans in Rio zu.
„Obrigado“, rief der siegreiche Dominic Thiem den Tennisfans in Rio zu.APA/AFP/J.P.ENGELBRECHT
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Der umstrittene Sandplatzabstecher nach Südamerika hat sich für Dominic Thiem gelohnt. Er triumphierte in Rio, muss aber schon heute seinen bisher größten Titel verteidigen.

Rio de Janeiro/Wien. Dominic Thiem trotzt der Zeitverschiebung, den Reisestrapazen und vor allem dem wöchentlichen Belagwechsel. Einmal mehr hatte die Turnierplanung des Niederösterreichers für Unverständnis gesorgt: vom Hartplatz in Rotterdam direkt zum Sandplatzturnier nach Rio de Janeiro, nur eine Woche später bei der Mission Titelverteidigung in Acapulco zurück auf Hardcourt.

Zumindest der Ausflug auf seinen Lieblingsbelag nach Südamerika hat sich schon einmal ausgezahlt. Die Umstellung bei Timing, Ballabsprung und Beinarbeit hat Thiem wenig Probleme bereitet, er gewann das 500er-Turnier in Rio ohne Satzverlust und im Wissen, dass nur der Titel seinen Platz in den Top Ten der Weltrangliste sichern würde. „Ich habe fünf sehr gute Matches gespielt, vor allem im Halbfinale und im Finale gegen großartige Spieler“, erklärte der Weltranglisten-Neunte.

Kurioses 500er

So souverän sich Thiem in der brasilianischen Metropole auch präsentierte – für seinen Siegerscheck über 314.880 Dollar (298.000 Euro) musste er nicht einen Gegner aus den Top 20 der Welt besiegen, ein Kuriosum für ein Turnier der dritthöchsten Kategorie. Die Spanier Albert Ramos-Viñolas (ATP-24.) und Pablo Carreño Busta (ATP-23.) waren in Halbfinale und Endspiel seine härtesten Konkurrenten. Neben dem Österreicher schlug mit Kei Nishikori (ATP-5.) nur ein weiterer Top-20-Spieler in Rio auf, der Japaner aber kassierte eine Auftaktniederlage. „Es tut sich immer etwas im Raster auf“, relativierte Thiem. Zum Vergleich: Beim 250er-Turnier in Marseille waren zeitgleich sechs Top-20-Spieler im Einsatz.

„Ein 500er ist ein 500er“, stellte Thiem nach dem ersten Highlight dieser Saison klar. „Ein unfassbares Gefühl, nach dem etwas holprigen Saisonstart heuer, den Titel hier in Rio holen zu können.“ Begonnen hatte er das Jahr mit zwei Viertelfinalniederlagen in Brisbane und Sydney, es folgten das Viertrunden-Aus in Melbourne, eine Auftaktniederlage in Sofia und erneut ein Viertelfinal-Aus in Rotterdam.

Im Endspiel von Rio entschied Thiem auch das vierte Duell gegen Carreño Busta für sich (7:5, 6:4). Mit 23 Jahren krönte er sich zum jüngsten Champion des Turniers, trug sich nach über acht Monaten wieder in die Liste der ATP-Turniersieger ein, im ATP-Race, dem offiziellen Jahresranking 2017, liegt er bereits auf Platz fünf. Insgesamt war es der achte ATP-Titel für Österreichs Nummer eins, der sechste auf Sand und der zweite der 500er-Kategorie nach Acapulco vor einem Jahr.

Nur rund zweieinhalb Stunden nachdem Thiem von Gustavo Kuerten („eine absolute Legende“) die Rio-Trophäe überreicht bekommen hatte, hob sein Flieger auch schon in Richtung Mexiko ab. Nach der 20-stündigen Anreise nach Acapulco beginnt heute die Titelverteidigung mit der Auftaktpartie gegen Gilles Simon (ATP-25.). Den Franzosen hatte Thiem erst Mitte Februar im Achtelfinale von Rotterdam 6:4, 7:6 besiegt, im Head-to-Head gegen den 32-Jährigen liegt er 4:2 voran.

Djoković, Nadal und Co.

Dass er sich nun wieder auf einen anderen Belag umstellen muss, sah Thiem gelassen. „Ich bin auch im Vorjahr von Sand direkt auf Hartplatz in Acapulco umgestiegen, und ich habe es gut hinbekommen. Es ist nicht die beste Vorbereitung, aber ich hoffe, ich schaffe das noch einmal.“ Im mexikanischen Urlauberparadies wartet ein vergleichsweise langsamer Hardcourt mit hohem Ballabsprung. „Da fühle ich mich wohl.“

Die Konkurrenz aber ist eine Nummer größer als noch in Rio. Angeführt wird sie von Novak Djoković (ATP-2.) und Rafael Nadal (6.), auch Marin Čilić (8.), David Goffin (11.) und der wieder erstarkte Juan Martín del Potro (32.) sind Titelanwärter. Thiem ist die Nummer vier des Turniers, er sagt: „Es wird nicht einfach mit den Reisen und der Zeitverschiebung, aber ich fühle mich gut. Ich habe viel Selbstvertrauen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2017)

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