Rafael Nadal, eine neue Dimension der Dominanz

Am Ziel aller Träume: Nadal gelang „La Decima“, der zehnte Paris-Triumph.
Am Ziel aller Träume: Nadal gelang „La Decima“, der zehnte Paris-Triumph.(c) APA/AFP/LIONEL BONAVENTURE (LIONEL BONAVENTURE)
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Der zehnte Triumph von Rafael Nadal bei den French Open war ein Erfolg mit Ansage. Im Alter von 31 Jahren agierte der Spanier in Paris dominant wie nie zuvor.

Rafael Nadal hat Sonntagnachmittag in Paris ein weiteres Mal Tennisgeschichte geschrieben. Der Spanier besiegte im Finale der French Open seinen Herausforderer Stan Wawrinka in 2:05-Stunden Spielzeit mit 6:2, 6:3, 6:1. Er triumphierte damit zum bereits zehnten Mal im Stade Roland Garros, dabei hat die Dominanz des 31-Jährigen in diesem Jahr eine neue Dimension erreicht. Auf dem Weg zu „La Decima“ gab Nadal in sieben Matches keinen einzigen Satz und nur 35 Games ab. Auch bei seinen Siegen 2008 und 2010 war der nun 15-fache Grand-Slam-Champion ohne Satzverlust geblieben, hatte dabei aber mehr Games verloren.

Wawrinka bezog in seinem vierten Major-Endspiel erstmals eine Niederlage, der Schweizer war wie sämtliche Gegner des Spaniers in den vergangenen zwei Wochen chancenlos. Nadal dominierte nicht bloß mit seiner Vorhand, auch seine Rückhand bot keinerlei Angriffsfläche; sie war eine echte Waffe. Kaum ein Aufschlag Wawrinkas brachte Nadal auf dem weitläufigen Court Philippe Chatrier in Bedrängnis. Und mit seinem eigenen Service öffnete der Mallorquiner immer wieder geschickt den Platz.

Der Sieg über Wawrinka war Nadals 79. in Paris, demgegenüber stehen in 13 Jahren nur zwei Niederlagen gegen Robin Söderling 2009 und Novak Djoković 2015. Nadal hat das Spiel auf Sand wie kein Spieler vor ihm geprägt, im Grunde hat er es revolutioniert. Seinen Vorhand-Topspinschlag gab es in dieser Form zuvor nicht, gepaart mit einer unglaublichen Physis entstand der Mythos Nadal.

Nicht ansatzweise am Limit

Zwölf Jahre nach seinem ersten Coup in Paris hat der Linkshänder, der seine Vorhand bis zum zehnten Lebensjahr beidhändig spielte, abermals das wichtigste Sandplatzturnier der Welt gewonnen. „Das Gefühl, hier zu spielen, ist mit nichts zu vergleichen. Das ist das wichtigste Turnier meiner Karriere, ohne Zweifel“, meinte Nadal, der Wawrinka in dessen zweitem French-Open-Endspiel (Sieg 2015) nach allen Regeln der Tenniskunst zur Verzweiflung brachte.

Wawrinka musste bei seinen Schlägen permanent ein Höchstmaß an Risiko eingehen, während Nadal immer Antworten parat hatte und dennoch kein einziges Mal im gesamten Turnierverlauf bis zum Äußersten gefordert war. Dabei gibt es keine alternativen Spielweisen, wie Nadal auf Sand beizukommen ist. Die einzige Saisonniederlage auf Sand musste der Iberer im Rom-Viertelfinale gegen Dominic Thiem hinnehmen. Österreichs Aushängeschild hatte dabei bedingungslos riskiert – sein Plan ging damals auf. „Aber solche Tage habe ich drei Mal im Jahr“, gestand er später. Im Halbfinale von Paris rückte Nadal die Kräfteverhältnisse wieder zurecht, er überließ Thiem nur sieben Games.

Der Thron winkt

Dass der hinter Roger Federer (18) an Grand-Slam-Titeln zweiterfolgreichste Spieler der Historie eine starke Sandplatzsaison spielen würde, hatte sich bereits zu Saisonbeginn angekündigt. Nadal erreichte das Finale der Australian Open (Niederlage gegen Federer) und fand nach Handgelenksproblemen im Vorjahr zurück zu alter Stärke.

Nach seinem ersten Major-Erfolg seit drei Jahren (Paris 2014) scheint nun auch die Spitze der Weltrangliste für die neue Nummer zwei wieder erreichbar. Schon in Wimbledon, wo Nadal im Vorjahr nicht antrat, könnte er Titelverteidiger Andy Murray ablösen. Weltranglistenerster war Nadal zuletzt am 6. Juli 2014.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2017)

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