Novak Djokovic wurde mit seinen eigenen Waffen geschlagen.
Wien/Melbourne. Sechsmal hat Novak Djokovic die Australian Open gewonnen, nur dreimal hat er hier eine Partie in drei Sätzen verloren. Die ersten beiden Dreisatzniederlagen setzte es gegen Marat Safin (2005) und Roger Federer (2007), zwei Weltranglistenerste also. Nun unterlag er im Achtelfinale Hyeon Chung, 21 Jahre alt und Nummer 58 im Ranking, mit 6:7 (4), 5:7, 6:7 (3). „Ein Traum ist wahr geworden. Als ich jung war, habe ich immer versucht, Novak zu kopieren, weil er mein Idol ist“, erklärte der Südkoreaner.
Tatsächlich hat er Djokovic mit jener Defensivstärke zur Verzweiflung gebracht, mit der es dieser zu zwölf Major-Titeln gebracht hat: solides Grundlinienspiel, wenig unerzwungene Fehler (37 bei 47 Winner), Kampfgeist (14 abgewehrte Breakbälle), überragende Beinarbeit, Balance und Fitness. „Wann immer er in Bedrängnis war, hat er sich großartig befreit, an der Grundlinie war er wie eine Wand“, meinte Djokovic, der nach sechsmonatiger Verletzungspause sein Comeback gab und wie Mischa Zverev (ATP-35.), Daniil Medwedew (53.) und Alexander Zverev (4.) gegen den Sensationsmann von Melbourne machtlos war. Im Doppel hat Chung an der Seite von Radu Albot auch noch die an Nummer zwei gesetzten Masters-Sieger Henri Kontinen/John Peers verabschiedet.
Koreanische Premiere
Der 1,88-m-Mann, der am Ende der vergangenen Saison schon in eindrucksvoller Manier die ATP-Finals der besten Nachwuchsspieler in Mailand gewonnen hat, ist nun der erste Koreaner überhaupt – bei Herren und Damen –, der im Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers steht. „Heute war auch ein Sieg für mein Land, ich denke, Tennis wird einen Schub erleben“, meinte Chung. Am Mittwoch trifft er auf Thiem-Bezwinger Tennys Sandgren aus den USA. (joe)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2018)