Wie die Tennis-Preisgelder absurde Höhen erreichen

French Open 1995, Roland Garros, Grand Slam
French Open 1995, Roland Garros, Grand Slam(c) Ingrid Gerencser
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Dominic Thiem hat jetzt schon mehr Preisgeld verdient als Thomas Muster - und Novak Djokovic wird in naher Zukunft Roger Federer übertrumpfen.

Thomas Muster ist Österreichs erfolgreichster Tennisspieler aller Zeiten. Der Steirer gewann während seiner Karriere 44 Titel, sein größter Triumph war der Gewinn der French Open 1995. Der Lohn der harten Arbeit: 12,26 Millionen Dollar Karrierepreisgeld. Den am höchsten dotierten Scheck bekam Muster in Paris vor 23 Jahren überreicht, sein einziger Grand-Slam-Titel war mit 637.236 Dollar vergolten. Verglichen zu den heutigen Verdienstmöglichkeiten wurde Muster also regelrecht „abgespeist“. Wie in anderen Sportarten hat auch im Tennis das Preisgeld mittlerweile absurde Höhen erreicht.

Besonders markant sind die Zahlen bei den US Open, bei keinem anderen Turnier werden höhere Summen (Gesamtdotation 53 Mio. Dollar) ausgeschüttet. Wer 2018 in der ersten Runde verlor, der bekam stolze 54.000 Dollar, auf den Sieger warten 3,8 Millionen Dollar. Zum Vergleich: 2010, also vor erst acht Jahren, verdienten Erstrundenverlierer 19.000 Dollar, beinahe nur ein Drittel der heutigen Summe. Champion Rafael Nadal erhielt damals 1,7 Mio. Dollar. Dominic Thiem hat längst noch nicht so viele Matches und Titel (10) wie Muster gewonnen, aber bereits mehr Preisgeld (12,62 Mio.) lukrieren als der ehemalige Weltranglistenerste.

Die Rechnung ist einfach: Je später die Profikarriere startet, desto mehr lässt sich verdienen. Das erklärt auch, warum der 37-jährige Preisgeld-König Roger Federer (117,5 Mio./98 Titel) nur unwesentlich mehr Preisgelder eingespielt hat als der sechs Jahre jüngere Novak Djoković (115,3 Mio./70 Titel). Federer war schon früher erfolgreich, zwischen seinem ersten und bis dato letzten Grand-Slam-Titel liegen 15 Jahre.
Sein Wimbledon-Sieg 2003 war mit 956.802 Dollar dotiert, der diesjährige Triumph in Australien zu Jahresbeginn wurde ihm mit vier Millionen Dollar versüßt. Ein Ende des Preisgeld-Wahnsinns ist nicht in Sicht, 2019 wird es noch mehr zu verdienen geben.

("Die Presse", Printausgabe 05.09.2018)

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