Das Match um die Tennis-Superstars

Roger Federer (r.) und Nick Kyrgios (l.) rühren die Werbetrommel für den Laver Cup in Chicago. Bürgermeister Rahm Emanuel, John McEnroe und Rod Laver schauen zu.
Roger Federer (r.) und Nick Kyrgios (l.) rühren die Werbetrommel für den Laver Cup in Chicago. Bürgermeister Rahm Emanuel, John McEnroe und Rod Laver schauen zu.(c) Ch. R. Arbogast/AP/PD
  • Drucken

Auf der Weltbühne ist der Machtkampf der Interessen größer denn je. Neben der ATP mit ihren Turnieren wollen sich auch die Organisatoren von Davis Cup und Laver Cup positionieren.

Chicago/Wien. Nur wenige Tage, nachdem etliche Länder über den Globus verteilt ihre Davis-Cup-Duelle bestritten haben, kommt es von Freitag bis Sonntag in Chicago zum nächsten Nationenwettstreit. Rod Laver, die australische Tennislegende, bittet im United Center, das ansonsten als Heimstätte der Blackhawks (Eishockey) und Bulls (Basketball) dient, zur zweiten Auflage des Laver Cups. Die in Prag absolvierte Premiere 2017 war als voller Erfolg gewertet worden, weil nahezu alle Superstars aufschlugen, die Halle bestens gefüllt war und der Modus von den Fans angenommen wurde. Speziell das Doppel von Roger Federer und Rafael Nadal schlug damals außerordentlich hohe Wellen.

Auch 2018 sind etliche Größen des Spiels Lavers Ruf, beziehungsweise jenem des Geldes, gefolgt. Im Gegensatz zum vergangenen Daviscup-Wochenende, an dem mit Dominic Thiem und Marin Čilić nur zwei Top-10-Spieler für ihr Land antraten, tummeln sich in Chicago gleich sieben Top-10-Spieler. Einzig der rekonvaleszente Weltranglistenersten Rafael Nadal bleibt beiden Veranstaltungen fern. Im Vorjahr wurden Federer und Co. mit einer mittleren sechsstelligen Antrittsprämie nach Prag gelockt, deren Höhe je nach Weltranglistenposition variierte. Zudem erhielt jeder Spieler aus dem siegreichen Team Europa zusätzlich 250.000 Dollar.

Auch Thiem hatte beim Laver Cup 2017 für nur ein Match (Sieg über John Isner) sehr gutes Geld verdient, dieses Jahr entschied er sich frühzeitig gegen einen Start in Chicago. „Von Europa in die USA und dann nach Asien zu fliegen, das hätte keinen Sinn gemacht“, erklärte der 25-Jährige, der stattdessen diese Woche beim ATP-Turnier in St. Petersburg spielt. Dass der Laver Cup schon bei seiner Premiere Erfolg hatte und dies auch bei seiner zweiten Auflage haben wird, missfällt den Verantwortlichen des Internationalen Tennisverbands (ITF) und der Profispielervereinigung (ATP). Die ITF sieht darin eine Konkurrenz zum Davis Cup, die ATP zu den üblichen Turnieren (diese Woche wird in St. Petersburg und Metz gespielt). Dabei gefällt der Grundgedanke des Laver Cups durchaus.

Ein Team aus Europa spielt gegen eines aus dem Rest der Welt, je sechs Athleten bilden eine Mannschaft, die Einzel und Doppel spielt. Am Freitag bringt jeder Sieg einen Punkt, am Samstag zwei Punkte, am Sonntag drei Punkte – das Format verspricht Spannung bis zum Schluss. Und betreut werden die Teams von zwei lebenden Legenden, Björn Borg (Team Europa) und John McEnroe (Team Welt). Der Vergleich mit dem 118 Jahre alten Daviscup, der nach seiner Reform ab 2019 ein grundverändertes Gesicht erhält, hinkt, wie nicht nur Federer meint. Der Laver Cup biete ein völlig anderes Format, auf drei Tage konzentriert, nur ein Mal im Jahr.

„Dazu ist er neu, der Daviscup lebt von seiner Tradition“, erklärte der Schweizer im Vorjahr. Der Laver Cup mag unterhaltend sein, weil es stets ein Genuss ist, die besten Spieler der Welt gegeneinander antreten zu sehen. Rein sportlich ist der Stellenwert der Veranstaltung allerdings zu hinterfragen, zumal auf der großen Bühne und dem ohnehin dichten Spielplan der Stars nicht für alle Platz ist.

Spätestens ab 2020 möchte die ITF ihr Davis-Cup-Finalturnier nach den US Open abhalten – und befindet sich damit voll auf Konfrontationskurs mit dem Laver Cup. Und die ATP? Sie schickt ab Jänner 2020 den neuen World Team Cup ins Rennen.

AUF EINEN BLICK

Team Europa: Roger Federer, Novak Djokovic, Alexander Zverev, Grigor Dimitrov, David Goffin, Kyle Edmund.

Team Welt: Juan Martin del Potro, Kevin Anderson, John Isner, Nick Kyrgios, Jack Sock, Diego Schwartzman.

Gespielt wird von Freitag bis Sonntag im United Center in Chicago, täglich stehen drei Einzel und ein Doppel am Programm. Europa gewann die erste Auflage 2017.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.09.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.