„Thiemstag“: Das Heimspiel ruft

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Dominic Thiem startet am Dienstag gegen den belgischen Qualifikanten Ruben Bemelmans seine Titelmission bei den Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle. Die Konkurrenz: 14 Top-30-Spieler.

Wien. Auf den Tag genau vor acht Jahren, am 23. Oktober 2010, schlug ein 17-jähriger Jungspund aus Lichtenwörth in der Wiener Stadthalle erstmals im Rampenlicht der ATP Tour auf. Zugegeben, das Rampenlicht war nicht besonders grell, zum ersten Tag der Qualifikation pilgerten traditionell nur eingefleischte Tennisfans in den 15. Wiener Gemeindebezirk. Dominic Thiem, als Österreichs größtes Talent seit Jürgen Melzer gehandelt, war mit einer Wildcard des Veranstalters ausgestattet worden. Vorzuweisen hatte er neun Weltranglistenpunkte, 1300 Euro Karrierepreisgeld – und krachende Grundlinienschläge.

Der krasse Außenseiter schlug sich bei seinem Debüt beachtlich. Marsel ?lhan, damals die Nummer 93 der Weltrangliste, mühte sich nach 2:24 Stunden zu einem 6:7-, 6:3-, 6:3-Erfolg. Thiem erntete Applaus von den spärlich besetzten Rängen. Er verlor zwar das Spiel, gewann aber die Erkenntnis, auf dem richtigen Weg zu sein.

Am Dienstag, acht Jahre später, wird die Stadthalle aus allen Nähten platzen. Es ist „Thiemstag“, so wird der Tag des ersten Auftritts des French-Open-Finalisten hier seit geraumer Zeit medienwirksam genannt. Die Erste Bank Open samt Turnierdirektor Herwig Straka erfreuen sich der Strahlkraft ihres Zugpferds, das Auftaktmatch gegen den belgischen Qualifikanten Ruben Bemelmans (ATP 134, nicht vor 17 Uhr live ORF Sport plus, Sky) wird Massen bewegen.

Die Stadthalle ist so etwas wie das sportliche Wohnzimmer Dominic Thiems. „Ich habe alle Phasen durchlaufen, war schon als Kind hier, als ich noch keine Ahnung von Tennis hatte. Später wurde ich ein sehr interessierter Zuschauer.“ Davon, irgendwann selbst am Vogelweidplatz aufzuschlagen, habe er „immer geträumt“. Seit seinem Debüt 2010 hat der Schützling von Günter Bresnik keine Auflage mehr verpasst, nirgendwo sonst hat er öfters gespielt. Sein bislang bestes Match zeigte Thiem 2013, als er als Nummer 149 den an Position acht geführten Franzosen Jo-Wilfried Tsonga an den Rande einer Niederlage brachte, erst mit 6:7 im dritten Satz verlor. Tsonga hatte Thiem, damals 20, noch auf dem Court eine große Zukunft prophezeit.

Herkulesaufgabe

Während der Rechtshänder mittlerweile elf Titel (drei allein 2018) einfahren konnte, in sieben weiteren Finals stand, ist ihm ausgerechnet bei seinem Heimturnier der große Coup bislang vollends verwehrt geblieben. 2013 sollte ihm zum ersten und letzten Mal der Vorstoß ins Viertelfinale gelingen, in den vergangenen beiden Jahren kam das Aus im Achtelfinale.

Auch in dieser Woche werden wieder alle Augen auf Thiem gerichtet sein, nicht bloß aufgrund der Tatsache, dass er als Nummer eins gesetzt ist. Doch Setzlisten können ohnehin trügerisch sein, vor allem bei einer solchen Dichte an Topspielern, wie sie in Wien vorherrscht. Der letzte bei Nennschluss direkt für den Hauptbewerb qualifizierte Spieler war der Ungar Marton Fucsovics als Nummer 43. „Der Cut“, sagt Thiem, „ist verrückt niedrig.“ Insgesamt 14 Spieler aus den Top 30 kämpfen dieser Tage um 500 Punkte für den Sieger und ein Gesamtpreisgeld von 2,8 Millionen Euro, ohne die Absagen von Hyeong Chung und Richard Gasquet wären es sogar noch zwei Top-30-Spieler mehr gewesen. Zum Vergleich: Beim Parallelturnier in Basel, das von Roger Federer und Alexander Zverev angeführt wird, sind neun Top-30-Spieler am Start.

Natürlich ist der Turniersieg Dominic Thiems ganz großes Ziel. Es ist ein Kindheitstraum, der ihn so lange begleiten wird, bis er ihn endlich erreicht hat. Fünf Siege sind dafür bis Sonntag vonnöten, zumindest gedanklich ist der Weg vorgezeichnet. „Ich bin bereit.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.10.2018)

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