Zverev steht mit dem Rücken zur Wand

Nicht nur sportlich erlebt der beste deutsche Tennisprofi gerade die schwierigste Phase seiner Karriere. Mit seinem langjährigen Manager Patricio Apey streitet er vor Gericht, mit seiner Freundin ist Schluss.
Nicht nur sportlich erlebt der beste deutsche Tennisprofi gerade die schwierigste Phase seiner Karriere. Mit seinem langjährigen Manager Patricio Apey streitet er vor Gericht, mit seiner Freundin ist Schluss.(c) APA/AFP/CHRISTOF STACHE (CHRISTOF STACHE)
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Seit zwei Monaten ist Alexander Zverev im Tief, nun fällt der Deutsche aus den Top drei der Rangliste. Dominic Thiem kehrt mit viel Selbstvertrauen nach Madrid zurück.

München/Madrid. Das hatte sich Alexander Zverev anders vorgestellt. Spätestens das Heimturnier in München sollte die Wende zum Positiven bringen, nachdem der deutsche Tennisstar seit Anfang März in keinem Turnier mehr als zwei Partien gewonnen hatte. Zuletzt in Acapulco hatte er Anfang März ein Finale erreicht und dieses gegen den Australier Nick Kyrgios verloren. Stattdessen aber hat die Saison für den 22-Jährigen einen vorläufigen Tiefpunkt erreicht.

Zverev wehrte bei den BMW-Open im Viertelfinale gegen den Chilenen Cristian Garin zwar drei Matchbälle ab, nützte dann aber seinerseits zwei Chancen zum Weiterkommen ins Halbfinale nicht und verlor die Partie in drei Sätzen. Von den durch den München-Sieg im Vorjahr gewonnenen 250Punkten für die Weltrangliste konnte er nur 45 verteidigen. Damit rutscht Zverev heute wieder aus den Top drei des Rankings und liegt vor den großen Sandplatzturnieren nur noch einen Platz vor Dominic Thiem. Während der Österreicher nach dem Barcelona-Sieg mit viel Selbstvertrauen zum nächsten Turnier nach Madrid gereist ist, steht der Berliner nun mit dem Rücken zur Wand. Vor einem Jahr hat Zverev beim Masters-1000 in der spanischen Hauptstadt den Lichtenwörther im Finale besiegt und somit diese Woche 1000 Punkte für die Weltrangliste zu verteidigen.

Unsicherheit dominiert bei Zverev

Zverev selbst sprach nach seinem Ausscheiden in München von einer Unsicherheit, die sich in seinem Tennis eingenistet habe. Es gelingt ihm nicht, jenen konstanten Druck zu erzeugen, der ihn vor zwei Jahren erstmals unter die Top 20 der Welt gebracht hat. Die Niederlage gegen Garin war in vieler Hinsicht typisch für sein Tennis der vergangenen Wochen: Zu weit hinter der Grundlinie stehend, agierte die deutsche Nummer eins zu passiv, was wiederum zu vielen Eigenfehlern führte. Das nagte auch am Selbstvertrauen in den eigenen Angriff, ansonsten eine Stärke von Zverev. Hinzu kommt, dass der 1,98 Meter große Spieler seine Niederlagen nicht gegen Kaliber wie Rafael Nadal, Novak Djoković oder Roger Federer hinnehmen musste, sondern gegen Spieler wie Nicolas Jarry aus Chile (ATP-Rang 70), Jaume Munar aus Spanien (60), Garin (47), Landsmann Jan-Lennard Struff (55.) oder den spanischen Altmeister David Ferrer (144.), der kürzlich seinen Rücktritt bekannt gegeben hat.

Doch nicht nur sportlich erlebt der beste deutsche Tennisprofi gerade die schwierigste Phase seiner Karriere. Mit seinem langjährigen Manager Patricio Apey streitet er vor Gericht, mit seiner Freundin ist Schluss. Sein Vater musste kürzlich ins Krankenhaus, war aber in München wieder an seiner Seite. Aber Zverev muss nach vorn schauen, angesichts der Auslosung in Madrid kein leichtes Unterfangen für ihn. Nach einem Freilos in Runde eins trifft er früh auf Roberto Bautista Agut, den spanischen Sandplatzwühler, der in München bis ins Halbfinale kam.

Schwieriges Madrid-Los für Thiem

Dominic Thiem peilt nach zwei Finalniederlagen 2017 und 2018 auf Madrider Boden den großen Coup an. „Das Turnier liegt mir sehr, die Bedingungen taugen mir dort wirklich extrem und ich habe die letzten zwei Jahre dort richtig gut gespielt“, ist der ÖTV-Star guter Dinge. Allerdings kann auch er sich in Runde zwei nicht zurücklehnen, wartet auf ihn dort doch wahrscheinlich mit Pablo Carreno Busta ebenfalls ein zäher Spanier. Bei einem Weiterkommen könnte Thiem bei einem seiner Lieblingsturniere auf den italienischen Monte-Carlo-Sieger Fabio Fognini treffen. Das ist eine alles andere als leichte Auslosung für den 25-jährigen Niederösterreicher, in dessen Viertel auch Roger Federer sein Sandplatz-Comeback nach drei Jahren Pause gibt. Im Gegensatz zu Zverev hat sich Thiem mit den Siegen in Indian Wells und Barcelona neben Selbstvertrauen auch schon ein kleines Punktepolster schaffen können.

Während der Österreicher auf Sand die Punkte aus den Finali in Madrid (500) und Paris (1200) zu verteidigen hat, hatte Zverev 2018 bei den Turnieren bis inklusive French Open in Paris fast 2000 Punkte gesammelt – fast der Gegenwert eines Grand-Slam-Sieges. Scheidet Zverev allerdings weiterhin so früh aus, droht er in der Weltrangliste weiter abzurutschen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2019)

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