Thiem: „Hoffentlich der letzte große Schritt“

Dominic Thiem.
Dominic Thiem.(c) REUTERS (Sergio Perez)
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Bevor Dominic Thiem am Montag seine Titelmission startet, sprach er über Ex-Coach Günter Bresnik und die Lücke zu Rafael Nadal. „Ich glaube, dass ich mein bestes Tennis spiele.“

Paris/Wien. Gibt es überhaupt ein Szenario, in dem Dominic Thiem Roland Garros nicht als Sieger verlässt und trotzdem zufrieden ist? Der Niederösterreicher hat gerade seinen ersten Trainingstag auf dem neuen Centre Court absolviert und nimmt sich eine Nachdenkpause. „Eine schwierige Frage. Wenn ich im Viertelfinale, Halbfinale oder Finale knapp verliere und eine richtig gute Leistung gebracht habe, muss ich das akzeptieren, und dann werde ich Paris nicht zu unglücklich verlassen.“

Eine diplomatische Antwort, denn noch nie war der Eindruck so klar: Thiem, erstmals die Nummer vier des Turniers, ist zu den French Open gekommen, um nach zwei Halbfinals (2016, 2017) und einem Finale (2018) den Titel zu holen. Am Montag folgt der Startschuss, nach zwei Damen-Einzeln und einem Herren-Single wird der 25-Jährige auf dem Court Suzanne Lenglen, dem zweitgrößten Platz der Anlage, aufschlagen (vierte Partie nach 11 Uhr, live ORF Sport plus, Eurosport). Auftaktgegner ist der 22-jährige US-Amerikaner Tommy Paul, der aktuelle Weltranglisten-136. hat 2015 in Paris den Juniorentitel geholt. Im vergangenen Monat gewann der Mann aus New Jersey ein Challenger-Turnier in Sarasota und stand in einem weiteren in Tallahassee im Finale (jeweils auf Sand). „Der hat gar nichts zu verlieren, und das wird schon mal richtig gefährlich“, meinte Thiem vor seinem ersten Duell mit Paul. „Ich kenne die ganze Auslosung, aber trotzdem schaue ich nur, dass ich einmal die erste Runde überstehe. Ich muss von Anfang an hellwach sein.“

Alte, neue Favoriten

Dem ersten Grand-Slam-Titel seiner Karriere ordnet Thiem alles unter. Gleichzeitig weiß er, wie schwer dieses Vorhaben zu realisieren ist – auch wenn er auf den Pariser Sandplätzen noch mehr als vor einem Jahr neben Rafael Nadal und Novak Djoković zum engsten Favoritenkreis zählt. „Ich glaube, dass ich auf jeden Fall zurzeit das beste Tennis spiele, das ich je gespielt habe“, sagt der Weltranglistenvierte. Auch seine Saison (1000er-Titel in Indian Wells, 500er-Sieg in Barcelona) bezeichnet er als die bisher beste.

Thiem blickt nicht nur auf bereits große Erfolge 2019 zurück, sondern auch auf einschneidende Veränderungen in seinem engsten Umfeld. Zunächst wurde der chilenische Exprofi Nicolás Massú zum Touring-Coach, dann erfolgte stufenweise die komplette Trennung von Langzeit-Trainer, Mentor und Manager Günter Bresnik (seit Donnerstag ist bekannt, dass mit Herwig Straka der Veranstalter des Stadthallenturniers als Manager übernimmt).

„Ich glaube, dass der Schritt notwendig war“, nahm Thiem in Paris einmal mehr zur Trennung von Bresnik Stellung. „Hoffentlich war es der letzte große Schritt in meiner Karriere, der mich zu den ganz großen Erfolgen führt. Deshalb habe ich es gemacht. Natürlich haben ein paar andere Dinge auch eine Rolle gespielt.“

Nun gilt ohnehin der volle Fokus auf die French Open. „Nadal ist hier immer der Topfavorit. Ich glaube und hoffe, dass die Lücke zu ihm ein bisserl kleiner geworden ist. Aber es sind auch ein paar neue Spieler hinzugekommen, die ein Wort um den Titel mitreden werden. Wie zum Beispiel (Stefanos) Tsitsipas.“

Dennoch sei er auf alles vorbereitet, meinte Thiem. Der Blick zurück gibt ihm Zuversicht. „Ich habe die vergangenen drei Jahre hier immer sehr, sehr gut gespielt. Semifinale, Semifinale, Finale – das einzige verbliebene Ziel bei diesem Turnier ist der Turniersieg.“  (joe)

Ergebnisse 1. Runde

Herren: Federer (SUI/3) – Sonego (ITA) 6:2, 6:4, 6:4, Tsitsipas (GRE/6) – Marterer (GER) 6:2, 6:2, 7:6 (4), Nishikori (JPN/7) – Halys (FRA) 6:2, 6:3, 6:4, ?ilić (CRO/11) – Fabbiano (ITA) 6:3, 7:5, 6:1, Ruud (NOR) – Gulbis (LAT) 6:2, 7:6 (2), 6:0, Berrettini (ITA/29) – Andújar (ESP) 6:7 (3), 6:4, 6:4, 6:2, Dimitrow (BUL) – Tipsarević (SRB) 6:3, 6:0, 3:6, 6:7 (4), 6:4, Auger-Aliassime (CAN/25) hat abgesagt (Adduktorenverletzung).

Damen: Potapowa (RUS) – Kerber (GER/5) 6:4, 6:2, Muguruza (ESP/19) – Townsend (USA) 5:7, 6:2, 6:2, Martić (CRO/31) – Jabeur (TUN) 6:1, 6:2, Kučová (SVK) – Kusnezowa (RUS) 6:4, 6:2.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.05.2019)

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