Dominic Thiem: Das Beste kommt zum Schluss

Dominic Thiem holt am Montag in Paris zu seinem vierten French-Open-Viertelfinale in Folge aus.
Dominic Thiem holt am Montag in Paris zu seinem vierten French-Open-Viertelfinale in Folge aus.(c) APA/AFP/MARTIN BUREAU
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Dominic Thiem konnte in der ersten Woche der French Open noch nicht überzeugen, er weiß: „Ich muss mich gewaltig steigern." Im Achtelfinale wartet mit Gaël Monfils ein Showman.

Paris/Wien. Ohne spielerisch zu glänzen, hat Dominic Thiem die zweite Turnierwoche bei den French Open in Paris erreicht. Weder gegen den unbekannten US-Amerikaner Tommy Paul noch gegen den unkonventionell agierenden Kasachen Alexander Bublik oder Sandplatzwühler Pablo Cuevas aus Uruguay hat der 25-Jährige sein bestes Tennis gespielt. In seinen drei bisherigen Matches im Stade Roland Garros offenbarte Thiem Schwächen, die doch teils beunruhigten. Gegen Paul und Bublik entging der Niederösterreicher nur knapp einem fünften Satz, auch im Duell mit Cuevas präsentierte sich der Vorjahresfinalist längst nicht immer souverän.

Die Konkurrenz, allen voran Rafael Nadal und Novak Djoković, wird Thiems bisherige Vorstellungen durchaus freudig zur Kenntnis genommen haben, weil der Schützling von Nicolás Massú auf den Sandplätzen im Westen von Paris dieser Tage keinesfalls Angst und Schrecken verbreitet hat. Während Thiems prognostizierter Halbfinalgegner Djoković mit drei glatten Siegen ins Achtelfinale vorgedrungen ist und wie Nadal einen starken Eindruck hinterlassen hat, mühte sich der ÖTV-Star stets über vier Sätze. Unter dem Strich aber steht Thiem wie schon in den drei Jahren zuvor in der Runde der letzten 16, diese Tatsache allein sollte Auftrieb geben.

Makellose Bilanz

Auftrieb, den der Lichtenwörther gut gebrauchen kann, wartet am Montag (live in ORF Sport plus, Eurosport) doch mit Gaël Monfils ein höchst unangenehmer Gegenspieler. Monfils hat die Filzkugel in den ersten Turniertagen ziemlich gut getroffen, besser als Thiem. Der Japaner Taro Daniel (6:0, 6:4, 6:1) stellte für den Franzosen genauso wenig ein Problem dar wie seine Landsmänner Adrian Mannarino (6:3, 6:4, 6:4) und Wildcard-Mann Antoine Hoang (6:3, 6:2, 6:3). Thiem sieht sich nach den gezeigten Vorstellungen in Paris nicht in der Favoritenrolle („Ich muss mich gewaltig steigern"), das Head-to-Head sagt jedoch etwas anderes.

Der Niederösterreicher hat alle vier bisherigen Duelle mit dem 32-Jährigen aus Paris gewonnen, zwei Matches fanden auf Sand statt. Allerdings, Garant für einen weiteren Erfolg ist eine makellose Bilanz freilich nicht, diese Erfahrung machte Thiem erst vor wenigen Wochen in Monte Carlo. Gegen den Serben Dušan Lajović war der Weltranglistenvierte mit einer 5:0-Bilanz in sein Achtelfinale gegangen, um dieses letztlich klar mit 3:6, 3:6 zu verlieren.

Monfils hat jedenfalls die Waffen, nicht nur Thiem, sondern jedem Gegner Schwierigkeiten zu bereiten. Nicht umsonst hat der charismatische Franzose bereits Roger Federer (vier Siege) und Rafael Nadal (zwei Siege) auf seiner Abschussliste. Zudem, Thiem wird am Montag praktisch das gesamte Publikum gegen sich haben. „Das ist okay", erklärte er. „Mir ist lieber, es ist ein volles Stadion gegen mich, als es ist ein leeres Stadion. So schlimm wie in New York gegen Del Potro wird es schon nicht sein", erinnerte Thiem schmunzelnd an die schmerzvolle Achtelfinalniederlage bei den US Open 2017, als die Zuschauer den Argentinier zum Fünfsatzsieg peitschten.

Eklat bei der Pressekonferenz

Bis zum ersten Aufschlag sollte sich auch jegliche Aufregung gelegt haben, die im Rahmen von Thiems Pressekonferenz Samstagabend entstanden war. Weil Serena Williams auf ihre Pressekonferenz im Interviewraum Nummer eins drängte, musste Thiem in einen anderen Raum ausweichen. „Ich verstehe es nicht, wirklich. Ich meine, was zur Hölle . . .? Nein, das ist ein Witz, oder? (. . .) Ich muss den Raum verlassen, weil sie kommt", reagierte der 25–jährige fassungslos und verließ daraufhin seinerseits den Raum. „Für mich ist die Sache erledigt. Ich war nicht verärgert, aber es geht ums Prinzip", sagte Thiem am Tag danach. (cg)

French Open Achtelfinale

Herren: Federer (SUI/3) Mayer (ARG) 6:2, 6:3, 6:3.

Damen: Konta (GBR/26) − Vekić (CRO/23) 6:2, 6:4. Vondrousova (CZE) − Sevastova (LAT/12) 6:2, 6:0. Martić (CRO/31) − Kanepi (EST) 5:7, 6:2, 6:4.

Auf einen Blick

Dominic Thiem spielt am Montag bei den French Open in Paris um sein fünftes Major-Viertelfinale bzw. sein viertes in Roland Garros en suite. Gewinnt Thiem gegen Gaël Monfils (FRA/14), dann würde er Thomas Muster diesbezüglich in Roland Garros übertreffen. Muster stand insgesamt neun Mal in einem Grand-Slam-Viertelfinale, in Paris, wo er 1995 triumphierte,„nur" drei Mal.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.06.2019)

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